Leverkusen gewinnt gegen Dortmund 2:0 für die Werkself im Spitzenspiel

Leverkusen · Bayer 04 Leverkusen hat Ansprüche gestellt. Nicht mehr als Platz zwei in der Fußball-Bundesliga hatten sie bei der Werkself vor dieser Saison als Attacke ausgerufen. Die Grundlage scheint vorhanden zu sein.

 Javier Hernandez sorgte mit seinem Tor zum 2:0 für die Entscheidung.

Javier Hernandez sorgte mit seinem Tor zum 2:0 für die Entscheidung.

Foto: Federico Gambarini

Nun war der perfekte Moment für die Mannschaft von Trainer Roger Schmidt gekommen, dem eigenen Anspruch auf den Zahn zu fühlen. Mit Vizemeister Borussia Dortmund stand er den Leverkusenern im Topspiel des sechsten Spieltags gegenüber. Das Ziel direkt vor Augen schwang sich Bayer 04 zur besten Saisonleistung auf und näherte sich dem eigenen Verlangen, die Dortmunder einzuholen, durch ein verdientes 2:0 (1:0) bis auf zwei Punkte an. „Das war heute wieder das wahre Leverkusen“, erklärte Hakan Calhanoglu, der am Samstagabend zu den besten im Team des Siegers gehörte.

Es gehört zu den Phänomenen von Leverkusenern Mannschaften unter der Regie von Roger Schmidt, dass sie genau in dem Moment ihre besten Leistungen abrufen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen. Nur sieben Punkte und Platz zehn nach den ersten fünf Spielen und die beiden unglückseligen Remis in der Champions League hatten die ewigen Kritiker unter dem Bayer-Kreuz hellhörig gemacht. Noch eine Niederlage gegen den BVB und die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit würde klaffende Züge annehmen und Fragen aufwerfen.

„Wir wussten, dass wir nach unserem Saisonstart dieses Spiel gewinnen mussten“, sagte Roger Schmidt. Bayer aber machte sich die Druck-Situation zu eigen und legte eine großartige erste Viertelstunde auf den Rasen der mit 30210 Zuschauern ausverkauften Bayarena. Schmidt hatte sein Team gewohnt offensiv aufgestellt und sein gnadenloses Pressing-System tief in der gegnerischen Hälfte verordnet. Obwohl jeder Gegner weiß, was ihn gegen Leverkusen erwartet, ließen sich die Dortmunder überraschen.

Die Gastgeber eroberten Bälle, weil sie bissig in die Zweikämpfe gingen und als Team läuferisch präsent waren. Das System produzierte gleich Chancen: Ein Freistoß von Hakan Calhanoglu (3.) segelte knapp am Tor vorbei (3.). Dann musste BVB-Torwart Roman Bürki sein ganzes Können aufbieten, um einen Kopfball von Chicharito zu entschärfen (9.). Den daraus resultierenden Eckball von Calhanoglu durfte dann aber Admir Mehmedi per Kopf verwerten, weil Julian Weigl zehn Meter zentral vor dem eigenen Tor im Zweikampf mit dem Schweizer Probleme mit seiner Standfestigkeit offenbarte (10.). „Roman hat mir gesagt, dass es ein schönes Tor war und ich kann das bestätigen“, berichtete der Torschütze, der sich das Torwart-Trikot seines Freundes als Trophäe geschnappt hatte.

Die Dortmunder, bei denen Trainer Thomas Tuchel Mario Götze, Shinji Kagawa und Marcel Schmelzer auf der Bank ließ, benötigten 20 Minuten, um Zugang zum Spiel zu bekommen. Pierre-Emerick Aubamenyang (20.) scheiterte aber zunächst an Bayer-Keeper Bernd Leno und ließ sich drei Minuten später im letzten Moment von Benjamin Henrichs stoppen.

Leverkusen zog sich nun etwas weiter zurück und lauerte auf schnelles Umschaltspiel. Das bedeutete mehr Ballbesitz für die Gäste und massig Zweikämpfe im Mittelfeld, die die Leverkusener vehement führten. Das brachte ihnen drei Gelbe Karten und hielt den BVB von Bernd Leno fern. Jedenfalls bis zur 44. Minute, als Aubameyang seinem französischen Landsmann Ousmane Dembélé gekonnt auflegte, der Youngster aber aus 14 Metern den Oberrang der Bayer-Fantribüne anvisierte.

Dortmund musste etwas ändern und wechselte in der Pause. Schmelzer und der junge Emre Mor kamen für Christian Pulisic und den enttäuschenden Gonzalo Castro. Der Ex-Leverkusener hatte offensichtlich mehr mit den Pfiffen seiner ehemaligen Anhänger zu tun als mit dem Fußballspielen. Das neue Personal änderte aber nichts am Treiben auf dem Rasen. Was es an harten Zweikämpfen und Fouls zu viel gab, fehlte an Torchancen. „21 Fouls gegen uns sprechen eine klare Sprache“, empfand Thomas Tuchel das Leverkusener Spiel am Rande der Fairness. Dortmund fand aber genau deshalb keinen Weg durch die aufmerksame Bayer-Defensive. Leverkusen wiederum hatte lange Zeit Probleme seine Konter sauber zu Ende zu spielen. Erst als Aubameyang Jonathan Tah und Ömer Toprak einmal enteilte, musste Leno wieder ernsthaft eingreifen (73.). Auf der anderen Seite hatte Roger Schmidt Kevin Volland für Julian Brandt eingewechselt und der Ex-Hoffenheimer leitete die Entscheidung ein.

Sein feines Zuspiel nahm Calhanoglu auf, lief links in den Strafraum und bediente Chicharito, der hart bedrängt unnachahmlich aus fünf Metern zum 2:0 vollendete (79.) - und den Anspruch seines Vereins an diesem Abend Wirklichkeit werden ließ. „Die Mannschaft hat heute die Erwartungen bestätigt und übertroffen, dass wir in diese Tabellenregion gehören, der wir uns jetzt wieder genähert haben“, lobte Roger Schmidt.

Leverkusen: Leno; Bender (46. Wendell), Tah, Toprak, Henrichs; Kampl, Aranguiz (90. Baumgartlinger), Brandt (67. Volland), Mehmedi; Calhanoglu, Chicharito.
Dortmund: Bürki; Piszczek, Ginter, Sokratis, Guerreiro; Weigel, Castro (46. Schmelzer), Rode (71. Kagawa), Pulisic (46. Mor), Dembélé, Aubameyang.
SR.: Gräfe (Berlin)
Zuschauer: 30210
Tore: 1:0 Mehmedi (10.),2:0 Chicharito (79.)
Gelbe Karten: Aranguiz, Kampl, Chicharito, Toprak, Calhanoglu/Ginter.

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