Interview mit DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball „Wir müssen Ordnung schaffen“

Dortmund · In zehn Tagen reduziert sich die Dreifach-Funktionärsrolle von Reinhard Rauball als Präsident von Borussia Dortmund, des Ligaverbandes und des Deutschen Fußball-Bundes um die kommissarische Führung des krisengeschüttelten DFB.

 Auf dem DFB-Bundestag am 15. April endet die Zeit von Reinhard Rauball als DFB-Interimspräsident.

Auf dem DFB-Bundestag am 15. April endet die Zeit von Reinhard Rauball als DFB-Interimspräsident.

Foto: dpa

Auch über das Wiedersehen mit Jürgen Klopp äußerte sich der 69-Jährige als Gast des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten in Dortmund. GA-Redakteur Berthold Mertes zeichnete das Gespräch auf.

Herr Rauball, am 15. April endet Ihre Zeit als DFB-Interimspräsident mit Rainer Koch. Es läuft auf die Wahl von Reinhard Grindel hinaus. Gibt es etwa wirklich Neues oder ändern sich nur die Namen?
Rauball: Das wäre zu wenig. Wir haben Veranlassung genug, trotz aller Skandale nicht nur auf die internationalen Verbände Uefa und Fifa zu schauen. Wir müssen in unserem eigenen Beritt Ordnung schaffen und verlorengegangenes Vertrauen zurückgewinnen.

Wie soll das gelingen?
Rauball: Dazu gehört, dass wir Mechanismen einbauen in die Statuten. Dass die Aufsicht stimmt. Dass die Gremien so strukturiert sind, dass keine Dinge passieren wie die, über die wir uns zu sehr unterhalten mussten. Wir müssen auch personell sehen, dass wir einen Verband, der mehrere Monate ohne Präsidenten, Generalsekretär und Direktor für Finanzen war, neu aufstellen.

Und Sie werden sich am 15. April erleichtert fühlen, oder?
Rauball: Den DFB als Interimspräsident mit Herrn Koch zu führen, hat uns an Grenzen gebracht. Deshalb bin ich froh, dass jetzt die Nachwahl des Präsidenten erfolgt und dass es im November beim ordentlichen DFB-Bundestag um die erneute Wahl für eine Periode von drei Jahren geht.

Wie geht es Wolfgang Niersbach?
Rauball: Wir haben regelmäßigen Kontakt dadurch, dass er noch in den Exkos von Fifa und Uefa ist und uns intensiv darüber informiert, was dort in den Gremien passiert. Er hat jetzt das Verfahren vor der Ethikkommission zu bewältigen. Ich drücke ihm die Daumen.

Wie erleben Sie ihn?
Rauball: Ich kann mir vorstellen, dass ihm das Ganze gesundheitlich nicht gut getan hat. Aber er entwickelt sich allmählich in die Richtung, wie wir ihn kannten: lebensfroher und positiver.

Sollte er alle Ämter aufgeben?
Rauball: Er hat selbst erklärt, er tritt nicht zurück und niemand anders kann ihn dazu zwingen.

Was erwarten Sie vom neuen Fifa-Präsidenten Infantino?
Rauball: Ich erwarte von ihm, dass er die Dinge umsetzt, die durch die Statutenänderung jetzt schon auf dem Fifa-Kongress beschlossen worden sind. Dass er Vertrauen wiederherstellt in die Fifa, was nicht so einfach ist und sicherlich Jahre dauern wird. Dass er willens dazu ist, nehme ich ihm zu 100 Prozent ab. Dass er dazu in der Lage ist, weiß ich. Deshalb hat er auch die Unterstützung des DFB. Was ich nicht erwarte, ist, dass wir eine Aufstockung auf 40 Mannschaften haben werden bei der nächsten WM nach Katar. Das Aufblähen auf immer mehr Nationen wird dem Produkt nicht guttun.

Was empfinden Sie vor dem Wiedersehen mit Jürgen Klopp in der Europa League?
Rauball: Wenn sie mit ihm zweimal über den Borsigplatz gefahren sind, einmal sogar mit dem Double, sich in den Armen gelegen und auch zu ihm gestanden haben, als es nicht so erfolgreich lief – das nimmt man fürs Leben mit. Ich freue mich, ihn wiederzusehen. Vor allem, wenn er mir gratuliert.

Sind Sie überrascht, dass Thomas Tuchel so eingeschlagen hat?
Rauball: Er ist ein ganz anderer Trainer und Typ Mensch. Es war objektiv nicht vorhersehbar, dass jemand – egal wer – innerhalb so kurzer Zeit einen solchen Philosophiewechsel mit der Mannschaft vollziehen und trotzdem erfolgreich sein kann.

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