Kommentar zur verpassten WM der Niederlande Versauern auf der Bank

Meinung · Die niederländische Fußball-Nationalmannschaft ist in der WM-Qualifikation gescheitert. Das klingt peinlich, überraschend ist es laut unserem Autoren aber nicht. Er meint: Die Nachwuchstalente verlassen zu früh die heimische Liga.

 Ohne Holland fahr'n wir zur WM: Stellvertretend für die stolze Fußballnation Niederlande liegt deren Altstar Arjen Robben nach dem Qualifikations-Aus gegen Schweden am Boden.

Ohne Holland fahr'n wir zur WM: Stellvertretend für die stolze Fußballnation Niederlande liegt deren Altstar Arjen Robben nach dem Qualifikations-Aus gegen Schweden am Boden.

Foto:  Peter Dejong

Ohne Holland fahr'n wir zur WM. So wird es in den kommenden Wochen und Monaten wieder durch Clubs und Bierzelte schallen. Deutschlands ziemlich bester Fußballfeind hat die Qualifikation für die WM 2018 in Russland als Gruppendritter hinter Frankreich und Schweden verpasst. Das klingt peinlich, überraschend aber ist es nicht.

Der Vizeweltmeister von 2010 und WM-Dritte von 2014 ist im internationalen Vergleich längst keine Spitzenmannschaft mehr. Dass Nationen wie Frankreich Oranje längst enteilt sind, zeigte sich spätestens, als die Niederländer im August von den Franzosen mit 0:4 abserviert wurden. Bei der Équipe Tricolore wirbeln Jungstars wie Kylian Mbappé und Thomas Lemar, in der Elftal sind die Leistungsträger um den jetzt zurückgetretenen Kapitän Arjen Robben und Wesley Sneijder in die Jahre gekommen.

Das Problem der Niederländer: Die Schatten der Altstars sind lang. Talente gibt es schon. Es wächst jedoch keine international konkurrenzfähige Generation heran, weil Hochbegabte die in Europa nur zweitklassige niederländische Eredivisie zu früh verlassen. Sie versauern bei den Spitzenteams – vorzugsweise bei den finanzstarken Engländern – auf der Ersatzbank.

Beispiele gefällig? Memphis Depay: Schon als 21-Jähriger hochgejubelt und für mehr als 30 Millionen Euro vom PSV Eindhoven zu Manchester United gewechselt – viele Stunden auf der Ersatzbank und nur anderthalb Jahre später nach Frankreich zu Olympique Lyon „geflüchtet“. Vincent Janssen: Der Nationalspieler wechselte aus Alkmaar zum englischen Topclub Tottenham Hotspur, zog nach nur zwei Toren in 28 Spielen zu Fenerbahce Istanbul weiter. Die Türken sind kein internationaler Spitzenclub, die Liga ist nicht stärker als die niederländische.

Platz drei hinter den Schweden ist für die stolze Fußballnation Niederlande hart, objektiv gesehen aber einfach nur leistungsgerecht.

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