Zwischenbilanz Nations League umstritten - UEFA-Chef Ceferin begeistert

Düsseldorf · Für die deutsche Nationalmannschaft war die Premiere der Nations League alles andere als gut. Kritik an dem Wettbewerb gibt es weiterhin. Die UEFA und die sportlich erfolgreichen Teams sprechen von einem Erfolg des neuen Wettbewerbs. Stimmt das?

 Das Logo der UEFA Nations League.

Das Logo der UEFA Nations League.

Foto: Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE

Nach dem Ende der Gruppenphase in der Nations League hat Deutschland das Privileg verloren, bei der EM-Qualifikation als Gruppenkopf gesetzt zu werden.

Nach 138 Spielen in den drei Abstellungsperioden der ersten Saisonhälfte fällt eine erste Zwischenbilanz des neuen Wettbewerbs sehr unterschiedlich aus.

Die Nations League ist ein überflüssiger Wettbewerb

Die kritischen Stimmen bleiben. Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts hält die Nations League für gescheitert. "Man sollte sie sofort wieder abschaffen", sagte Vogts. Liverpools Coach Jürgen Klopp meinte, die Nations League sei zwar eine gute Idee - aber in einer anderen Sportart. "Im Fußball ist dafür kein Platz", sagte Klopp. Der niederländische Verbandspräsident Michael van Praag hält den neuen Wettbewerb hingegen für gelungen, nicht nur weil Oranje als Gruppensieger noch alle Chancen hat den Wettbewerb zu gewinnen. "Für Deutschland, England, Spanien, Frankreich und auch Holland war es immer einfach, schöne Freundschaftsspiele zu organisieren. Aber für die Kleinen war es unmöglich, große Gegner zu kriegen."

Die Nations League ist sportlich bedeutungslos

Die Auswirkungen des neuen Wettbewerbs hat vor allem die deutsche Mannschaft zu spüren bekommen, die durch ihren Abstieg aus der A-Liga auch nicht mehr als Gruppenkopf in der EM-Qualifikation gesetzt ist und somit auf starke Teams wie Weltmeister Frankreich oder Spanien treffen könnte. Vier Plätze für die EM-Endrunde werden über die Sieger der jeweils vier Gruppen aus den Ligen A bis D der Nations League vergeben. Somit hätten Länder wie Kosovo durchaus eine Chance, die Endrunde 2020 zu erreichen. Vom 26. bis 31. März 2020 werden in Playoff-Spielen die vier verbliebenen Tickets vergeben - allerdings erst nach der Gruppenauslosung. "Die Nations League war und ist sogar noch erfolgreicher, als wir dachten", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. In dem Wettbewerb habe ein Team aus der D-Gruppe die Chance sich für die EM zu qualifizieren. "Das war zuvor fast unmöglich", meinte Ceferin.

Der neue Wettbewerb ist eine zusätzliche Belastung

Die drei Abstellungsperioden in der ersten Hälfte der Saison hätte es ohnehin gegeben. "Die Zahl der Spiele hat sich nicht erhöht. Das grundsätzliche Problem ist also nicht noch größer geworden", befand Schalkes Sportvorstand Christian Heidel. Der ehemalige Nationalspieler Thomas Häßler meinte hingegen, als Profi komme man bei 70 Spielen pro Saison gar nicht mehr zur Ruhe. "Wie soll man dann bei einem Turnier nach der Saison topfit sein". Viele Clubvertreter kritisieren allerdings eher die drei Abstellungsperioden als vordergründig die Nations League. Bayern-Präsident Uli Hoeneß meinte, die Nations League sei ihm noch lieber als viele Freundschaftsspiele. Der FC Bayern sprach sich für zwei Abstellungsperioden mit jeweils drei Spielen statt für drei Perioden mit zwei Spielen aus.

Die Teams spielen nicht wie bei einer EM oder WM in Bestbesetzung

Weil viele Teams den Wettbewerb durchaus ernst nehmen, schicken sie auch ihre besten Mannschaft ins Rennen. Weltmeister Frankreich etwa spielte fast komplett mit seiner WM-Elf. Andere wie England, die Niederlande auch die deutsche Mannschaft nutzten die Möglichkeit jungen Spielern die Gelegenheit zur Weiterentwicklung zu geben. Allerdings verzichtete Europameister Portugal in allen vier Gruppenspielen auf Cristiano Ronaldo - das wäre bei einer EM oder WM nicht passiert.

Die Nations League bietet einen zusätzlichen finanziellen Anreiz

Für die sportlich erfolgreichen Teams lohnt sich der Wettbewerb. Bis zu 10,5 Millionen Euro kann ein Team maximal in der neuen Liga erreichen. Finanziell interessant ist die Nations League vor allem für die kleineren Fußball-Nationen. "Ein Land wie die Färöer konnte vielleicht 200 000 oder 400 000 Euro verdienen pro Jahr mit Freundschaftsspielen, jetzt haben sie zwischen vier und fünf Millionen", sagte der niederländische Verbandschef van Praag.

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