EM-Geschichte Macht's noch mal so wie 1996

BONN · Bei der EM in Polen und der Ukraine strebt die DFB-Elf ihren vierten Titel an. Wie aus tiefer Abneigung eine innige Freundschaft wurde

 London, 1996: Aus den Händen der Queen im frisch-grünen Kostüm hat Jürgen Klinsmann den Pokal in Empfang genommen - Deutschland ist Europameister.

London, 1996: Aus den Händen der Queen im frisch-grünen Kostüm hat Jürgen Klinsmann den Pokal in Empfang genommen - Deutschland ist Europameister.

Foto: dpa

Man stelle sich vor: Ehe in gut zwei Jahren die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich beginnt, sagt Bundestrainer Joachim Löw: "Och nöh, wir spielen diesmal nicht mit." Undenkbar? Heute ja; als die EM laufen lernte, jedoch keineswegs.

Es war eine schwierige Geburt damals, Ende der 50er Jahre. 17 Mannschaften begannen 1958 mit der Vorausscheidung für den ersten Europapokal der Länder, wie der Wettbewerb zunächst genannt wurde. Große Fußballnationen wie England, Italien oder Deutschland hatten jedoch kein Interesse. Der damalige Bundestrainer Sepp Herberger wollte die Zeit zwischen den Weltmeisterschafen nicht "verschwenden". Nutznießer war die Sowjetunion, die im Juli 1960 der erste Europameister wurde.

Heute will jeder zur EM, alle 53 Mitgliedsverbände des europäischen Verbandes UEFA. Und das Turnier der Besten des alten Kontinents setzt Milliarden um. Auch der Deutsche Fußball-Bund hat längst seinen Frieden geschlossen mit der EURO. Mit drei Titeln und insgesamt sechs Finalteilnahmen liegt die DFB-Elf ganz vorne in der ewigen Rangliste.

Es war jedoch eine Annäherung mit langem Anlauf. Auch 1964 verzichtete das deutsche Nationalteam auf eine Teilnahme, und in der Qualifikation für 1968 kostete die "Schmach von Tirana", ein 0:0 auf staubigem albanischem Hartplatz, das Ticket für die Endrunde. Aber dann: Titelgewinne 1972, '80 und '96 sowie Endspielniederlagen 1976, '92 und 2008 - aus einer tiefen Abneigung wurde im Lauf der Jahrzehnte doch noch eine innige Freundschaft.

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