Nicht genug für Ranieri getan? Leicester-Sieg gegen Liverpool heizt Spekulationen an

Leicester · Nach dem starken 3:1 gegen Liverpool wehren sich die Spieler von Englands Meister Leicester City gegen anhaltende Kritik. Die Fans trauern Meistercoach Claudio Ranieri weiter nach. Und Liverpool-Trainer Jürgen Klopp resigniert schon.

 Leicesters Jamie Vardy jubelt über sein Tor zum 3:0.

Leicesters Jamie Vardy jubelt über sein Tor zum 3:0.

Foto: Nick Potts

Leicesters überraschend klarer 3:1-Sieg gegen den FC Liverpool im ersten Spiel nach dem Aus von Meistertrainer Claudio Ranieri hat die Spekulationen um die Hintergründe der Trennung weiter angeheizt.

"Leicester war brillant, aber sie haben das Spiel gewonnen, weil sie hungrig und motiviert waren", befand Liverpool-Legende und Sky-Experte Jamie Carragher. Die Spieler hätten vorher "nicht genug für Ranieri getan". Auch die Zeitung "The Independent" fragte: "Hat Claudio Ranieris Entlassung wirklich das wahre Potenzial freigelegt, oder ist da etwas Böses im Gange?"

Gerüchte, der Meistercoach sei Opfer einer Spielerrevolte geworden, halten sich trotz der Dementi von Ranieris ehemaligem Co-Trainer und neuem Interims-Coach Craig Shakespeare. "Ich weiß, dass die Spieler diese Kritik verletzt hat", stellte Shakespeare nach dem Spiel klar, "deswegen hatten sie wohl etwas mehr Wut im Bauch". So erklärte auch Doppeltorschütze Jamie Vardy den plötzlichen Leistungsanstieg. "Es wurde viel unfaires Zeug geschrieben und jeder hat eine Reaktion gezeigt", sagte er. "Wir haben es auch vorher versucht, aber da es hat nicht geklickt."

Die Fans in Leicester trauern unterdessen ihrem Trainer-Helden weiter nach. Während Ranieri in Rom bei seiner Familie weilte, organisierten die Anhänger der Foxes zu Ehren des 65-jährigen Italieners einen "Feiermarsch" zum Stadion. Unmittelbar vor dem Anpfiff liefen auf der Anzeigetafel die Höhepunkte der Meistersaison. Und in der 65. Minute - in Anspielung auf Ranieris Alter - schalteten tausende Zuschauer ihre Handy-Lichter ein. Die Stimmung im King Power Stadion glich beim Stand von 3:0 einem Konzert. Einige Fans hatten Tränen in den Augen.

Mit ganz anderen Emotionen hatte Jürgen Klopp nach dem Spiel zu kämpfen. Der Trainer des FC Liverpool war sauer über die schwache Leistung seiner Mannschaft. "Ich glaube, sie sind nicht so gut, wie ich dachte", räumte er resignierend ein. 16 Tage nach dem überzeugenden 2:0-Sieg gegen die Tottenham Hotspur fand Klopp "keine Entschuldigung" für den erneuten Rückfall. "Diese Inkonstanz macht absolut keinen Sinn."

Nach dem Aus in beiden Pokalwettbewerben hatte Klopp die rund zweiwöchige spielfreie Zeit sogar für ein Trainingslager im spanischen La Manga genutzt. "Was haben die da bloß gemacht?", wurde Carragher bei Sky gefragt. "Getrunken!", scherzte die Liverpool-Ikone und empfahl, beide Teams sollten sich nach diesem Spiel schämen: "Liverpool, weil sie so schlecht waren, und Leicester, weil sie gut waren, nachdem sie vorher so schlecht waren."

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