Der neue Matthäus? Goretzkas Zukunft liegt auch Löw am Herzen

Sotschi · Leon Goretzka wird von vielen eine große Karriere prophezeit. Auch Bundestrainer Löw hält so viel von dem veranlagten Mittelfeldspieler, dass er sich persönlich in dessen Zukunftsplanung einbringt.

 Mann mit großer Zukunft: Leon Goretzka.

Mann mit großer Zukunft: Leon Goretzka.

Foto: Christian Charisius

Bleibt Leon Goretzka beim FC Schalke 04 oder wechselt er noch in diesem Sommer zum FC Bayern München? Das interessiert beim Confederations Cup in Russland mittlerweile sogar ausländische Reporter.

Auf eine entsprechende Nachfrage gab der deutsche Nationalspieler am Tag vor dem letzten Gruppenspiel gegen Kamerun zwar keine erhellende Antwort. Aber allein das Interesse an ihm zeigt: Der erst 22 Jahre alte Goretzka ist bislang der Spieler aus Joachim Löws Perspektivteam, der neben dem Gladbacher Lars Stindl bei diesem Turnier den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat.

"Er stellt schon in jungen Jahren eine sehr gute Persönlichkeit dar. Er ist intelligent genug, die richtigen Schritte einzuleiten", sagte Löw über seine so vielseitig begabte Mittelfeldhoffnung. Wie sehr der Bundestrainer den Noch-Schalker schätzt, zeigt allein die Tatsache, dass er sich persönlich in dessen Zukunftsplanung eingebracht hat.

"Ja, ich habe mit ihm vor dem Confed Cup gesprochen", bestätigte Löw in Sotschi. "Da haben wir ein längeres Gespräch geführt und über verschiedene Szenarien gesprochen. Ich wollte von ihm wissen, was er denkt, was er fühlt und was für Möglichkeiten er hat. Natürlich habe ich ihm auch meine Gedanken dazu mitgeteilt, aber das war ein Gespräch unter vier Augen. Man spürt, dass er eine klare Zukunftsplanung hat."

Wie genau die aussieht, verrät Goretzka nicht. Klar ist nur, dass der Poker um seine Zukunft eine knifflige Angelegenheit für alle Beteiligten ist. Sein Vertrag mit dem FC Schalke 04 läuft 2018 aus. Er selbst muss sich die Frage stellen: Möchte er ab sofort für einen größeren Verein der Kategorie FC Bayern spielen, der auch in der Champions League vertreten ist? Oder will er mit Blick auf die Weltmeisterschaft in einem Jahr lieber auf Nummer sicher gehen und bei dem Club bleiben, der ihm einen Stammplatz garantieren kann?

Auf der anderen Seite müssen sich auch die Schalker überlegen: Nutzen sie die letzte Gelegenheit, um für einen begehrten Nationalspieler noch eine Ablösesumme zu kassieren? Oder verhindern sie um jeden Preis, dass nach einem völlig verkorksten Jahr auch noch ihr bester Spieler geht? "Wir werden mit Goretzka in eine spannende Saison gehen", sagte Sportvorstand Christian Heidel bei der Mitgliederversammlung des Vereins. Nur eine Variante ist kaum noch vorstellbar: Dass Goretzka seinen Vertrag mit S04 einfach verlängert.

"Ich konzentriere mich aktuell nur auf den Confed Cup", sagte Goretzka in Russland dazu. Zu den Transfergerüchten sage er nichts mehr. "Ich werde auch keine Wasserstandsmeldungen verkünden, sondern erst alle einweihen, wenn es auch Fakten gibt. Dann werde ich bekanntgeben, wie ich mich entschieden habe und was ich entschieden habe."

Es gibt im deutschen Team einen vergleichbaren Fall: Auch weil er seine WM-Aussichten nicht gefährden will, wird der ebenfalls erst 21 Jahre junge Julian Brandt noch mindestens ein weiteres Jahr für Bayer Leverkusen spielen. Von Löw ist zudem bekannt, dass er Mario Gomez aus ähnlichen Gründen zu einem Verbleib beim VfL Wolfsburg riet.

Grundsätzlich traut der Bundestrainer dem hochveranlagten Goretzka schon zu, sich bei jedem großen Verein durchzusetzen. "Ein Spieler wie Lothar Matthäus", titelte die "Süddeutsche Zeitung" bereits, weil Goretzka den Ball gleichermaßen erobern wie verteilen, direkt vor der Abwehr wie auch hinter dem Angriff spielen kann. "Ich weiß um meine Qualitäten. Ich werde nicht abheben", versicherte er beim Confed Cup.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort