Testspiel Frankreich-England: Selbstzweifel kontra Stimmungshoch

Paris · Selbst wenn es nicht um Punkte geht, ist ein Duell zwischen Frankreich und England nie ein richtiges "Freundschaftsspiel". Am Dienstag im Stade de France steht für die Hausherren diesmal aber mehr als nur Prestige auf dem Spiel.

 Frankreichs Blaise Matuidi freut sich auf das Spiel gegen England.

Frankreichs Blaise Matuidi freut sich auf das Spiel gegen England.

Foto: Ian Langsdon

Vor dem Prestigeduell gegen England geht in Frankreich die große Angst um. Nach der 1:2-Pleite von "Les Bleus" am Freitag im WM-Qualifikationsspiel bei Topkonkurrent Schweden sehen viele bereits das Ticket für Russland 2018 in Gefahr.

"Ein Alptraum", titelte das Fachblatt "L'Équipe". Mit Blick auf die immens wichtig gewordene nächste Quali-Aufgabe am 31. August gegen die Niederlande benötigen die Schützlinge von Didier Deschamps nun zur Stärkung des Selbstvertrauens im Stade de France unbedingt ein gutes Ergebnis gegen die "Three Lions".

Das weiß auch Blaise Matuidi. "Wir werden die Sache geradebiegen, und wir fangen am Dienstag damit an", versprach der Mittelfeldmann von Paris SG. "Wir wollen uns unser Selbstvertrauen zurückholen", sagte er. Und ja, na klar: Auf internationalem Niveau gebe es keine Freundschaftsspiele, schon gar nicht gegen England.

Deschamps wird nach eigener Ankündigung das Team auf mehreren Positionen verändern und wohl auch dem in Solna nicht eingesetzten BVB-Profi Ousmane Dembélé eine Chance bieten. Der gegen Schweden 15 Minuten vor Schluss eingewechselte Monaco-Youngster Kylian Mbappé dürfte im A-Team erstmals von Anfang an zum Einsatz kommen.

Bei einer Pleite würden die Franzosen um Antoine Griezmann und Paul Pogba nach dem 0:2 im März daheim gegen Spanien mit drei Niederlagen aus den letzten vier Spielen in die Sommerferien fahren. Moralstärkung sieht anders aus. "L'Équipe" stellt deshalb fest: "Der Druck gegen England wird nach der Niederlage in Schweden deutlich größer sein, als wenn man gewonnen hätte."

Der frühere Bayern-Profi und Ex-"Blaumann" Bixente Lizarazu sieht derweil (noch) keinen Grund zur Panik. "Noch vor wenigen Wochen stand für viele Frankreich als Weltmeister 2018 fest (...) Nun wird bereits eine Revolution und ein Köpferollen gefordert", schrieb er. Man dürfe wegen des Last-Minute-Treffers der Schweden nach grobem Abspielfehler von Torwart Hugo Lloris aber nicht alles in Frage stellen. Die Franzosen führten ihre Qualifikationsgruppe noch an, im Team herrsche Harmonie.

Harmonie herrscht unterdessen mit Sicherheit bei den Engländern. Die Kicker von Trainer Gareth Southgate zeigten sich beim Training im Pariser Stade Omnisports am Wochenende entspannt, gaben den Fans Autogramme und posierten für Selfies. Das dramatische WM-Qualifikationsmatch in Schottland sorgt für eine Art Stimmungshoch. Southgate sprach von einem "großen Moment für die Mannschaft" und lobte die Mentalität seiner Schützlinge.

England hatte in den Schlussminuten zwar ein 0:1 aus der Hand gegeben. Doch Neu-Kapitän Harry Kane gelang in der Nachspielzeit noch das umjubelte 2:2. Am Montag interessierte sich in England aber kaum noch jemand für das Spiel im Hampden Park. Stattdessen wurde der Triumph bei der U20-WM gefeiert. Der erste Weltmeister-Titel seit 1966 gab auch dem A-Team einen zusätzlichen Schub. "Ihr habt allen den Glauben gegeben, dass englische Spieler erfolgreich sein können", erklärte Southgate in einer Videobotschaft.

Das endgültige Ziel sei, dass diese Spieler nachrücken. Der eine oder andere könnte womöglich schon in Russland dabei sein. Mit zwei Punkten Vorsprung bleibt England weiter auf WM-Kurs und will nun möglichst noch mit einem Erfolgserlebnis gegen Frankreich in die Sommerpause gehen.

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