Kommentar zu Fifa-Plänen Die neue Fußball-Welt muss man nicht schön finden

Meinung | Bonn · Nach seinen Plänen zur Erweiterung der Fußball-Weltmeisterschaft stellt Fifa-Präsident Gianni Infantino nun auch eine Ausweitung der Club-WM von bislang sieben auf 32 Teilnehmer in den Raum. Konkret schlägt er einen Drei-Wochen-Zeitraum im Juni vor. Realisierbar wäre das ab 2019.

 Fifa-Präsident Gianni Infantino hegt Pläne, 32 Mannschaften an der Club-WM teilnehmen zu lassen.

Fifa-Präsident Gianni Infantino hegt Pläne, 32 Mannschaften an der Club-WM teilnehmen zu lassen.

Foto: dpa

In einer Sache ist Gianni Infantino nicht zu widersprechen: Dass die Welt sich verändert und Fußball nicht mehr nur aus Südamerika und Europa besteht. Die Einführung einer Club-WM aber mit der Sorge um die Gesundheit der Spieler zu begründen, hat eine heuchlerische Note. Werden nach den Plänen des Fifa-Präsidenten statt bislang sieben schon bald 32 der weltbesten Mannschaften den Club-Champion ausspielen, dann geht das so sicher auf die Knochen von Messi, Neymar und Cristiano Ronaldo wie das Amen in der Kapelle des Camp Nou.

Ohne die längst maßlos überhöhten Superstars läuft die Marketingmaschinerie nicht. Sie sind auf allen Ebenen gefragt: in nationalen und internationalen Clubwettbewerben, in ihren Nationalteams. Sie sind die inzwischen bis in die entlegensten Winkel der Welt bekannten Gesichter des Weltfußballs – und als Botschafter unentbehrlich, soll eine Vereins-WM dem Anspruch im Wortsinne gerecht werden. Das trifft auch auf deutsche Nationalspieler wie Manuel Neuer, Mesut Özil und Ilkay Gündogan zu – okay, auf Marco Reus auch, der zählt schließlich zur ersten Garde der Play-Station-Botschafter.

Sollen also all diese real existierenden Fußballer nun im Sommer auch noch für drei Wochen zur Club-WM? Das ginge beim derzeitigen Turnierkalender allenfalls im Zwei-Jahres-Turnus. Und würde aus Sicht der Protagonisten bedeuten, dass auch noch die Zwischenjahre wegfallen, in denen sie ausnahmsweise mal mehr als zwei Regenerationswochen zwischen WM oder EM und dem Trainingsauftakt im Club haben.

Vielleicht wird die Vision, die Bayern Münchens Clubchef Karl-Heinz Rummenigge ja schon mal vorzeichnete, schneller Realität als gedacht: Neben seinen Bayern werden auch ManUnited, Barca, Real und Juve aus ihren nationalen Ligen ausgegliedert und spielen weltumspannend gegen die besten Clubs der anderen Kontinente um Weltliga-Punkte. Es muss nicht jeder die neue Fußball-Welt schön finden.

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