2:2-Unentschieden in der Nations League Deutschland verspielt Führung gegen Niederlande

Gelsenkirchen · Nach einem schwungvollen Spiel, einer 2:0-Führung und zahlreichen vergebenen Chancen hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim 2:2 (2:0) gegen die Niederlande in der Endphase noch den Sieg vergeben.

 Leroy Sane (links) und Serge Gnabry (Mitte) aus Deutschland und Denzel Dumfries aus den Niederlanden.

Leroy Sane (links) und Serge Gnabry (Mitte) aus Deutschland und Denzel Dumfries aus den Niederlanden.

Foto: dpa

Thomas Müller spielte nicht. Wieder einmal. Zumindest nicht von Beginn an. Dem Bundestrainer scheint es also durchaus ernst zu sein mit seinen Reformgedanken. Joachim Löw ließ wieder viele der vielversprechende Talente in seiner Nationalmannschaft gegen die Niederlande von der Leine, die sich zuvor sehr achtbar in Frankreich trotz der 1:2-Niederlage sowie gegen den WM-Halbfinalisten Russland (3:0) aus der Affäre gezogen hatten. Und sie hatten einen Auftrag auszuführen: mit einem Sieg oder zumindest einem starken Vortrag wenigstens einen leichten Anstrich des Heiteren diesem bedrückenden Fußalljahr zu verpassen. Selbst wenn der Abstieg in die Zweitklassigkeit Europas sicher war.

Der versöhnliche Jahresabschluss, er gelang zumindest halbwegs. Denn die DFB-Elf musste sich nach einer 2:0-Führung am Ende mit einem bitteren 2:2 (2:0) gegen die Holländer in der Nations League begnügen. Das Remis schönte dennoch die Betriebszahlen des Jahres, weil es nicht nur einen kämpferisch tadellosen, lange Zeit kompakten Auftritt zu sehen gab, sondern auch einen guten Schuss spielerischer Qualität. Löw dürfte nun etwas beruhigter in die Pause gehen, mit der konkreten Ahnung, dass sein neues Deutschland gewappnet ist für bessere Zeiten. Dennoch überwog die Enttäuschung.

"Ergebnis dem Spiel nicht angemessen"

"Das Ergebnis ist dem Spiel nicht angemessen, aber das haben wir dieses Jahr schon oft erzählt. Wir haben den Deckel nicht drauf gemacht und dann kann so etwas passieren. Ich glaube, jeder hat das Gefühl, dass es über weite Teile gut war. Jetzt bleibt das hängen, was am Ende passiert ist. Als Mannschaft hätte uns ein Erfolgserlebnis gut getan", sagte Toni Kroos.

Löw hatte einen Weg gefunden durch das von ihm clever geöffneten Hintertürchen. So kehrte Abwehrchef Mats Hummels ebenso in die Startelf zurück wie sein Weltmeister-Kollege Toni Kroos. Kai Havertz, das große Versprechen aus Leverkusen, und Matthias Ginter blieben auf der Bank. Für den Kölner Jonas Hector rückte Nico Schulz auf links in die Mannschaft. Das Turbo-Trio mit Leroy Sané, Serge Gnabry und Timo Werner hat sich aber offenbar so rasant in das Löw'sche Herz gespielt, dass der ewige Müller erst mal auf seinen 100. Länderspieleinsatz warten musste.

Spielfreude bei den jungen Spielern

Den Jungen auf dem Platz sah man die Spielfreude an. Die Defensive stand sicher, das Duo Kimmich/Kroos hatte in der Zentrale die Deutungshoheit. Die Deutschen warteten auf die Balleroberung, um dann blitzschnell umzuschalten. Dies gelang ein ums andere Mal. Kroos spielte einen seiner wohltemperierten langen Pässe in die Spitze, Gnabry legt auf Werner ab, und der Leipziger fackelte nicht lange. Nach seinem Volleyschuss aus der Ferne streckte sich Holland-Torwart Jasper Cillessen vergeblich - 1:0 (10.).

Die Deutschen hielten das Tempo hoch. Und keine neun Minuten später ließ Sané seine unglaubliche Qualität aufblitzen, nahm einen exakten Pass, abermals von Kroos‘ Fuß kommend, lässig an, wackelte kurz mit der Hüfte und zog von der Strafraumkante ab. Der Schuss war abgefälscht, Cillessen erneut ohne Chance (19.). Langsam tauten auch die deutschen Fans in der Gelsenkirchener Gefrierkiste auf. Immer wieder war es die starke linke Seite, die die DFB-Elf als schnellsten Weg zum Ziel auserkoren hatte. Der überzeugende Schulz tankte sich mehrmals durch, nur der letzte Pass fand keinen Adressaten. Auf der anderen Seite wollte sich wohl auch Niklas Süle bei diesen Temperaturen etwas mehr Bewegung verschaffen. Sein Kopfball flog knapp über das eigene Tor - die größte Chance der Gäste (34.).

Gäste schlugen unvermittelt zu

Auch nach dem Wechsel ging es rasant weiter. Sané auf Werner, doch dessen Schuss wurde eine sichere Beute Cillessens (46.). Die Grundierung stimmte. Große Lücken wie noch bei der WM taten sich nicht auf im deutschen Spiel, auch, weil die Offensivkräfte nach hinten malochten wie Kohlekumpel. Dann wechselte Löw: Erst kam Marco Reus, dann, endlich, Müller zu seinem 100. Einsatz im DFB-Trikot. Der Münchner durfte sich nicht nur wegen seines Jubiläums freuen, bekommt er doch jetzt als Lohn ein Weizenbier. Das hatte Löw ihm zuvor versprochen.

Ein weiterer Treffer fiel aber nicht mehr für die Deutschen, weil sie zu verschwenderisch mit ihren Chancen umgingen. Zu ihrem Schrecken schlugen aber die Gäste unvermittelt zu. Der eingewechselte Leon Goretzka verlor den Ball. Quincy Promes traf aus der Distanz (85.). Und es kam noch heftiger. In der Nachspielzeit, als alle Deutschen schliefen, traf Kapitän Virgil van Dijk doch noch zum Ausgleich.

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