Fußball Copa wichtige Standortbestimmung für Klinsmann

Boston · Solch ein großes Event haben die Fußballfans in den USA seit der WM 1994 nicht mehr gesehen. Bei der Copa America Centenario sind alle Top-Nationen aus Nord-, Latein- und Südamerika dabei. Für Klinsmann und sein US-Team ein willkommenes Kräftemessen mit den ganz Großen.

 Jürgen Klinsmann trainiert seit 2011 das Fußball-Nationalteam der USA.

Jürgen Klinsmann trainiert seit 2011 das Fußball-Nationalteam der USA.

Foto: Erik S. Lesser

Die Aufgabe ist schwer, der Weg steinig, das Ziel für Jürgen Klinsmann dennoch klar: "Wir wollen unter die letzten Vier", betont der US-Nationaltrainer vor der am Freitag beginnenden Copa America Centenario.

Er bezeichnet das anlässlich des 100-jährigen Bestehens von Südamerikas Fußballverband CONMEBOL ausgetragene Event als "das größte Turnier in den USA seit der WM 1994. Und ich denke, als Spieler, willst du da Eindruck hinterlassen."

Der Ex-Nationalspieler und jetzige TV-Experte Alexi Lalas war in dieser Woche gar mit dem Worten zu hören, der US-Fußall-Fan solle erwarten können, dass das Team um den Turniersieg mitspiele. Lalas ist bekannt als Klinsmann-Kritiker. Allerdings hat er die Fakten auf seiner Seite. Kein anderer US-Nationaltrainer hatte so viel Macht, Einfluss, Geld und Ressourcen zur Verfügung wie Klinsmann. Dennoch ist der erhoffte Aufschwung seit dessen Amtsantritt im Sommer 2011 ausgeblieben.

Vor einem Jahr wurde das Team bei der Meisterschaft von Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik als Titelverteidiger nur Vierter. Jetzt kommen neben sechs CONCACAF-Teams zur erstmals in den USA ausgetragenen Veranstaltung zehn Nationen aus Südamerika hinzu – allen voran die Großmächte Brasilien und Argentinien.

Das Turnier ist ein Test für Team und Trainer. Das Erreichen des Achtelfinales bei der Weltmeisterschaft in Brasilien war alle Ehren wert, liegt aber nun schon zwei Jahre zurück. Es folgte die Enttäuschung Gold Cup im Vorjahr. Und in der WM-Qualifikation wurde zuletzt auch mehr gezittert als gezaubert.

Der Auftakt am Freitag wird gleich zu einer Standortbestimmung. Gegner im kalifornischen Santa Clara ist Kolumbien, Nummer vier der Weltrangliste. Klinsmann erwartet "ein sehr physisches Spiel." Anschließend kommen Costa Rica und Paraguay. Sollte das Viertelfinale erreicht werden, droht dort ein Duell mit Brasilien. Um dem Rekordweltmeister aus dem Weg zu gehen, werden die USA wohl ihre Gruppe gewinnen müssen. "Wir erwarten, dass für uns jedes Match ein Endspiel wird. Das ist aufregend für Spieler, Trainer und hoffentlich auch für die Fans", sagt Klinsmann.

Sein Job dürfte unabhängig vom Abschneiden nicht in Gefahr sein. Der Fokus des Verbandes liegt auf der WM 2018. Aber das Turnier ist eine wichtige Zwischen-Etappe auf dem Weg nach Russland. Wo steht der US Soccer im Frühjahr 2016? Wie ist die Entwicklung seit der WM in Brasilien verlaufen? Fans, Fachpresse und Verantwortliche erhoffen sich in den nächsten drei Wochen Antworten.

Vier Deutschland-Legionäre spielen in Klinsmanns Kader eine große Rolle. Verteidiger John Anthony Brooks (Hertha BSC) soll die Abwehr organisieren und bei Standards vorne seine Größe (1,93 Meter) einbringen. Fabian Johnson wird zwar nicht wie in Gladbach im Mittelfeld eingesetzt, sondern als Linksverteidiger. Dennoch erhofft sich Klinsmann auch auf dieser Position Impulse von dem Mann, der als komplettester Kicker des Teams gilt.

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jozy Altidore soll Bobby Wood im Sturm zeigen, dass er nicht nur in der 2. Bundesliga für Union Berlin Tore schießen kann, sondern auch auf internationalem Terrain. Und der erst 17-jährige Christian Pulisic hat bereits angedeutet, dass er ein wichtiger Baustein in der Zukunft werden kann. Der Dortmunder ist der Prototyp für Klinsmann's Frischzellenkur, hat bereits Duftmarken hinterlassen. Als jüngster Amerikaner, der in einem WM-Qualifikationsspiel zum Einsatz kam und ein Tor in der Nationalmannschaft geschossen hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort