Viele Schüsse, kaum Tore CR7 & Co.: Real mit Ladehemmung nach Dortmund

Madrid · Vor dem Duell beim BVB benötigen die Stürmer von Real Madrid dringend Zielwasser. Mit der Treffsicherheit ist es in dieser Saison nicht weit her. Bei Ronaldo sind die jüngsten Zahlen kläglich. Kein Wunder, dass in Madrid immer häufiger von einem Deutschen die Rede ist.

 Mühte sich mit Real gegen Alaves zu einem 2:1: Cristiano Ronaldo.

Mühte sich mit Real gegen Alaves zu einem 2:1: Cristiano Ronaldo.

Foto: Ion Alcoba Beitia

Cristiano Ronaldo nahm seinen Platz im Flieger nach Dortmund mit einem Lächeln ein. Vor dem Champions-League-Duell gegen den BVB versuchte der Weltfußballer aus Portugal fast schon krampfhaft, gute Miene zu bösem Spiel zu machen.

Denn sowohl Ronaldo als auch den Sturmkollegen des 32-Jährigen bei Königsklassen-Titelverteidiger Real Madrid macht eine Ladehemmung zu schaffen. Nach dem mageren 2:1-Liga-Sieg bei Abstiegskandidat Deportivo Alavés wurden die Superstars deshalb scharf kritisiert. "Torjäger ohne Tore" titelte zum Beispiel die Zeitung "El Mundo".

Die Madrider Sportzeitung "Marca" warf CR7 & Co. fehlende Treffsicherheit" vor. "Es ist nicht normal, dass Real in den ersten sechs Ligaspielen 122 Mal aufs Tor geschossen, aber nur elf Tore erzielt hat", klagt das Blatt. Gemeint ist vor allem Ronaldo. Der Mann, der Real vorige Saison vor allem in den letzten Runden gegen Bayern München, Atlético Madrid und Juventus Turin praktisch im Alleingang zum 12. Champions-League-Titel schoss, hatte zuletzt ein gutes Zielwasser dringend nötig.

Nachdem er wegen einer Sperre die vier ersten Runden der Primera División verpasst hatte, verzeichnete Ronaldo daheim gegen Betis Sevilla (0:1) sowie bei Alavés nicht weniger als 20 Versuche, ein Tor zu erzielen. Erfolgsquote: Null. Gareth Bale hat nur zwei Tore auf dem Konto, der inzwischen verletzt pausierende Karim Benzema nicht ein einziges. "Wunderkind" Marco Asensio traf auch nur zwei Mal. Die Kohlen aus dem Feuer holen mussten häufig Mittelfeld-Spieler wie Weltmeister Toni Kroos (1), Casemiro (1) und zuletzt Neuzugang Dani Ceballos, dem gegen Alavés ein Doppelpack gelang.

"Zwei Tore gegen Alavés waren zu wenig", räumte Trainer Zinedine Zidane nach dem Match am Samstag ein. Man habe wirklich keine glänzende Leistung gezeigt. Der Franzose hofft aber, dass vor allem bei Ronaldo bald der Knoten platzt. "Wenn er nicht trifft, wird er immer kritisiert. Aber er ist ruhig. Die Saison ist noch lang. Am Ende wird er wieder den Unterschied ausmachen, wie immer." Auch Mitspieler Dani Carvajal hat "keine Zweifel" an Ronaldo: "Ich darf ihn jeden Tag im Training sehen. Es ist ein Genuss, ihm beim Arbeiten zuzusehen", sagte der Ex-Leverkusener: "Er wird bald so oft treffen, dass keiner mehr was gegen ihn sagen kann."

Die Saison ist in der Tat noch jung. Nach dem 3:0-Erfolg im ersten CL-Spiel gegen APOEL Nikosia steht Real in Dortmund rechnerisch im Prinzip nicht unter Druck. Da man in der Liga als Tabellenfünfter aber bereits sieben Punkte hinter Erzrivale und Tabellenführer FC Barcelona liegt, kann sich Zidane keine weiteren Pleiten leisten. Ruhe sei nötig, fordert der Coach. Nein, Tore und Siege seien nötig, entgegnen die Medienbeobachter. In Madrid wird man langsam nervös. In den Medien ist immer häufiger von den Qualitäten des deutschen Nationalstürmers Timo Werner (RB Leipzig) die Rede.

Zidane steht derweil nicht nur wegen des schwachen Saisonstarts unter Druck. Er wird auch als Hauptschuldiger für den Weggang der drei Offensivkräfte James (zu Bayern München), Álvaro Morata (zu Chelsea) und Mariano (zu Lyon) bezeichnet. Das hätte er niemals zulassen dürfen, hieß es vor knapp zwei Wochen nach der Oberschenkel-Verletzung von Benzema, der noch mindestens zwei Wochen zuschauen muss. Mit insgesamt zwölf Ligatoren sind James, Morata und Mariano bisher erfolgreicher als das ganze Real-Team.

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