Mit 72 Jahren Brasiliens Weltmeister Carlos Alberto gestorben

Rio de Janeiro · Für die FIFA war er der "Mann, der zum Kapitän geboren wurde". Bei der Weltmeisterschaft 1970 führte Carlos Alberto die brasilianische Nationalmannschaft zum Titel. Die Seleção von damals gilt vielen Fußball-Fans als die beste aller Zeiten.

 Carlos Alberto Torres ist im Alter von 72 Jahren verstorben.

Carlos Alberto Torres ist im Alter von 72 Jahren verstorben.

Foto: Mario Guzman

Brasilien trauert um einen seiner größten Fußballspieler: Der frühere Kapitän der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft und Weltmeister von 1970, Carlos Alberto Torres, ist tot.

Er sei im Alter von 72 Jahren an einem Infarkt gestorben, teilte der brasilianische Fußballverband (CBF) mit.

Verbandspräsident Marco Polo Del Nero ordnete eine dreitägige Trauerzeit an. Bei allen Spielen des Verbandes werde eine Schweigeminute eingelegt. "Auf Wiedersehen, ewiger Kapitän", schrieb der Verband auf seiner Internetseite.

Seine Ehefrau Heidi und er seien "tief geschockt", schrieb Franz Beckenbauer über seinen früheren Teamkollegen auf Twitter. "Carlos Alberto war wie ein Bruder für mich, einer meiner besten Freunde!" Der 71 Jahre alte Beckenbauer hatte Ende der 70er Jahre bei New York Cosmos gemeinsam mit Carlos Alberto gespielt.

Die brasilianische Fußballlegende Pelé beklagte den Tod seines langjährigen Mannschaftskameraden. "Der Tod meines Freundes und Bruders Carlos Alberto stimmt mich traurig", schrieb Pelé. "Ich denke an die Zeiten zurück, die wir zusammen bei Santos, in der brasilianischen Nationalmannschaft und bei New York Cosmos verbracht haben. Wir waren gemeinsam Champions."

Bei der Weltmeisterschaft in Mexiko hatte der Außenverteidiger die Seleção als Kapitän zum Titelgewinn geführt. Die brasilianische Nationalmannschaft des Jahres 1970 gilt vielen Fans als die beste aller Zeiten. Nach einem fulminanten Passspiel über neun Stationen hatte Carlos Alberto im Azteken-Stadion gegen Italien zum 4:1-Endstand getroffen.

Der Fußball-Weltverband FIFA nannte ihn den "Mann, der zum Kapitän geboren wurde". Er sei Anführer und Star zugleich gewesen. "Ich hatte zwar die Armbinde an und habe das Team auf das Feld geführt, aber ich habe die Mannschaft gemeinsam mit Gerson, Piazza, Pelé und Brito dirigiert", sagte er einmal.

Die Mannschaft revolutionierte unter Trainer Mário Zagallo den Fußball. Mit einer Angriffslinie aus fünf Stürmern und offensiven Mittelfeldspielern zeigte das Team einen eleganten und effektiven Fußball.

Carlos Alberto spielte unter anderem für brasilianischen Vereine Fluminense, Botafogo, Flamengo und Santos. Gemeinsam mit Pelé holte er für Santos zweimal den Titel (1965 und 1968). Später zog es ihn weiter in die USA. Bei den New York Cosmos lief er neben Beckenbauer auch gemeinsam mit der brasilianischen Fußballlegende Pelé auf und gewann 1977 die US-Meisterschaft.

Als Trainer betreute er ab 1983 Vereine in Brasilien, Kolumbien, Mexiko und den USA. Zudem war er Nationalcoach in Oman und Aserbaidschan. Später kommentierte er als Experte für den brasilianischen Fernsehsender Globo TV.

1998 wählten Sportjournalisten den Verteidiger in die FIFA-Weltauswahl des 20. Jahrhunderts. Pelé nahm ihn 2004 in die FIFA 100 auf, eine Liste der 125 besten damals noch lebenden Fußballspieler.

"Carlos Alberto Torres hinterlässt ein reiches Erbe an Erfolgen und Beiträgen zur Entwicklung unseres Fußballs", schrieb der CBF in seiner Traueranzeige. "Danke, Kapitän. Deine Geschichte wird immer unter uns sein."

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