USA erfüllen sich Titeltraum

Vancouver · Kein Hollywood-Regisseur hätte den WM-Triumph der US-Fußballerinnen besser in Szene setzen können.

 Carli Lloyd besiegte ihr WM-Trauma. Foto: Chris Roussakis

Carli Lloyd besiegte ihr WM-Trauma. Foto: Chris Roussakis

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Ausgerechnet Carli Lloyd - vor vier Jahren eine von drei Fehlschützinnen im Endspiel gegen Japan - führte das amerikanische Team mit ihren drei Toren im WM-Finale von Vancouver gegen den Titelverteidiger zum langersehnten dritten WM-Erfolg nach 16 Jahren.

"Das ist irreal. Ich kann noch gar nicht fassen, dass es so gut gelaufen ist", sagte die 32 Jahre alte Spielführerin nach der famosen 5:2 (4:1)-Gala am Sonntag.

Sie habe die Partie zigmal vor ihrem geistigen Auge durchgespielt, meinte die Matchwinnerin. "Doch sie verlief nie ganz so gut. Ich bis superstolz auf dieses Team, auf jede einzelne Spielerin. Wir haben Geschichte geschrieben."

Neben dem WM-Pokal nimmt Lloyd noch die Auszeichnungen als beste Spielerin der WM und den Silbernen Schuh als zweitbeste Torjägerin mit ins heimische New Jersey. Viel fehlte nicht und die Angreiferin hätte Celia Sasic sogar noch die Krone der WM-Torschützenkönigin entrissen. Wie Sasic brachte es Lloyd mit ihrem Endspiel-Dreierpack (3./5./16.) auf sechs Treffer und einen Assist. Allein die weniger gespielten WM-Minuten gaben am Ende den Ausschlag zugunsten der deutschen Stürmerin.

"Kneif mich, weck mich auf!", dachte US-Trainerin Jill Ellis, als ihre Mannschaft nach einem Blitzstart gegen den überrumpelten Titelverteidiger im mit 53 341 frenetischen Fans gefüllten BC Place Stadion schon nach fünf Minuten 2:0 führte. "Unser Plan ist aufgegangen. Das Team hat ihn perfekt umgesetzt. Diese Spielerinnen sind geboren für große Momente", schwärmte Ellis und durtfe sich wie ihr ganzes Team wenig später über eine Einladung ins Weiße Haus freuen.

"Was für ein Sieg für das Team USA!", twitterte US-Präsident Barack Obama kurz nach dem dritten Titelgewinn nach 1991 und 1999. "Euer Land ist so stolz auf Euch alle", schrieb Obama und lud zur baldigen Visite in seinen Regierungssitz in Washington ein. "Thank you Mr. President!", schrieb wenig später Lloyd, der Obama ein "großartiges Spiel" attestiert hatte.

Noch vor vier Jahren, nach dem verlorenen Elfmeterschießen in Frankfurt, hatte Lloyd wie ein Häufchen Elend auf den Rasen gekauert. Sie selbst hatte ihren Strafstoß über das Tor geschossen. Und nun diese Partie.

"Dieser vergebene Elfmeter ist schon so lange her. Das ist Vergangenheit. Ich habe seitdem nicht mehr wirklich zurückgeblickt und das hinter mir gelassen, um mich in meiner Karriere weiterzuentwickeln", erklärte Lloyd. Zur Krönung ihrer Leistung hatte sie ihr drittes Tor von der Mittellinie aus erzielt. Nach einer Balleroberung schaut sie kurz auf und sah, dass Ayumi Kaihori weit vor ihrem Tor stand, und überlistete Japans Torfrau.

"Es ist der Höhepunkt meiner Karriere", schwärmte auch US-Torhüterin Hope Solo nach diversen Ehrenrunden. Alle Skandale und Eskapaden der 33-Jährigen, die als beste Keeperin des Turniers ausgezeichnet wurde, waren an diesem Nachmittag in Vancouver vergessen. Für Solo war es "in vielerlei Hinsicht ein nahezu perfektes Turnier: der WM-Pokal, mein Goldener Handschuh, der Goldene Ball für Carli - eine großartige Teamleistung". Und im für die US-Girls typischen Pathos fügte sie an: "Es war ein 16 Jahre langer Weg, um dies zu erreichen. Den WM-Pokal widme ich ganz Amerika."

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