Angerers bewegendes Karriereende: "Ihr seid unglaublich"

Portland · Nach dem letzten Fußballspiel ihrer glanzvollen Karriere winkte Nadine Angerer fröhlich ins Publikum, griff zum Mikrofon und bedankte sich bei ihren Anhängern.

 Nadine Angerer stand in Portland zum letzten Mal im Tor. Foto: Samuel Wilson

Nadine Angerer stand in Portland zum letzten Mal im Tor. Foto: Samuel Wilson

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"Ihr seid unglaublich", rief sie den 21 144 Fans im ausverkauften Providence Park nach dem 3:3 im letzten Saison-Heimspiel der Portland Thornes gegen Washington Spirit in der amerikanischen Profi-Liga zu.

"Ich bin den Fans so wahnsinnig dankbar. In der zweiten Halbzeit habe ich mehr auf die Ränge geschaut als auf das Spiel und die Stimmung genossen. Es war sehr emotional", sagte die 36 Jahre alte ehemalige Nationaltorhüterin bei ihrem bewegenden Abschied.

Auf dem Zenit ihrer Karriere Schluss zu machen, empfindet Angerer als großes Glück. "Ich bin noch fit und gesund. Das ist mir sehr wichtig. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um aufzuhören", sagte die zweimalige Welt- und fünfmalige Europameisterin. Ihre Laufbahn in der deutschen Nationalmannschaft hatte Angerer schon mit dem verlorenen Spiel um Platz drei gegen England bei der WM in Kanada am 4. Juli in Edmonton beendet. Danach war sie in der NWSL nur noch dreimal zum Einsatz gekommen. Am Freitag zum Liga-Abschluss bei Western New York Flash wird sie wohl nicht mehr spielen, sondern ihre Nachfolgerin Michelle Betos, die von ihr schwärmt: "Sie ist eine super Freundin. Auf dem Platz hat mich Nadine täglich gepusht, so wie eine Trainerin."

Alle Versuche, die Weltfußballerin von 2013 noch zum Weitermachen zu überreden, waren gescheitert. Ihr Entschluss stand fest. "Portland ist der beste Ort, um zurückzutreten. Mit einem Heimspiel in einem ausverkauften Stadion, das ist fantastisch", betonte Angerer. "Ich liebe Portland. Auch wenn ich meine Heimat Deutschland sehr schätze, aber in Portland fühle ich mich wirklich zu Hause."

Nach einem ausgedehnten Urlaub will Angerer ihre nächsten Schritte planen. Eine Zukunft als Torwarttrainerin kann sie sich gut vorstellen. "Egal ob in den USA oder in Deutschland. Da bin ich vollkommen offen. Wir werden sehen. Erst aber nehme ich mir eine längere Auszeit." Im nächsten Jahr will sie nach verschiedenen Hospitationen an ihrer Trainerlizenz arbeiten. "Ich habe meinen eigenen Stil, eigene Ideen und eine eigene Philosophie, will aber trotzdem andere Wege kennenlernen", erklärte sie. "Der Frauenfußball hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und wird nicht still stehen. Wir sind noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen."

In Angerer geht eine Ikone des Frauenfußballs und eine der erfolgreichsten Torhüterinnen der Welt: zweimal WM-Gold, fünf EM-Titel, dazu Olympia-Bronze in 146 Einsätzen für die DFB-Elf. Auch auf Vereinsebene in Deutschland hat sie alles gewonnen, danach weitere Triumphe in Australien und den USA gefeiert. Zudem schaffte sie es, beim WM-Sieg 2007 in China in allen Spielen ohne Gegentor zu bleiben. Zu ihrem endgültigen Abschied überraschte sie die DFB-Elf mit einer Video-Botschaft. "Du warst unser Kapitano. Miss Universe for ever." Da war selbst die coole Fränkin gerührt.

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