DFB-Pokal Wolfsburg zeigt beim Pokal-Aus in Dortmund einen starken Auftritt

DORTMUND · Eine halbe Stunde nach dem Abpfiff saßen die beiden Trainer auf dem Podium des Presseraums im Dortmunder Stadion und berichteten den anwesenden Journalisten, wie sie das Spiel erlebt hatten. Alles wie immer, doch plötzlich wurde Jürgen Klopp ganz unruhig, verkündete dem Auditorium, er müsse nun ganz dringend "für kleine Trainer" und verließ fluchtartig den Saal.

 Eine große Chance verpasst haben die Wolfsburger im Pokal-Halbfinale. Der Gegner Dortmund war nicht besser, aber effektiver.

Eine große Chance verpasst haben die Wolfsburger im Pokal-Halbfinale. Der Gegner Dortmund war nicht besser, aber effektiver.

Foto: dpa

Wolfsburgs Trainer wurde also gezwungenermaßen zum Alleinunterhalter. Hecking bekam jede Menge Lob für den couragierten Auftritt seiner Mannschaft und fand selbst anerkennende Worte. "Wir haben überragend gespielt", sagte der 49-Jährige, "aber wir haben uns nicht belohnt für diese Leistung." Das war fein beobachtet: Das erste Halbfinale im DFB-Pokal gewann der BVB nach Treffern von Henrich Mchitarjan und Robert Lewandowski mit 2:0 (2:0), es war ein durchaus schmeichelhafter Sieg. Die Borussia darf im Mai also mit 40 000 bis 50 000 Anhängern im Schlepptau den Weg nach Berlin antreten und wird auf dem Weg ins Finale die Autostadt passieren, wo sie bestimmt noch in einem Monat darüber grübeln werden, welch riesige Chance sie verpasst haben.

Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl sprach davon, zeitweise "ziemlichen Dusel gehabt" zu haben. Auch Klopp hatte einen spielstarken Gegner erlebt: "Sehr spritzig, sehr schnell, unangenehm mit den vielen Diagonalbällen." Doch der fahrlässige Umgang mit einer Vielzahl bester Einschussmöglichkeiten trübte das sonst so glänzende Gesamtbild. Wolfsburgs Verschwendungssucht bekam ein Gesicht: Junior Malanda, 19-jähriger Belgier, lieferte eine beeindruckende Vorstellung und hätte sich unsterblich schießen können.

In der ersten Halbzeit setzte er einen Kopfball an den Pfosten, in der zweiten vollbrachte er das Kunststück, das Spielgerät aus drei Metern volley in den Nachthimmel zu jagen. Kurz vor Schluss scheiterte er aus kurzer Entfernung an BVB-Torhüter Weidenfeller. Der Nachschuss von Luiz Gustavo klatschte ans Aluminium, kurz darauf musste Malanda nach einem Zusammenprall mit Sokratis verletzt raus; er zog sich einen Innenbandriss im Knie und eine Kreuzbanddehnung zu und wird für den Rest der Saison ausfallen.

Malandas Auftritt war symptomatisch für den seiner Mannschaft: Wolfsburg präsentierte sich mit beeindruckender Präsenz, stand am Ende jedoch mit leeren Händen da. "Damit, dass in manchen Situationen die Konzentration fehlt, müssen wir wohl leben", sagte Sportdirektor Klaus Allofs.

Der frühere Bremer hat an seiner neuen Wirkungsstätte mit viel Geld vom Automulti einen hochkarätigen Kader zusammengestellt, Hecking gibt dieser Mannschaft, die früher so oft eine Söldnermentalität verkörperte, ein Gesicht. Beide handelnden Personen nähren die Zuversicht, schon bald sportlich mit den Alphatieren aus München und Dortmund auf Augenhöhe agieren zu können. "Wir sind nah dran, die Lücke zu schließen", bilanzierte Hecking, "es fehlt nur noch der entscheidende Tick".

Den nötigen Punch hatten die Dortmunder an diesem Abend in den Personen Henrich Mchitarjan und Robert Lewandowski. Wie der Armenier und der Pole die beiden entscheidenden Treffer erzielten, das offenbarte Klasse. Diese 90 Minuten seien für seine Spieler nach der enormen Belastung der vergangenen Wochen richtig schmerzhaft gewesen, sagte Jürgen Klopp: "Ich hätte Panikattacken gekriegt, wenn es noch in die Verlängerung gegangen wäre".

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