Hoeneß warnt vor Höhenluft - Verfolger schöpfen Mut

Düsseldorf · Die Fachwelt schwärmt, die Vereinsführung mauert - beim FC Bayern ist die Zeit der großen Sprüche vorbei. Selbst Uli Hoeneß, der den Konkurrenten einst zu einem Fernglas riet, übt sich nach zwei titellosen Jahren in Demut.

 Die Bayern-Bosse Uli Hoeneß (l) und Karl-Heinz Rummenigge üben sich derzeit in Demut. Foto: Marcus Brandt

Die Bayern-Bosse Uli Hoeneß (l) und Karl-Heinz Rummenigge üben sich derzeit in Demut. Foto: Marcus Brandt

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"Wir sind gut beraten, nicht überheblich zu werden. Höhenluft ist dünn", sagte der Clubpräsident vor dem Spitzenspiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt. Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ließ sich nach dem furiosen 6:1 in der Champions League über Lille nicht zu einer Eloge verleiten: "Ich will frühestens im Mai wieder Spieler loben."

Nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr, als ein Vorsprung von acht Punkten auf den späteren Meister Dortmund verspielt wurde, verzichtet die Clubspitze weitgehend auf Komplimente für das eigene Team. Stattdessen wird der Tabellendritte aus Frankfurt in höchsten Tönen gelobt. Hoeneß sehnt sich nach einem Ausbau der Tabellenführung: "Wir müssen schauen, dass wir Eintracht Frankfurt am Samstag auf Distanz halten. Dann hoffe ich, dass wir uns nur noch mit Schalke und Dortmund beschäftigen müssen."

Die vom Bayern-Präsidenten als größte Widersacher eingestuften Revierclubs scheinen für die Aufholjagd gerüstet. Starke Auftritte gegen Real Madrid und den FC Arsenal sorgten für neuen Mut. Befürchtungen, dass sich das Team nach der Gala im Bernabeu mit der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag schwertun könnte, hegt beim BVB niemand: "Wir wollen in der Liga deutlich mehr zeigen als bisher. Mit der bisherigen Punktausbeute sind wir nicht zufrieden", sagte Nationalverteidiger Mats Hummels vor der Reise zum FC Augsburg. Der Titelverteidiger ist gewarnt: Selbst in der vorigen Rekordsaison gab es an gleicher Stätte nur ein 0:0.

Mit vier Punkten mehr als der Revierrivale rangiert der FC Schalke auf dem zweiten Tabellenplatz. Im Heimspiel gegen Werder Bremen will das Team von Trainer Huub Stevens ähnlich stark aufspielen wie beim 2:2 am Mittwoch gegen den FC Arsenal. Ein Sieg könnte helfen, das ärgerliche und überflüssige 2:3 am vorigen Wochenende in Hoffenheim vergessen zu machen. Allerdings müssen die Schalker vorerst ohne die verletzten Atsuto Uchida und Marco Höger auskommen. Es passt ins Bild vom gewachsenen Selbstvertrauen, dass kein Schalker die Ausfälle beklagt. "Ich sehe aufgrund der Qualität unseres Kaders keine Probleme", befand Torhüter Lars Unnerstall.

Anders als von Hoeneß prognostiziert könnte auch Bayer Leverkusen zum ernsthaften Bayern-Verfolger werden. Heimlich, still und leise ist die Mannschaft von Trainer Sascha Lewandowski nach sieben Meisterschaftsspielen ohne Niederlage in der Tabelle bereits an Dortmund vorbeigezogen. Der vorzeitige Einzug in die Zwischenrunde der Europa League durch das lockere 3:0 am Donnerstag über Rapid Wien gibt zusätzlich Auftrieb für das Duell am Sonntag beim Drittletzten VfL Wolfsburg.

Wettbewerbsübergreifend ist der Bundesliga-Vierte sogar seit zwölf Partien unbezwungen und könnte am 11. Spieltag im Idealfall auf Rang zwei vorstoßen. Der Erfolgshunger von Angreifer André Schürrle ist noch lange nicht gestillt: "Wir wollen so weiter machen, ungeschlagen bleiben und mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen."

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