Das Champions-League-Abenteuer von Ludogorets Razgrad

Berlin · "Das Beste kommt erst noch" steht auf der Homepage des bulgarischen Double-Gewinners Ludogorets Razgrad. Von übermäßiger Bescheidenheit hält der Champions-League-Neuling nichts.

 Durch Cosmin Motis Einsatz im Tor besiegte Ludogrets Razgrad Gegner Steaua Bukarest beim Playoff-Rückspiel im Elfmeterschießen. Foto: Vassil Donev

Durch Cosmin Motis Einsatz im Tor besiegte Ludogrets Razgrad Gegner Steaua Bukarest beim Playoff-Rückspiel im Elfmeterschießen. Foto: Vassil Donev

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Im Gegenteil: Gleich bei ihrem ersten Auftritt wollen die Nobodies auch Europas Beletage aufmischen - am besten schon zum Auftakt beim FC Liverpool. "Es wird schwer, aber im Fußball ist alles möglich", erklärte der rumänische Abwehrspieler Cosmin Moti. "Niemand hat von uns erwartet, dass wir uns qualifizieren. Niemand erwartet von uns, dass wir weiterkommen, aber aufgepasst: Wir können Fußball spielen."

Ludogorets wer? An das europaweite Staunen hat sich das bunt zusammengewürfelte Team aus dem 40 000-Einwohner-Städtchen Razgrad längst gewöhnt. Neben einigen bulgarischen Nationalspielern stehen vier Brasilianer im Kader - ein Franzose, ein Niederländer, ein Tunesier, ein Kolumbianer, ein Slowene, ein Spanier, ein Portugiese, ein Serbe, ein Kanadier, ein Profi aus Madagaskar und eben Moti.

Der Verteidiger hat sich durch seine Heldentat im Playoff-Rückspiel gegen Steaua Bukarest weltweit einen Namen gemacht. Im entscheidenden Elfmeterschießen musste der 29 Jahre alte Routinier ins Tor, weil Keeper Wladislaw Stojanow eine Minute vor Schluss der Verlängerung wegen einer Notbremse die Rote Karte sah und sein Team schon dreimal gewechselt hatte. Den ersten Strafstoß verwandelte Moti selbst, dann parierte er noch zwei Elfmeter des Gegners. "Das war unglaublich. Niemand kann solch ein Drehbuch schreiben", meinte Moti. Sogar die "New York Times" berichtete darüber.

Zum Lohn darf sich der Außenseiter in der Gruppe B mit Spaniens Rekordmeister Real Madrid, Liverpool und dem FC Basel messen. "Das ist angenehmer Druck für uns", so Moti, der neben dem torgefährlichen Brasilianer Marcelinho und dem slowenischen Nationalspieler Roman Bezjak zu den Stützen des Teams zählt. "Wir spielen unseren Stil, guten Fußball, und dann werden wir sehen, was dabei rauskommt."

Erst im Sommer 2011 stieg der neureiche Club in die erste bulgarische Liga auf - und wurde auf Anhieb Meister. Dreimal in Folge hat Ludogorets inzwischen den nationalen Titel gewonnen, dazu zweimal den Pokal. Zu verdanken hat Razgrad diese Erfolgsgeschichte dem schwerreichen Industriellen Kiril Domuschiew, der mit seinen Millionen ein international konkurrenzfähiges Team zusammenkaufte und dem Verein auch ein neues Stadion spendieren will. Die eigene Arena bietet nur 6000 Fans Platz und erfüllt damit nicht die Anforderungen der UEFA. Für die Heimspiele in der Königsklasse zieht der Club deshalb ins knapp 250 Kilometer entfernte Sofia um.

Beim Europa-League-Debüt in der vergangenen Saison scheiterte Ludogorets erst im Achtelfinale am FC Valencia. Und was kommt jetzt? Trainer Georgi Dermentschiew bemühte sich vor der Dienstreise an die Anfield Road um Gelassenheit - trotz großer Sorgen auf der Torhüterposition. Der Serbe Ivan Cvorovic ist verletzt, Stojanow gesperrt, und dem kanadischen Neuzugang Milan Borjan fehlt noch die Spielerlaubnis. "Ludogorets in Panik", schrieb das bulgarische Internetportal TopSport. "Keine Sorge, wir werden ein gutes Spiel abliefern", versprach Dermentschiew. "wir haben genügend Erfahrung."

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