Champions League Bayern feiern höchsten Auswärtssieg im Europapokal: 7:1 beim AS Rom

Rom/Gelsenkirchen · Schalke gewinnt in der letzten Minute mit einem verwandelten Elfmeter.

 Benedikt Höwedes jubelt nach dem dritten Tor für Schalke.

Benedikt Höwedes jubelt nach dem dritten Tor für Schalke.

Foto: AP/Bildpool

Bayern feiern höchsten Auswärtssieg im Europapokal

Der FC Bayern ist mit dem höchsten Auswärtssieg seiner Europapokal-Geschichte Richtung Achtelfinale gestürmt. Beim chancenlosen AS Rom gewann der deutsche Rekordmeister mit sehenswerten Toren und feinen Kombination 7:1 (5:0). Arjen Robben (9. Minute/30.), Mario Götze (23.), Robert Lewandowski (25.), Thomas Müller (Handelfmeter/36.) sorgten am Dienstagabend schon vor der Pause für die Entscheidung, Gervinho (66.) traf für die schwer getroffenen Römer. Frank Ribéry (78.) und Xherdan Shaqiri (80.) sorgten für den Endstand.

Sieben Tore in Italien, das war noch keiner deutschen Mannschaft gelungen. "Wir haben insbesondere in der ersten Halbzeit überragend gespielt". sagte Müller und gab am "Sky"-Mikrofon auch Entwarnung für seine Knie-Blessur nach einem harten Foulspiel. Angeführt von den herausragenden Robben und Philipp Lahm boten die Bayern nach vier Siegen und 16:0 Toren in der Fußball-Bundesliga auch in der Königsklasse eine Gala-Vorstellung.

Vor 62 292 Zuschauern im erstmals seit Jahren ausverkauften Olympiastadion kassierte der hoffnungslos unterlegene AS Rom hingegen seine höchste Heimniederlage in der Champions League. Der italienische Tabellenzweite war zuvor in fünf von sieben Spielen der Serie A ohne Gegentor geblieben. Bayern-Schlussmann Manuel Neuer musste nach 813 Vereinsminuten bei nachlassender Konzentration seiner Vorderleute wieder ein Gegentor hinnehmen. Mit neun Punkten ist München als klarer Tabellenführer der Gruppe E vor Rom (4) und Manchester City (2).

In einer anfänglichen Hexenkessel-Atmosphäre ging es auch emotional gleich zur Sache. Die blutende Kniewunde von Thomas Müller musste nach einer Spielminute behandelt werden, er konnte aber weiter spielen. Mehdi Benatia, der zu Saisonbeginn von AS Rom an die Isar gewechselt war, wurde zunächst bei jedem Ballkontakt gellend ausgepfiffen. Der erste gelungene Bayern-Angriff brachte nach altbekanntem Erfolgsrezept die Führung. Robben schlenzte nach Doppelpass mit Lahm den Ball in die lange Ecke, Francesco Totti ging nicht mit und auch Ashley Cole war zu zögerlich. Nach Wiederanstoß ging es sofort mit dem hohen Tempo weiter: Manuel Neuer musste gegen Gervinho schon eine Glanztat zeigen, um den postwendenden Ausgleich zu verhindern.

Dann aber spielte nur noch der deutsche Rekordmeister: Robben und Lahm harmonierten auf dem rechten Flügel glänzend und nutzten den Platz, den ihnen die Gastgeber boten. Die Bayern konnten zunehmend nach Belieben kombinieren und zeigten beim 2:0 feinen Fußball, ohne dass der Gegner zu sehr störte. Götze traf nach Doppelpass mit Thomas Müller an der Stätte des deutschen WM-Triumphes von 1990 - 100 Tage nach seinem Siegtor des WM-Finales. Wenig später legte Lewandowski per Kopf nach Flanke von Juan Bernat unbedrängt nach, die Roma-Abwehr schaute nur zu.

Die Demütigung der Römer nach ihren Lauf. Robben enteilte dem überforderten Cole einmal mehr und traf aus halbrechter Position zum 4:0. Nach Handspiel von Kostas Manolas erhöhte Müller per Strafstoß auf 5:0. Echten Münchner Torjubel gab es da schon keinen mehr. Trainer Pep Guardiola, der in der Saison 2002/03 viermal in der Serie A und einmal in der Champions League für Rom gespielt hatte, schenkte sich das Coachen an der Seitenlinie. Roms Widerstand war gebrochen, vom Hexenkessel des Anpfiffs blieben nur die Triumphgesänge der Bayern-Fans.

In der zweiten Hälfte agierten die Bayern verständlicherweise nicht mehr so konzentriert, Neuer war nun gefordert. Zunächst rettete der Pfosten, dann er selbst gegen Gervinho, der vier Meter vor ihm stand. Rom wollte sich nicht noch weiter demütigen lassen, und zeigte zudem eine härtere Gangart. Vassilis Torosidis foulte Müller rotwürdig, Schiedsrichter Jonas Eriksson (Schweden) beließ es bei Gelb. Gervinho traf dann aus stark abseitsverdächtiger Position zum Ehrentreffer und zum 100. Tor des AS Rom in der europäischen Königsklasse bzw. dem Vorgängerwettbewerb. Die Bayern schalteten nun einen Gang hoch; das reichte, damit der eingewechselte Ribéry und Shaqiri locker erhöhten.

Schalke zittert sich zum Sieg

Unter dem neuen Trainer Roberto Di Matteo hat sich der FC Schalke 04 zum ersten Saisonsieg in der Champions League gezittert. Der Fußball-Bundesligist aus Gelsenkirchen kam am Dienstag gegen Sporting Lissabon zu einem glücklichen 4:3 (1:1)-Erfolg in der Nachspielzeit. Der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting machte mit einem unberechtigten Handelfmeter (90.+3) den schmeichelhaften Sieg perfekt. Zuvor trafen Chinedu Obasi (34. Minute), Klaas-Jan Huntelaar (51.) und Benedikt Höwedes (60.).

"Am Ende hatten wir sehr viel Glück, normalerweise gewinnst du das nicht mehr", sagte Huntelaar im TV-Sender Sky. Denn Nani (16.) und Adrien Silva (64./Foulelfmeter/78.) hatten das zwischenzeitliche 3:3 für die Gäste herausgeschossen, die von der 33. Minute an wegen einer Gelb-Roten Karte gegen Maurício in Unterzahl spielen mussten.

"Wir haben es dem Gegner nach dem 3:1 viel zu einfach gemacht. Das dürfen wir so nicht weggeben", sagte Huntelaar. Vor dem Siegtreffer sprang Adrien Silva der Ball an den Kopf und nicht an den Arm, wie fälschlicherweise vom russischen Schiedsrichter Sergej Karrasew entschieden. Den Schalkern war's egal: Mit dem Last-Minute-Erfolg verbesserten sie mit nun fünf Punkten ihre Ausgangslage im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse enorm.

Bei seiner Rückkehr auf die Champions-League-Bühne veränderte Di Matteo die Schalker Startelf im Vergleich zum 2:0-Bundesliga-Sieg gegen Hertha BSC nur moderat. Choupo-Moting erhielt zunächst eine Pause, für ihn spielte Obasi von Beginn an. Marco Höger kam im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, dafür rückte Dennis Aogo auf die linke Abwehrseite. Christian Fuchs saß nur auf der Bank.

Und Aogo war auch gleich an zwei entscheidenden Szenen beteiligt. Zunächst köpfte er vor dem 0:1 bei einer Flanke den Ball unbedrängt ins Aus. Joao Mario trat den Eckball flach und langsam in die Mitte, wo die Schalker Hintermannschaft pennte. Nani schaltete am schnellsten und schoss einen leicht abgefälschten Kullerball dem Schalker Schlussmann Ralf Fährmann durch die Beine ins Tor.

Im Gegenzug verfehlte Julian Draxler mit einer Direktabnahme nur knapp das Tor (17.). Die Schalker bemühten sich um Struktur im Spielaufbau, agierten aber zeitweise zu verhalten und unkonzentriert. Doch nach dem Platzverweis für Maurício, der nach einem ungestümen Einsatz gegen Höger zurecht Gelb-Rot sah, trat Aogo den Freistoß in den Strafraum, wo Obasi per Kopf erfolgreich war.

Wie schon Fährmann zuvor machte diesmal auch Sporting-Schlussmann Rui Patricio keine gute Figur und ließ den Ball über seine Hände ins Netz rollen. "Ich freue mich total für ihn", sagte der verletzte Schalke-Torwart Fabian Giefer zur Pause im TV-Sender Sky über den nigerianischen Nationalspieler, der nach dem Ausgleich sofort auf Di Matteo zustürmte und dem früheren Chelsea-Coach in die Arme sprang.

Der Champions-League-Sieger von 2012 hatte nach dem bislang wenig berauschenden Auftritt der Königsblauen in der Königsklasse mit zwei Punkten aus den ersten beiden Partien die Vergleiche mit Lissabon als "vielleicht entscheidend" eingestuft. Realistisch betrachtet kämpfen die Schalker um den zweiten Platz in der Gruppe hinter dem FC Chelsea - und entsprechend motiviert starteten sie in die zweiten 45 Minuten.

Choupo-Moting kam nun für den angeschlagenen Kevin-Prince Boateng. In Überzahl entfachten die Gastgeber nun mehr Druck und wurden schon früh belohnt. Draxler passte auf Obasi, der direkt auf Huntelaar weiterleitete. Der Niederländer zögerte nicht lange und schloss unhaltbar mit seinem 44. Europapokaltor im 67. Einsatz ab.

Als Höwedes wenig später per Kopf auf 3:1 erhöhte, schien eine Vorentscheidung gefallen. Aber nur drei Minuten nach seiner Torvorlage für Höwedes trat der 19 Jahre alte Kaan Ayhan im eigenen Strafraum André Carrillo auf den Fuß - und Adrien Silva verkürzte per Strafstoß auf 3:2. Ein Durcheinander in der Schalker Abwehr ermöglichte dem Mittelfeldspieler sogar das 3:3. Als sich alle schon mit dem bitteren Remis abgefunden hatten, pfiff der Unparteiische zum Schrecken der Portugiesen Elfmeter - und Choupo-Moting verwandelte.

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