3:1 - Messi und Co. kehren auf Europas Thron zurück

Berlin · Mit dem Henkelpott in den Händen tanzten die Champions-League-Helden des FC Barcelona auf dem Rasen des Olympiastadions in eine lange Party-Nacht in Berlin.

 Barcelonas Xavi stemmt den Champions-League-Pokal in die Höhe. Foto: Kay Nietfeld

Barcelonas Xavi stemmt den Champions-League-Pokal in die Höhe. Foto: Kay Nietfeld

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Um 22.58 Uhr nahm der neue Königsklassen-Rekordspieler Xavi die Trophäe für den verdienten 3:1 (1:0)-Finalsieg über Juventus Turin in Empfang. Es war der Startschuss für eine lange Sause. "Es ist einfach geil, dass wir das Ding geholt haben. Wir können stolz sein", freute sich Keeper Marc-André ter Stegen, der als fünfter deutscher Legionär den Meisterpokal gewann. Vor 70 500 Fans im Olympiastadion und mehreren hundert Millionen TV-Zuschauern hatten Lionel Messi und Co. zuvor einmal mehr Offensiv-Fußball der Extraklasse demonstriert.

"Unglaublich, nicht in meinen besten Träumen hätte ich gedacht, dass wir so eine Saison hätten. Es gab auch schwierige Momente. Wir sind glücklich, Teil dieses Vereins zu sein", sagte Abwehrspieler Javier Mascherano, der auch ein Extra-Lob für ter Stegen parat hatte: "Er ist ein toller Torwart, der uns sehr glücklich macht." Durch Treffer von Ivan Rakitic (4. Minute), Luis Suarez (68.) und Neymar (90.+7) machte Barca seinen vierten Triumph in der Königsklasse nach 2006, 2009 und 2011 perfekt.

[kein Linktext vorhanden]Dem italienischen Rekordmeister um die WM-Helden von 2006 blieb trotz einer Energieleistung und des zwischenzeitlichen Ausgleichs von Alvaro Morata (55.) das Happy End verwehrt. Juve muss damit weiter auf den ersten Königsklassen-Titel seit 1996 warten. Kapitän Gianluigi Buffon konnte seine Tränen nach dem Schlusspfiff nicht verbergen. "Das ist Teil der Enttäuschungen, die es im Sport gibt, das müssen wir so hinnehmen", sagte der Schlussmann, der an Suarez' Treffer zum 2:1 nicht ganz unschuldig war.

"Wir sind eine großartige Gruppe, wir müssen weiterarbeiten und kämpfen, für diese Mannschaft gibt es keine Grenzen", hob Morata bei aller Enttäuschung hervor. "Wir gehen mit erhobenem Kopf, aber es ist immer hart, ein Finale zu verlieren. Wir hatten sicherlich nicht den besten Start, aber wir haben das Unentschieden geschafft und fünf bis zehn richtig starke Minuten gehabt. Ihre große Qualität hat den Unterschied gemacht."

Auf das erhoffte Fußball-Spektakel brauchten die Fans beim fünften Champions-League-Endspiel auf deutschem Boden nicht lange warten. Schon in der 4. Minute gaben die Katalanen die erste Kostprobe ihrer Spielkunst ab, als die Juve-Abwehr eine blitzschnelle Kombination von Neymar und Andreas Iniesta auf der linken Seite nicht unterbinden konnte. Den Querpass des Barca-Kapitäns verwertete der frühere Schalker Rakitic aus kurzer Distanz zur frühen Führung. Turins Schlussmann Buffon, wie Andrea Pirlo und Barzagli 2006 an gleicher Stätte Weltmeister geworden, war ohne Abwehrchance.

Der spanische Meister und Pokalsieger versuchte die Verunsicherung bei den Italienern zu nutzen und schnell ein zweites Tor nachzulegen. In der 12. Minute verfehlte Neymar frei vor dem Tor einen Musterpass von Lionel Messi nur um Zentimeter, kurz darauf verhinderte Buffon mit toller Parade gegen Jordi Alba einen höheren Rückstand. Erst nach gut 20 Minuten gelang es Juve - mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren und 153 Tagen zweitältestes Team in einem Finale - sich ein wenig vom Druck des Gegners zu befreien.

Der FC Barcelona blieb jedoch das klar spielbestimmende Team. Messi ließ sich häufig weit zurückfallen, um als Spielmacher hinter den Spitzen zu agieren. Häufig konnten sich die Juve-Abwehrspieler nur mit Härte gegen ihre Widersacher im blau-roten Trikot behaupten. Vor allem der früh verwarnte Ex-Leverkusener Arturo Vidal bewegte sich in seinen Duellen am Rande der Legalität. Juves Angriffsspiel kam dagegen auch deshalb nicht recht auf Touren, weil von Oldie Pirlo im Mittelfeld keine Kreativität ausging.

Auch nach dem Seitenwechsel kam Juventus in seinem ersten Champions-League-Endspiel seit zwölf Jahren zunächst nicht recht auf Touren. Das Team von Massimiliano Allegri, das auf dem Weg ins Finale unter anderem Borussia Dortmund ausgeschaltet hatte, sah sich sofort wieder Barcelonas furiosen Angriffen ausgesetzt. In der 48. Minute parierte der 37-jährige Buffon mit einer weiteren Glanztat den Schuss von Suarez, dann jagte Messi den Ball knapp über das Tor (50.).

Fünf Minuten später wurde Barca für den verschwenderischen Umgang mit seinen Torchancen bestraft, als Morata den ersten perfekt inszenierten Angriff von Juve zum Ausgleich nutzte. Als der bis dahin wenig geprüfte ter Stegen einen Schuss von Tevez mit toller Parade nur abklatschen konnte, war der frühere Angreifer von Real Madrid zur Freude der Turiner Fans zur Stelle und traf zum 1:1.

Juventus zeigte nun anders als in der ersten Halbzeit Kampf und Leidenschaft und machte sich daran, das Spiel zu drehen. In der 63. Minute zielte Tevez beim Abschluss etwas zu hoch. Mitten hinein in die aufkeimende Aufbruchstimmung traf den italienischen Rekordmeister das 2:1 durch Suarez wie eine kalte Dusche. Der Uruguayer traf zu seinem siebten Tor im Wettbewerb, nachdem Buffon erstmals eine Unsicherheit zeigte und den Schuss von Messi nach vorne abprallen ließ. Dem vermeintlichen 3:1 durch Neymar drei Minuten später versagte der türkische Schiedsrichter Cüneyt Cakir die Anerkennung. Der Brasilianer hatte sich den Ball selbst an die Hand geköpft. Dafür traf Neymar in der Nachspielzeit doch noch.

Eine knappe Viertelstunde vor Schluss schickte Coach Luis Enrique Xavi für Iniesta auf den Rasen und verhalf dem 35-Jährigen damit zu einem standesgemäßen Abschied im Barca-Trikot. Mit nun 151 Champions-League-Einsätzen ließ Xavi Real-Torwart Iker Casillas hinter sich und ist nun alleiniger Rekordhalter in der Königsklasse.

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