Confed Cup Russland macht sich Mut: Mit Schlips und Kragen zum Turnier

St. Petersburg · Russlands Teilnahme am Confed Cup ist eine Premiere. Die Sbornaja will gewinnen. Doch vor dem Eröffnungsspiel gegen Neuseeland sind die Erwartungen vieler Experten nicht hoch. Die fordernden Aussagen von Präsident Putin versucht der Trainer bei Seite zu schieben.

 Der russische Fußball-Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow freut sich auf das Eröffnungsspiel des Confed Cups.

Der russische Fußball-Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow freut sich auf das Eröffnungsspiel des Confed Cups.

Foto: Dmitri Lovetsky

Wie ein Buddha sitzt Stanislaw Tschertschessow mit seiner massigen Gestalt und seinem Glatzkopf auf dem Pressepodium. Nichts kann den Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft aus der Ruhe bringen - so scheint es.

Nicht das Eröffnungsspiel zum Confederations Cup am Samstag (17.00 Uhr/MESZ) gegen Neuseeland. Und auch nicht die klare Vorgabe von Staatspräsident Wladimir Putin. "Er unterstützt die Mannschaft. Jetzt lasst uns über Fußball reden", sagte der Nationalcoach. Putin hatte am Vortag von der Sbornaja gefordert, beim Heimturnier wie "echte Krieger" aufzutreten.

Wie echte Krieger sahen Russlands Hoffnungsträger für die WM-Generalprobe bei ihrer Ankunft in St. Petersburg nicht aus. Schwarze Schuhe, grauer Dreiteiler, violette Krawatte: Für den Auftakt hatten sich die Nationalspieler richtig herausgeputzt. Wie eine Gruppe junger Geschäftsmänner kam die Sbornaja am Flughafen in der ehemaligen Zarenstadt an.

Die Laune im Team ist blendend. Doch vor der ersten Confed-Cup-Teilnahme Russlands lastet auch ungeheurer Druck auf dem Team von Tschertschessow. Die stolze Sportnation will sich im besten Licht präsentieren. Russland sei zwar nur als Gastgeber qualifiziert, "aber das heißt nicht, dass sie nicht gewinnen wollen", schreibt die Zeitung "Rossijskaja Gaseta".

Ob das gelingt, haben russische Sportexperten allerdings ihre Zweifel. Die Sbornaja habe das schlechteste und unerfahrenste Team ihrer Geschichte, meinen Kritiker. Die Fachzeitung "Sport-Express" feiert Tschertschessow hingegen als Revolutionär, der das russische Team seit der Blamage bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich völlig umgekrempelt habe. Lediglich 9 der 23 nominierten Spieler waren bei der EM dabei.

Tschertschessow blickte fast schon stoisch vom Pressepodium. Auch provokante Fragen ausländischer Reporter nach den Putin-Aussagen prallten an ihm ab. "Ich habe schon viele Pflichtspiele bestritten", seine Antwort auf die Frage nach einer Nervosität vor seiner ersten richtig wichtigen Partie als Nationalcoach.

In der Tat lässt die jüngste Bilanz der Russen hoffen. Ein 3:0-Sieg gegen Ungarn und zwei Unentschieden gegen die Top-Teams aus Belgien (3:3) und Chile (1:1) haben die scharfe Kritik der vergangenen Monate ein Stück weit verstummen lassen. Die zurückliegenden Spiele hätten gezeigt, dass die Mannschaft Potenzial habe, sagt auch der sportbegeisterte Kremlchef Putin.

Die WM 2018 ist für ihn ein Prestigeprojekt. Er will, dass Russland die beste WM der Geschichte ausrichtet - und natürlich auch, dass es sportlich läuft. Man erwarte, dass das Team "unseren Fans Freude macht, indem sie zum Sieg streben", sagte Putin.

Auch Sportminister Pawel Kolobkow gibt sich zuversichtlich, Russland habe die Kraft, ins Halbfinale zu kommen. "In unserer Mannschaft sind viele neue Spieler, und die letzten Partien haben Optimismus gesät. Die Sbornaja will gewinnen." Um beim Confed Cup ins Halbfinale zu kommen, muss sich Russland jedoch nach Neuseeland auch gegen Europameister Portugal (19. Juni, 17.00 Uhr MESZ) und Mexiko (24. Juni, 17.00 Uhr MESZ) behaupten. Präsident Putin wird die Auftritte des Tschertschessow-Teams aufmerksam verfolgen.

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