Schicksalspiel Messis Endspiel mit Argentinien um WM-Teilnahme

Buenos Aires · Lionel Messi und Argentinien stehen vor einem Schicksalspiel. In einem der berühmtesten und berüchtigtsten Stadien der Welt soll es klappen. Gegen Peru muss aber auch ein Sieg her, wenn Messi bei der WM in Russland dabei sein will. Doch es gibt ein schlechtes Omen.

 Argentiniens Superstar Lionel Messi (M) und seine Teamkollegen beim Training in Buenos Aires.

Argentiniens Superstar Lionel Messi (M) und seine Teamkollegen beim Training in Buenos Aires.

Foto: Romero José

Ganz Argentinien bangt, ganz Argentinien hofft, dass Lionel Messi das Land vor der größten Fußball-Schmach seit fast 50 Jahren bewahrt.

Für den 30 Jahre alten Superstar und seine Mitspieler wird das vorletzte WM-Qualifikationsspiel des Vizeweltmeisters gegen das punktgleiche Team aus Peru in der Nacht auf Freitag in der legendären Bombonera der Boca Juniors zum Endspiel. "Es ist Zeit zum Anfeuern #VamosArgentina", schickte Verbandspräsident Claudio Fabián Tapia eine klare Botschaft via Twitter an die Nation - darunter ein Foto des Obelisken, himmelblau-weiß erleuchtet.

Fünfter ist Argentinien in der Südamerika-Gruppe, Peru liegt auf Rang vier (24) dank der Torbilanz. Nur die ersten Vier qualifizieren sich direkt für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Hinter Argentinien lauert Chile mit Bayerns Arturo Vidal (6./23). Argentinien muss am Dienstag noch in der Höhe Ecuadors antreten, Peru spielt gegen Kolumbien (3./26). Qualifiziert ist bereits Rekordweltmeister Brasilien (1./37), beste Chancen hat auch Uruguay (2./26).

Für Messi & Co heißt es: Zwei Siege müssen aus den letzten beiden Partien her, ansonsten müssen die Argentinier auf den fünften Platz hoffen. Der berechtigt zu zwei Playoff-Spielen. Gegner wäre Ozeanien-Vertreter Neuseeland.

Nichts lassen die Argentinier unversucht. Gegen den Widerstand der Peruaner wird das Spiel im Hexenkessel der Boca Juniors stattfinden, dem Herzensverein von Argentiniens Fußball-Ikone Diego Maradona. Die Ränge sind steil, es ist eng, es ist laut. Argentinien setzt auf seine Fans und den ganz besonderen Heimvorteil - eigentlich war das Stadion von River Plate als Spielort vorgesehen gewesen, dort, wo Argentinien 1978 den ersten WM-Triumph perfekt gemacht hatte.

Nach dem 1:1 gegen den Tabellenletzten Venezuela machte sich Argentiniens neuer Coach Jorge Sampaoli aber für die Verlegung stark. Binnen 20 Minuten waren die meisten der rund 50 000 Tickets von 17 Euro bis 235 Euro verkauft. Gästetickets kosten alle 160 Euro. Selbst die Punkrocker der "Toten Hosen", gerade auf Jubiläumstour, wollten versuchen, Karten für die Partie im Arbeiterviertel Boca zu bekommen.

Es gibt allerdings auch eine ganz bittere Erinnerung an die "Pralinenschachtel". Nur einmal verpasste der zweifache Weltmeister Argentinien bisher eine Endrunde: Durch ein 2:2 eben dort gegen Peru am 31. August 1969.

"Das Szenario in der Bombonera ist unvergleichlich", betont der damals zweifache Torschütze Perus, Oswaldo "Cachito" Ramírez, in Interview der Deutschen Presse-Agentur. Ramírez wird als Glücksbringer für Peru nun auch dabei sein. Trainer Ricardo Gareca habe aus jungen Talenten eine starke Einheit geformt, sagt er. Die Erwartung an die Mannschaft sind nicht gering, Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski fordert zwei Siege in den beiden ausstehenden Partien. "Wir müssen zur WM fahren."

Überzeugt hat Gegner Argentinien in dieser WM-Qualifikation kaum. Negativer Höhepunkt war Messis obszöne Beleidigung gegen einen Linienrichter in der Partie gegen Chile - er wurde zunächst für vier Spiele gesperrt. Messi behauptete danach, er habe die Worte nur "in die Luft gesprochen", nicht aber den Linienrichter gemeint. Ohne ihn verlor Argentinien beim Vorletzten Bolivien 0:2 - die Sperre wurde auf dieses eine Spiel reduziert.

Messi, der zwischenzeitig auch mal zurückgetreten war aus der Albiceleste, fehlte mal verletzt, mal gesperrt. Er kam gerade mal in acht der bisher 16 Partien zum Einsatz. Ohne ihn holte Argentinien sieben Punkte, mit ihm 17.

Nun muss er Fußball-Argentinien retten. Russland 2018 könnte die letzte Chance für Messi und seine Generation sein, nach dem 0:1 im Finale gegen Deutschland 2014 doch noch Weltmeister zu werden wie Maradona 1986.

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