Fußball Liga und DFB vor Reformen: TV-Gelder und Pokal-Modus

Frankfurt/Main · DFL und DFB stehen vor Veränderungen. In der Liga wird neben der Einführung des Videobeweises eine Umverteilung der TV-Gelder und ein neuer Modus im DFB-Pokal diskutiert. Beim DFB ist eine Strukturreform angedacht, vorher soll Grindel zum neuen DFB-Chef gekürt werden.

 Die Fernsehgelder sollen neu verteilt werden.

Die Fernsehgelder sollen neu verteilt werden.

Foto: Bernd Thissen

Videobeweis, Umverteilung der TV-Gelder, ein neuer Pokal-Modus und Strukturreformen beim DFB unter dem designierten Präsidenten Reinhard Grindel: Der deutsche Fußball steht vor tiefgreifenden Veränderungen.

Alles mit dem großen Ziel, die Bundesliga international weiter nach vorn zu bringen. "Wir wollen ja alle auch in Zukunft eine wettbewerbsfähige Bundesliga haben - und deshalb muss man sich Gedanken machen und Konzepte erarbeiten, was dafür zu tun ist", sagte Peter Peters als Vorstandsmitglied des FC Schalke 04 und Vize-Präsident des Ligaverbandes der Deutschen Presse-Agentur.

Nachdem die Deutsche Fußball Liga (DFL) bereits am 11. Februar ihre Unterstützung für die Einführung des Videobeweises bekundet hatte, wurden nun weitere Reformvorschläge in einem Strategiepapier der Bundesligisten festgehalten. Dabei handele es sich laut Peters um "nichts Revolutionäres". Es sei ein "unverbindlicher Gedankenaustausch" von 16 Clubs, über den die "Bild"-Zeitung zunächst berichtet hatte.

Doch das Papier birgt Brisanz. Bei dem Treffen der Vereine ging es insbesondere um die Verteilung der zukünftigen TV-Gelder. Dabei könnte die 2. Liga zukünftig weniger partizipieren als bisher. Bisher streichen die Clubs aus dem Unterhaus 20 Prozent der Einnahmen ein. Der Anteil könnte bis auf 14 Prozent schrumpfen. Das sorgte bei St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig für eine gehörige Verstimmung. Er sei über die Vorgehensweise enttäuscht.

"Im Zusammenhang mit unserem seinerzeit gestellten Antrag stand immer der Solidaritätsgedanke zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga im Vordergrund. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns damals entschieden, unseren Antrag zurückzuziehen", sagte Rettig, der noch im Herbst angeregt hatte, konzern- oder investorengeführte Clubs wie Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg oder 1899 Hoffenheim künftig von der Verteilung der TV-Gelder auszuschließen. Nun bleibe ein fader Beigeschmack.

Peters betonte indes, dass es nicht darum gegangen sei, "die Solidarität mit der 2. Liga grundsätzlich in Frage zu stellen". Vielmehr hätten die Vereinsvertreter darüber diskutiert, welche anderen Kriterien bei der Aufteilung der Erlöse noch berücksichtigt werden sollen. So wollen einige Clubs nun Vorschläge erarbeiten, "wie zum Beispiel Fanbasis, Pay-TV-Abonnenten o.ä. berücksichtigt werden könnten". Insgesamt erhoffen sich die Verantwortlichen aus dem zukünftigen TV-Vertrag Einnahmen von einer Milliarde Euro pro Saison.

In Sachen DFB-Pokal wird in dem Strategiepapier ein späteres Einsteigen der Bundesligisten und speziell der Europacup-Teilnehmer in den Wettbewerb angeregt. In den europäischen Topligen in Spanien, England und Italien ist dies bereits gängige Praxis. Für die nächsten drei Spielzeiten ist ein neuer Modus aber noch kein Thema.

Während sich Dortmunds Trainer Thomas Tuchel sofort in den Vorschlag "verliebt" hat, rät der scheidende Bayern-Trainer Pep Guardiola der Bundesliga davon ab, den Wettbewerb zu reformieren. "Es ist richtig perfekt. In Spanien ist es mit zwei Spielen sehr kompliziert, aber hier ist es mit einem Spiel sehr attraktiv und sehr interessant", sagte der Katalane.

DFB-Interimspräsident Rainer Koch sieht vor Ablauf der gültigen Verträge im Jahr 2019 ohnehin keine Chance für Änderungen. Zudem betonte er beim TV-Sender Sky: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir eine erste Runde ohne internationale Vereine haben." Ziel der Amateurclubs sei ja gerade, in Runde eins einen Topverein aus dem Lostopf zu erwischen. Daher wäre eine solche Reform kaum im Sinne des Amateurlagers.

Deutlich konkreter sind bereits die angedachten Strukturveränderungen beim Deutschen Fußball-Bund. Der DFB soll grundsätzlich professionalisiert werden, dafür erklärte die Liga im Gegenzug ihre Unterstützung für den DFB-Präsidentschaftskandidaten Grindel. Dieser soll nun am 15. April auf einem Außerordentlichen DFB-Bundestag als Nachfolger des im November zurückgetretenen Wolfgang Niersbach gekürt werden. Derzeit wird der DFB interimsmäßig von der Doppelspitze Reinhard Rauball/Rainer Koch geführt.

"Der Ligavorstand begrüßt die Bereitschaft des DFB, seine wirtschaftlichen Aktivitäten zu bündeln und die Kontrollfunktion neu zu ordnen", teilte die DFL mit. Der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb soll in einer DFB GmbH gebündelt werden. Diese erhält einen Aufsichtsrat und kümmert sich um Bereiche wie Marketing, Sponsoring und Rechtevermarktung für den DFB-Pokal. Zudem soll es einen hauptamtlichen Geschäftsführer mit Direktoren für die einzelnen Bereiche geben.

Positiv aufgenommen wurde in der Liga, dass die DFL den Videobeweis auf den Weg bringen will. Früher oder später werde der Videobeweis kommen, sagte etwa Guardiola. Einzelne Momente könnten entscheiden und da könnte Video dem Schiedsrichter helfen. Ähnlich sieht es Manager Alexander Rosen von 1899 Hoffenheim. "Alles, was das Spiel besser und fairer macht, sollte man prüfen und umsetzen. Die Bedenken der Traditionalisten sind längst weggewischt." Ein klarer Befürworter ist auch Augsburgs Chefcoach Markus Weinzierl. "Ich glaube, dass es gerechte Ergebnisse, gerechte Absteiger, gerechte Meister geben soll. Ich bin für den Videobeweis", betonte Weinzierl.

Bis zu einer möglichen Einführung ist es aber noch ein weiter Weg. Voraussetzung dafür ist, dass die Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) dafür auf ihrer Sitzung vom 4. bis 6. März grünes Licht geben. Danach könnte der Video-Schiedsrichter eventuell zur Saison 2016/17 seinen Testbetrieb aufnehmen.

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