Fußball Greenkeeper im Stadion: Hohe Erwartungshaltungen

Köln · Platzwarte im Stadion machen heute mehr, als Rasen mähen. Der Platz wird belüftet, beleuchtet und gestriegelt. Die Fußballer sollen optimale Bedingungen vorfinden.

 Dozent Harald Nonn (M.) erklärt in Köln bei einer Schulung für Greenkeeper an einem Loch im Rasen den Bodenaufbau.

Dozent Harald Nonn (M.) erklärt in Köln bei einer Schulung für Greenkeeper an einem Loch im Rasen den Bodenaufbau.

Foto: Henning Kaiser

In einer großen Gruppe haben sich die Teilnehmer der Greenkeeper-Schulung um das Loch im Rasen des Kölner RheinEnergieStadions versammelt. "Da unten ist unsere Rasenheizung", sagt Christoph Seiler, zeigt auf die Vertiefung im Fußballplatz und erläutert die Funktionsweise der Anlage.

Seiler ist als Chef-Greenkeeper für den Rasen im Stadion zuständig. Seit fast zehn Jahren macht er den Job schon, der gleichzeitig seine Leidenschaft ist. Mit breitem rheinischen Dialekt erzählt er: "Ich bin eigentlich Meister für Sanitär-, Heizungs- und Elektrotechnik und habe dann im Jahr 2009 angefangen, mich im Greenkeeping ausbilden zu lassen." Mittlerweile ist Seiler "Geprüfter Greenkeeper" und bringt selbst anderen Platzwarten etwas bei. "Greenkeeper ist kein anerkannter Ausbildungsberuf, viel läuft über freiwillige Fortbildungen", erklärt er.

In Zusammenarbeit mit dem DFB bietet der Bundesverband der Deutschen Lehranstalten für Agrartechnik (DEULA) solche Fortbildungen an. Harald Nonn von der DEULA fasst die Ziele der Weiterbildungen zusammen: "Wir müssen dafür sorgen, dass der Fußballer seine optimale Bühne hat. Das ist unser Job."

Seiler hat alle Fortbildungen gemacht und gelernt, wie man Grassorten bestimmt, Rollrasen verlegt und den Fußballplatz richtig bewässert. Der Platzwart-Job habe sich von der Arbeit mit Rasenmäher und Spaten zu einem hochprofessionalisierten Beruf entwickelt, erklärt er. "Die Erwartungshaltungen und auch die Vorgaben sind in den letzten Jahren explodiert. Seit der WM 2006 gibt es einen intensiven Run im Bereich Greenkeeping."

Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, benötigen die Platzwarte die passende technische Ausstattung: Beleuchtungsanlagen als Sonnenersatz, Aerifizierungsgeräte zur Belüftung des Bodens oder Striegel, um abgestorbene Gräser zu entfernen. Der Maschinenpark unterhalb der Kölner Stadiontribüne ist gut bestückt.

"Damit arbeite ich total gerne", sagt Beate Roozen aus dem Greenkeeping-Team von Darmstadt 98 und deutet auf den "BeamRider" - eine lasergesteuerte Maschine zur Markierung des Platzes. "Damit werden die Linien auch gerade, wenn man mal einen Moment nicht aufpasst." Die einzige Frau bei der Platzwart-Fortbildung unterhält sich mit ihren männlichen Kollegen aus Bremen, Frankfurt, Hamburg und Leverkusen über die Vor- und Nachteile verschiedener Arbeitsgeräte. "Wir arbeiten nicht alle mit den gleichen Maschinen und haben unterschiedliche Voraussetzungen", erklärt sie.

Das bestätigt auch Seiler: "Der Platzwart in München, Leverkusen oder Wolfsburg hat aufgrund des Budgets ganz andere Möglichkeiten als zum Beispiel der Platzwart in Darmstadt. Das macht es ihm natürlich leichter." Dafür seien die Ansprüche bei den Topclubs auch höher.

Trainer und Spieler hätten zum Teil ganz spezielle Vorstellungen davon, wie das Geläuf beschaffen sein soll. "Manche Trainer sind da sehr engagiert und wollen einen schnelleren Platz", sagt Seiler. "Andere wollen den Platz etwas stumpfer."

Die DFL empfiehlt eine Rasenlänge von 25 bis 28 Millimetern. Bei Bayer Leverkusen sei der Rasen sehr kurz, sagt Huseyin Cüzin aus dem Platzwart-Team der Werkself. "Nur 24,5 Millimeter." Zum Vergleich: In Köln sind es 26 Millimeter. Der kurz geschorene Platz bei Bayer mache den Ball schneller und komme der Spielweise der Mannschaft von Roger Schmidt entgegen. Ein kurzer Rasen erschwert jedoch auch die Pflege.

Für die Greenkeeper sei es nicht immer leicht, alle Bedürfnisse zu befriedigen, meint Seiler. Der Druck sei mitunter enorm. "Das kann auch schon mal hart an die Substanz gehen."

Beate Roozen erinnert sich noch gut an den vergangenen Winter, als der holprige Platz im Stadion am Böllenfalltor stark kritisiert wurde. "Das hat schon genervt", sagt sie. "Das geht nicht ganz an einem vorbei. Wir sind ja mit Herzblut dabei."

Doch es gibt nicht immer nur negative Rückmeldungen. So zeichnet die DFL jedes Jahr das Spielfeld des Jahres in der Bundesliga und 2. Liga aus. In der vergangenen Saison gewannen die Greenkeeper-Teams des FC Bayern München und des Karlsruher SC diesen Preis. "Für das Selbstvertrauen ist das natürlich gut", meint Seiler. In seinem Büro mit Blick auf den Rasen des RheinEnergieStadions hängt die Urkunde für den besten Fußballrasen der Saison 2013/14 in der 2. Bundesliga.

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