Aufholjagd nötig Atlético will historische Real-Saison verhindern

Madrid · Real Madrid will als erster Club die Champions League zwei Mal in Serie gewinnen und erstmals seit 1958 das Double aus Liga-Titel und Königsklasse schaffen. Aber Halbfinal-Gegner Atlético hat sich trotz der hohen Hinspiel-Niederlage noch nicht aufgegeben.

 Will Atlético wirklich noch ins Champions-League-Finale einziehen, gilt es, Reals Superstar Cristiano Ronaldo (M) aufzuhalten.

Will Atlético wirklich noch ins Champions-League-Finale einziehen, gilt es, Reals Superstar Cristiano Ronaldo (M) aufzuhalten.

Foto: Alberto Martin

Ganz Madrid spricht dieser Tage von der "Remontada". Fans und Profis von Atlético Madrid hoffen darauf, im Halbfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch gegen Stadtrivale Real eine epische Aufholjagd zu schaffen und das 0:3 vom Hinspiel zu korrigieren.

Die Königlichen um Weltmeister Toni Kroos und den zuletzt groß auftrumpfenden Weltfußballer Cristiano Ronaldo wollen die Sensation nicht zulassen und alles für eine historische Saison bereiten: Als erster Club kann Real den Champions-League-Titel erfolgreich verteidigen. Und zudem erstmals seit 1958 auch das Double aus Meisterschaft und Königsklassen-Triumph schaffen.

Die Real-Fans wähnen sich bereits im Finale und nicht wenige haben sogar schon für den 3. Juni Flüge nach Cardiff gebucht. Doch Trainer Zinedine Zidane und dessen Schützlinge mahnen bei allem Optimismus zur Vorsicht. Zizou meinte am Wochenende nach dem 4:0-Liga-Erfolg des Tabellenführers bei Absteiger FC Granada, er denke noch nicht an das Double. Und Jungstürmer Lucas Vázquez warnte: "Alle Spiele gegen Atlético sind schwer. Es ist ein großes Team."

Real ist sowohl in europäischen Wettbewerben als auch in Spanien bei K.o.-Duellen nach einem 3:0 nie ausgeschieden. Der Gegner gibt dennoch nicht auf. Mittelfeldmann Saúl gab die Zielsetzung vor: Um eine Chance zu haben, dürfe man kein Tor zulassen und sollte "schon in der ersten Hälfte treffen".

Bleibt Atlético ohne Gegentor, beendet der Arbeiterclub eine Superserie des Nobelvereins und rettet einen Rekord des FC Bayern: Ronaldo & Co. treffen schon seit 60 Spielen in Serie. Die Bestmarke, die die Bayern zwischen den Frühjahren 2013 und 2014 mit 61 Tor-Spielen aufstellten, ist in Gefahr.

Noch im Estadio Bernabéu hatte Atlético-Trainer Diego Simeone kurz nach dem 0:3 im Hinspiel gesagt: "Bei Atlético ist alles möglich!" Der Argentinier ist nicht der Einzige, der das so sieht. So meinte der frühere Bremer und Wolfsburger Diego, der 2014 unter Simeone das rot-weiße Trikot trug: "Er ist einer der besten Trainer der Welt. Er liebt es zu gewinnen, und er steckt seine Spieler an." Im Interview von "Marca" fügte er an: "Atlético kann die Remontada schaffen."

Ein denkwürdiges Spiel wird es wohl so oder so. In den vergangenen Tagen gab es gegenseitige Provokationen, so dass die sonst zurückhaltende Zeitung "El País" für Mittwoch einen "Krieg" voraussagt. Es ist außerdem das letzte Stadtderby und auch die letzte Europacup-Begegnung im Vicente Calderón. Atlético zieht nach dem Sommer um, das Stadion am Manzanares-Ufer wird gut 50 Jahre nach der Einweihung abgerissen.

Ein Blick auf die Statistik macht Atlético Hoffnung. In der Amtszeit von Simeone gab es im Calderón in 22 Champions-League-Spielen 17 Siege, vier Remis und nur eine Niederlage. In kontinentalen K.o.-Duellen hat das Team seit acht Partien daheim kein Tor mehr kassiert - zuletzt war hier Kaká im März 2014 beim 1:4 des AC Mailand erfolgreich. Und im Calderón waren seitdem immerhin unter anderem Chelsea, Real, die Bayern und der FC Barcelona zu Gast.

Zidane muss auf die verletzten Gareth Bale, Dani Carvajal und Pepe verzichten, die er aber mit Isco, Raphael Varane und Nacho gut ersetzen kann. Beim Gegner kehrt der im Hinspiel vermisste Rechtsverteidiger Juanfran ins Team zurück. Die Musik soll bei Atlético aber vor allem vorn spielen. Antoine Griezmann, Kevin Gameiro und Yannick Carrasco müssen treffen.

Alle denken derweil an Februar 2015 zurück. Damals bezwang der "kleine Bruder" Real im Calderón mit 4:0. "Und damals stand Ronaldo ja auch auf dem Platz", sagte Atletico-Spielmacher Koke über den dreifachen Torschützen des Hinspiels, der im Viertelfinale die Bayern mit insgesamt fünf Toren im Alleingang aus der Königsklasse schoss.

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