Bayer 04 und 1.FC Köln Rheinische Vereine feiern Bundesliga-Siege

Leverkusen/Stuttgart · Ein erfolgreicher Samstag für die rheinischen Bundesliga-Vereine: Der 1.FC Köln holte seinen ersten Sieg nach dem Aufstieg und gewann in Stuttgart mit 2:0 (2:0). Bayer 04 Leverkusen gewann auch das fünfte Pflichtspiel der Saison und siegte gegen Hertha BSC nach Anfangsproblemen mit 4:2 (0:1).

Der 1. FC Köln hat Trainer-Rückkehrer Armin Veh und dem VfB Stuttgart die erste Heimparty der Saison verdorben. Der eiskalte Aufsteiger feierte am Samstag beim 2:0 (2:0) einen Überraschungscoup und versetzte den ideenlosen Schwaben schon am 2. Spieltag in der Fußball-Bundesliga einen empfindlichen Stimmungsdämpfer. Vor 55 000 Zuschauern schockten Yuya Osako (22. Minute) mit seinem ersten Bundesligator und Anthony Ujah (33.) nach einem Aussetzer von Jung-Nationalspieler Antonio Rüdiger die Hausherren.

Während der noch sieglose VfB nach der Länderspielpause bei Branchenprimus FC Bayern München einen Fehlstart abwenden will, kann die forsche Truppe von Trainer Peter Stöger nach dem ersten Saisondreier beruhigt zum Neuling SC Paderborn reisen.

Veh ging nach eigener Aussage mit "gemischten Gefühlen" in sein emotionales Wiedersehen mit den heimischen Fans. Letztmals hatte er am 15. November 2008 die Schwaben in der Bundesliga zu Hause betreut. Der Atem dürfte dem Rückkehrer gleich in der 9. Minute gestockt haben, als Gotoku Sakai nach einer Kölner Ecke auf der Linie retten musste. Der VfB agierte beherzt, doch viele Diagonalbälle erwiesen sich als mangelhafte spielerische Lösung. Die Rheinländer hielten mutig dagegen und waren ein zweikampfstarker Kontrahent.

Für einen ersten schwäbischen Dämpfer sorgte Osako, der von einer langen Fehlerkette in der Deckung des Meisters von 2007 profitierte. Nach einer Flanke von FC-Kapitän Miso Brecko konnte Sven Ulreich in seinem 150. Bundesligaspiel einen missglückten Befreiungsschlag von Daniel Schwaab noch abwehren, doch der Japaner war zur Stelle.

Elf Minuten später dann der nächste Schock. Unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw unterlief ausgerechnet dem wieder für die DFB-Elf nominierten Rüdiger ein dilettantischer Fehler. Seinen misslungenen Kopfball nahm Kölns Stürmer Ujah dankbar als Vorlage auf und sorgte aus 17 Metern für die komfortable Führung.

Hatten Teile der Stuttgarter Fans zum Anpfiff noch stolz ein riesiges Banner mit dem Vereinswappen entrollt, hagelte es nun für die ideenlose VfB-Truppe Pfiffe. Stögers Elf hingegen durfte nach den ersten 45 Minuten zufrieden mit sich sein, so sicher wie sie sich in der Deckung und eiskalt im Abschluss präsentierte.

Mit Youngster Timo Werner auf der linken Seite anstelle von Martin Harnik wollte Veh das statische Spiel des Fast-Absteigers der vergangenen Saison beleben - doch zündende Ideen blieben Mangelware. Stattdessen musste der Coach - mal an der Seitenlinie gestikulierend, mal mit beiden Händen in den Hosentaschen - einen willigen, jedoch inspirationsfreien Auftritt seines Team mitverfolgen.

Für etwas Gefahr gegen überfallartig konternde Kölner, die mit einem Remis gegen den HSV in die Saison gestartet waren, sorgte Daniel Didavi (63.) mit einem Heber. Daniel Halfar (76.) verpasste später den nächsten Tiefschlag für den blassen VfB Stuttgart. Christian Gentner (90.+1) scheiterte kurz vor Abpfiff für die Schwaben.

Leverkusen gewinnt nach anfänglichen Problemen

Auch Bayer Leverkusen bleibt in der Erfolgsspur. Beim 4:2 (0:1) zur Heimpremiere für Bayer-Coach Roger Schmidt in der Fußball-Liga der Weltmeister leistete sich der Kroate gegen Hertha BSC zwar ein Eigentor zum 0:1 in der 24. Minute. Doch dann ebnete der 18-Jährige dem Königsklassen-Starter mit dem 1:1 (50.) den Weg zum Sieg, den vor 27 819 Zuschauern Emir Spahic (62.), der eingewechselte U19-Europameister Julian Brandt (74.) und Karim Bellarabi (86.) mit einem Kunstschuss perfekt machten. Für die ersatzgeschwächten Berliner war Torjäger Julian Schieber (60.) erfolgreich. Für Bayer war es der fünfte Sieg im fünften Pflichtspiel.

Diesmal gab es keinen Blitzstart für die zum Liga-Auftakt in Dortmund 2:0 siegreichen Leverkusener, die drei Tage nach dem Einzug in die Champions League (4:0 gegen den FC Kopenhagen) in der gleichen Anfangsformation aufliefen. In der 15. Minute bot sich eine erste Möglichkeit: Bellarabi startete links durch, sein Pass fand aber keinen Abnehmer. Vier Minuten später riss Hertha-Schlussmann Rune Jarstein gegen den schnellsten Torschützen der Liga-Historie rechtzeitig die Arme hoch.

Die Hertha stand mit ihrer kompakten Fünfer-Abwehrkette gut - und schockte Bayer: Julian Schieber, zweifacher Auftakt-Torschütze gegen Werder, passte nach 24 Minuten in die Mitte, wo Jedvaj bei seinem Rettungsversuch den Ball unhaltbar für Bernd Leno ins eigene Netz abfälschte.

Bayer rannte dem Rückstand zunächst vergebens hinterher. Drei Minuten vor dem Wechsel hatte Bellarabi einen Treffer auf dem Fuß. Sein Flachschuss strich aber gut einen Meter vorbei. Auf der Gegenseite hatte Bayer Glück, als der agile Schieber aus der Drehung ganz knapp scheiterte (45.).

Offensiv-Fan Schmidt reagierte und schickte Brandt für Heung-Min Son auf den Rasen. Dann dauerte es fünf Minuten bis zum 1:1: Jedvaj nahm aus leicht abseitsverdächtiger Position eine Vorlage von Gonzalo Castro auf und machte mit dem "echten" Premierentreffer seinen Fauxpas wieder gut.

Und Bayer legte nach: Königstransfer Hakan Calhanoglu schoss knapp vorbei (54.) - doch dann kam der zweite Nackenschlag: Nico Schulz flankte auf Schieber, der zum 1:2 einnickte. Nur zwei Minuten danach glich Bayer abermals aus, als Spahic Calhanoglus Vorlage ebenfalls per Kopf verwertete. Calhanoglu (73.) scheiterte am Pfosten, ehe auch Bellarabi das Aluminium traf und Brandt den Abpraller aus acht Metern zum 3:2 verwandelte. Bellarabis Volley-Traumtor machte alles klar.

Hertha-Trainer Jos Luhukay musste eine Woche nach dem 2:2 gegen Bremen gleich fünf Neue aufbieten. Unter anderem bestritt der Norweger Jarstein für Keeper Thomas Kraft (Wadenverhärtung) seinen zweiten Bundesligaeinsatz. Kapitän Fabian Lustenberger kehrte nach langer Zwangspause in die Startelf zurück.

Außerdem holte sich der VfL Wolfsburg beim 2:2 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt den ersten Punkt. Werder Bremen kam gegen 1899 Hoffenheim über ein 1:1 (0:1) nicht hinaus. Aufsteiger Paderborn besiegte den HSV im Auswärtsspiel sensationell mit 3:0 und feierte damit den ersten Bundesliga-Dreier der Vereinsgeschichte.

Zum Abendspiel empfängt Schalke 04 den Titelverteidiger Bayern München.

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