Interviev mit Rudi Völler "Der Schritt von der Zweiten in die Erste Liga ist riesengroß"

BONN · Rund 30 Millionen Euro investierte Bayer Leverkusen in Neuzugänge. Über die Ziele des Werksclubs und das Derby gegen den FC sprach Joachim Schmidt mit Leverkusens Sportchef Rudi Völler.

Herr Völler, wohin geht die Reise von Bayer 04?
Rudi Völler: Wir wollen wieder auf einen Champions-League-Platz kommen. Das wäre erneut ein riesiger Erfolg, auch wenn es dafür keinen Pokal, nicht einmal einen Wimpel gibt. Die Bayern in der Meisterschaft angreifen zu wollen, ist, mit Ausnahme vielleicht für Dortmund, unrealistisch. Vor elf, zwölf Jahren, da sah das noch anders aus. Da waren wir fast einmal auf Augenhöhe. Momentan ist der DFB-Pokal der Wettbewerb, in dem wir eine realistische Chance auf einen Titelgewinn besitzen. Das muss ein weiteres Ziel sein.

Für 30 Millionen Euro wurden Spieler geholt.
Völler: Wir haben gut gewirtschaftet und sind ein geplantes Risiko eingegangen. Ich denke nicht, dass wir im nächsten Jahr wieder so viel Geld ausgeben.

Welchen Fußball wünschen Sie sich von Ihrer Mannschaft?
Völler: Keinen ängstlichen. Lieber aggressiv draufgehen. Dann kann man auch mal mit fliegenden Fahnen untergehen.

Wie nehmen Sie den Kölner Aufstieg wahr?
Völler: Bei aller Rivalität - die Derbys sind doch das Salz in der Suppe - nehmen wir das ganz gelassen zur Kenntnis. Wir freuen uns, wieder in Köln anzutreten. Vor dem Spiel dürfen die mit den Höhnern den Ton angeben, danach soll von unserer Seite die Post abgehen.

Wie schwierig ist es für den FC, sich als Aufsteiger in der Bundesliga zu etablieren?
Völler: Der Schritt ist riesengroß von der Zweiten in die Erste Liga. Als Aufsteiger tut man gut daran, nur auf den Klassenerhalt zu schauen. Das ist schwierig genug.

Ist der Abstand vom letzten zum ersten Tabellendrittel zu groß geworden?
Völler: Das war er doch immer schon. Was ich schlimmer finde, war zuletzt die Kluft von den Bayern zu ihren Verfolgern. Die Münchner können nichts dafür, aber es ist nicht gut für die Liga.

Ihr Ex-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hat einmal gesagt, er hätte gerne das große Kölner Stadion mit dem begeisterungsfähigen Publikum. Sie auch?
Völler: Schauen Sie hinaus. Das ist doch eine wunderbare Arena, die wir hier haben. Wenn hier 30 000 Zuschauer sind, ist das etwas kleiner als in Köln mit den 50.000 Fans, aber dennoch super. Ich möchte unser Schmuckkästchen mit keinem anderen Stadion tauschen.

In Köln will man den Weg der kleinen Schritte gehen: Sportlich langsam weiter vorankommen und gleichzeitig den Schuldenberg Schritt für Schritt abbauen. Man könnte aber auch etwas riskieren, mehr investieren, um sportlich vielleicht schneller voranzukommen.
Völler: Über ein planbares Risiko sollte man wohl nicht hinausgehen. Ich finde, man hat in Köln die Mannschaft gut verstärkt. Damit kann man die Klasse halten, mit der Euphorie vielleicht für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Was wünschen Sie sich für Bayer 04, was für den 1. FC Köln?
Völler: Sowohl für uns als auch für den FC, dass wir von Verletzungen verschont bleiben. Patrick Helmes, der für uns tolle Spiele gemacht hat und ein super Typ ist, wünsche ich, dass er bald wieder spielen kann und der Mannschaft hilft.

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