GA-Prognose Bundesliga - Bühne frei für das große Spektakel

BONN · Die GA-Prognose: Bayern wird Meister, Leverkusen bedrängt Dortmund, der FC hält die Klasse, Augsburg und Paderborn steigen ab.

Am Freitag geht's wieder los: 52. Bundesliga-Saison, erster Spieltag. Wie die Tabelle nach 34 Runden aussehen könnte, sehen Sie auf dieser Seite. Die GA-Redaktion sagt, wer wo weshalb landet. In den Klammern steht die Platzierung der Saison 2013/14. Da sich der Fußball aber ebenso gegen Vorhersagen sperrt wie das Wetter, ein kleiner Zusatz: alles mit einem Augenzwinkern und ohne Gewähr.

Bayern München

1. (vergangene Saison 1.): Seine düstere Prognose für seine Bayern nach dem 0:2 im Supercup gegen Dortmund hat Starcoach Pep Guardiola schnell relativiert. Ein paar Wochen werde man Anlaufschwierigkeiten haben, sagte er nach dem 4:1 im DFB-Pokal in Münster. Unter dem Eindruck der schweren Verletzung von Javier Martínez hatte Guardiola zuvor von Problemen bis ins neue Jahr gesprochen. Langfristige Ausfälle wie Martínez oder Thiago und möglicherweise Bastian Schweinsteiger sind auch für die Bayern auf Dauer schwer zu verkraften. Aber das sportliche und finanzielle Potenzial wird das auffangen können. Deshalb werden die Bayern kaum von Rang eins zu verdrängen sein. Der Vorsprung wird nur kleiner.

Borussia Dortmund

2. (2.): Da hat sich der BVB ja eine teure italienische Immobilie an Land gezogen. Keine besonders pittoreske, eher eine rustikale. 19-Millionen-Einkauf Ciro Immobile spielt im Bauplan von Trainer Jürgen Klopp eine besonders wichtige Rolle: Er soll Robert Lewandowski als Torjäger ersetzen. Unmöglich? Zumindest Immobiles Torquote (22 Tore in 33 Spielen für den FC Turin) lässt gehobenen Standard erahnen. Und: Er passt ins laufintensive System. Ist Kämpfer, "Krieger" (Klopp), Knipser. Der Ex-Berliner Adrian Ramos und Ji (Augsburg) sollen das Spiel in der Spitze variabler gestalten. Der BVB besitzt viel Qualität, die zweitgrößte der Liga - reicht für Platz zwei.

Bayer Leverkusen

3. (4.): Bayer will's wissen. Vollgas-Fußball hat der neue Trainer Roger Schmidt der Fangemeinde versprochen. Vollgas gab der Werksclub auf dem Transfermarkt. Die 30 Millionen aus der Champions League reinvestierten die Leverkusener fast komplett in neue Spieler. Königstransfer ist Hakan Calhanoglu, für den Bayer die interne Rekordablöse von 14,5 Millionen Euro an den HSV überwies. Auch Stürmer Josip Drmic (6,8/Nürnberg) und Verteidiger Wendell (6,5/Porto Alegre) sind keine Wühltisch-Ware. Bayer plant den Großangriff auf Dortmund. Doch zu Platz zwei wird's nicht ganz reichen. Tipp: Platz drei.

Schalke 04

4. (3.): Die kleine Kapelle in der Arena wird jetzt wohl zum Wallfahrtsort besorgter Fans werden. Viele Verletzungsprobleme, dürftige Testspielergebnisse und der krachende Pokal-K.o in Dresden haben den königsblauen Kosmos in Unruhe versetzt. Konfliktpotenzial droht zudem im Mittelfeld, wo Kevin-Prince Boateng den Kampf um die "Zehn" verlor. Der Kader wurde mit Sydney Sam und Eric Maxim Choupo-Moting sinnvoll verstärkt. Läuft alles rund, ist Schalke ein Kandidat für die Champions League. Geht der Auftakt in Hannover daneben, wird's ungemütlich. Vor allem für Trainer Jens Keller. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Bor. Mönchengladbach

5. (6.): Juan Arango macht alles mit links. Schießt Traumfreistöße, Traumecken, Traumtore - alles anscheinend mühelos. Jetzt ist er weg. Zurück in Mexiko nach 175 Spielen, 31 Toren und überragenden 57 Treffervorbereitungen für die Borussia. Trainerfuchs Favre hat für

adäquaten Ersatz gesorgt: Traoré und Hahn sollen aus den Fohlen Rennpferde machen. Favre plant eine Tempoverschärfung. Gemeinsam mit Neuzugang Hazard und den Etablierten Raffael, Herrmann und Kruse besitzt er in der Offensive eine Menge Optionen. Allerdings: Der kleine Torwart-Titan ter Stegen spielt jetzt bei Barça. Der Schweizer Sommer soll ihn ersetzen. Das könnte ein Problem werden. Die Europa League ist drin.

VfL Wolfsburg

6. (5.): BVB-Trainer Jürgen Klopp hat Anfang des Jahres zum Wolfsburger Potenzial gesagt: "Wenn VW die Dose öffnet, kann es für alle ungemütlich werden." Nun, nicht erst seit der Meisterschaft 2009 wird in der Autostadt eher geklotzt. Viele durften dabei das Geld des Autobauers in die Hand nehmen oder davon profitieren - und konnten damit nicht umgehen. Dieter Hoeneß, Steve McClaren, um nur zwei zu nennen. Gemessen an den Ausgaben und Ansprüchen kam dabei zu wenig heraus. Die Transfers im Sommer lesen sich bis auf Bendtner oder Hunt nicht spektakulär. Gesetzt wurde auf junge Spieler mit Erfahrung wie Klich (24), Medojevic (23), Gilavogui (23) oder Sissoko (22). Auf Manager Allofs und Trainer Hecking wird der Druck in dieser Saison möglicherweise wachsen. VW-Vorstandsvorsitzender Winterkorn bekommt als Aufsichtsrat der Bayern vorgeführt, wie schön Champions League ist. Aber die wird Wolfsburg kaum erreichen können.

1899 Hoffenheim

7. (9.): Über diesen Verlust sind sie in Hoffenheim bestimmt nicht traurig: Die TSG hat ihren zweifelhaften Ruf als unbeliebtester Club im Profifußball vorerst verloren. Weil erstens die RasenBallsportler aus Leipzig scheppernd an dem früheren Gernegroß-Club vorbeigezogen sind. Zweitens: Unter Trainer Gisdol hat 1899 eine ordentliche Saison gespielt (und mit 72 die drittmeisten Treffer erzielt) - inklusive einiger berauschender Torfestivals. Könner wie Firmino und Volland bringen Glanz in den beschaulichen Kraichgau. Und da mit Baumann endlich wieder ein Torwart zwischen den Pfosten steht, der auch mal einen Ball fangen kann, wird die TSG ihre Position bestätigen. Mindestens.

Eintracht Frankfurt

8. (13.): Die Eintracht setzt auf Bewährtes. Alleine: Thomas Schaaf hat sich seine Reputation nicht bei den Hessen erworben. 41 Jahre war er in Bremen (als Jugendspieler, Profi, Trainer) - und ausschließlich dort. Bei Werder hat er funktioniert? Deshalb holte er sich einige Weggefährten in seine Schaaf-Herde: das Trainerteam (mit den früheren Kölnern Rolff, Hönerbach, Kraft) und Torjäger Valdez, der mit dem Schweizer Seferovic den Verlust von Joselu kompensieren soll. Mit dem ewigen Meier (seit zehn Jahren im Verein) hat der Trainer einen bei der Eintracht erprobten Schaaf-Schützen in der Hinterhand. Jungs Weggang wiegt schwer, Chandler (aus Nürnberg) dürfte ihn kaum ersetzen können. Daher reicht es nicht für gehobenere Ansprüche.

Werder Bremen

9. (12.): Erst kürzlich gestand Werders Trainer Robin Dutt der "Kreiszeitung Syke": "Es gibt tatsächlich noch einen Bundesliga-Standort, an dem du als Trainer Höhen und Tiefen durchstehen kannst. Hier habe ich die Hoffnung, nicht mehr meinen Arbeitsplatz wechseln zu müssen." In Bremen hat man in der Tat Geduld. Otto Rehhagel und Thomas Schaaf haben lange in Ruhe arbeiten können. Große Sprünge macht man an der Weser traditionell nicht, alles passiert in der Regel mit Augenmaß. Das versucht Geschäftsführer Thomas Eichin nun auch. Im Eishockey in Köln hatte er damit Erfolg. Den Abgang von Aaron Hunt konnte er nicht verhindern. Dafür zeigte Izet Hajrovic, dass er eine Verstärkung sein kann. Talent hat zweifelsfrei U 19-Europameister Davie Selke. Dennoch wird der einstige Champions-League-Teilnehmer noch nicht so schnell auf Europas Bühne zurückkehren.

Hannover 96

10. (10.): Vorstandsboss Martin Kind hat sich einen Traum erfüllt: eine eigene Kneipe in Großburgwedel. Einen anderen Traum wird er dagegen begraben müssen. Seine "96er" werden in dieser Saison erneut einen Platz im internationalen Geschäft verpassen. Dafür ist der Umbruch zu groß. Vor allem im Angriff schmerzt der Verlust der Offensivkräfte Huszti, Ya Konan, Diouf und Rudnevs. Der Ex-Frankfurter Joselu und Kiyotake (Nürnberg) werden die Lücken nur halbwegs schließen können. Die Defensive steht dank Miiko Albornoz, WM-Teilnehmer aus Chile, kompakter. Aus dem Mittelmaß kommt "96" aber nicht raus.

Hertha BSC

11. (11.): Schon erstaunlich, wie besonnen es bei Hertha BSC zugeht. Die einstige Fahrstuhlmannschaft hat sich konsolidiert, auch finanziell. Trainer Jos Luhukay macht einen prima Job und stand auch nicht zur Debatte, als es in der vergangenen Rückrunde nicht nach Wunsch lief. Problemzone dürfte der Angriff werden, wo der Weggang von Adrian Ramos kaum zu kompensieren sein wird. Julian Schieber tritt in übergroße Fußstapfen. Valentin Stocker (FC Basel) ist ebenso wie der Niederländer John Heitinga (Fulham) Champions-League-erfahren. Bewährte Kräfte, die Hertha weiterhelfen. Abstiegskampf ist in Berlin kein Thema.

Hamburger SV

12. (16.): Während die Kluft noch nie so groß war, steht der HSV den Bayern zumindest in einer Sache kaum nach: Man kann Bücher binden mit dem, was über den sechsmaligen Meister in den vergangenen zwölf Monaten geschrieben wurde. Das positivste Kapitel kam am Ende: der Klassenerhalt. Ob es in diesem Jahr besser wird, hängt von vielen Faktoren ab. Zumindest hat sich mit der Rückkehr von Dietmar Beiersdorfer einiges getan: die Ausgliederung der Profiabteilung, Trennung von Sportchef Kreuzer, eine neue Finanzspritze durch Milliardär Kühne. Die Transfers wie Behrami, Ostrzolek, Müller oder Stieber erscheinen nicht schlecht. Die Fragen aber: Formt Slomka ein Team? Kann der Trainer in Ruhe arbeiten? Kann es van der Vaart noch? Für den direkten Klassenerhalt sollte es aber reichen.

VfB Stuttgart

13. (15.): Das Pokal-Aus beim VfL Bochum war nach der vergangenen Katastrophen-Saison für Stuttgart gleich der erste Dämpfer. Den "Kopf einschalten", forderte Rückkehrer Armin Veh von seinen Spielern. In dem Meistertrainer von 2007 liegt offensichtlich der Schlüssel zum Erfolg. In Frankfurt hat Veh gute Arbeit mit beschränkten Mitteln geleistet. Das wird er auch in seiner ersten Saison müssen. Der Verein befindet sich in einem Umbruch. Die Profiabteilung soll ausgegliedert, ein Investor gefunden werden. Angeblich sei Mercedes Benz interessiert. Bis dahin muss Veh sich mit Namen wie Ginczek oder Hlousek begnügen. "Ich hoffe, dass wir die richtigen Leute geholt haben", sagte er. Für den VfB wird es in der kommenden Saison nicht wesentlich besser.

1. FC Köln

14. (-): Neururer, Köstner, Lienen, John, Funkel, Luhukay, Koller, Rapolder, Latour, Solbakken, Schaefer - sie alle gehen ein in die Vita des FC als jene Herren, die in einer der fünf Abstiegsspielzeiten Trainer des Clubs waren. Nun soll Aufstiegscoach Peter Stöger dafür sorgen, dass sich der Fahrstuhl zum Zweitliga-Schaffot nicht wieder in Bewegung setzt. Im Gespann mit Manager Jörg Schmadtke hat der Österreicher ein schlagkräftiges Team entwickelt - fernab von Klüngel und unergründlichen Kapriolen. Die unaufgeregte Art des Österreichers überträgt sich auf die Mannschaft, die zusammengeblieben ist. Zwar fällt Ex-Nationalspieler Helmes zum Start aus. Doch mit Drei-Millionen-Einkauf Simon Zoller und dem Japaner Yuya Osako ist für Ersatz gesorgt. Tipp: Platz 14 - ein Rang besser als das ausgegebene Ziel.

SC Freiburg

15. (14.): Der Star ist der Trainer. Christian Streich ist fachlich in der Liga hoch angesehen, wenn auch seine temperamentvollen Ausbrüche nicht jedermanns Sache sind. Wie in jeder Saison, so musste der Ausbildungsverein auch diesmal mit Matthias Ginter und Oliver Baumann wichtige Stützen ziehen lassen. Mit Mike Frantz (Nürnberg), Stefan Mitrovic (Benfica Lissabon), Sascha Riether (Fulham) und den Keepern Sebastian Mielitz (Bremen) und Roman Bürki (Grasshopper Zürich) haben sich die Breisgauer ordentlich ergänzt. Streich wird wieder zum HB-Männchen der Liga, schreien, gestikulieren und lamentieren, am Ende aber den Klassenerhalt feiern.

FSV Mainz 05

16. (7.): Neuer Trainer, Aus in Europa-League-Quali und DFB-Pokal, wackelige Defensive, die beiden besten Stürmer weg: Der Neustart der Mainzer nach dem Abgang von Thomas Tuchel gleicht einer Katastrophe. Coach Kaspar Hjulmand gestand nach dem Scheitern gegen den Drittligisten Chemnitzer FC ein, dass man noch Zeit benötige. Nur bis zum 2:0 sah er in Chemnitz Gutes, sagte Manager Christian Heidel. Danach gab es fünf Gegentore. Offensiv bleibt abzuwarten, ob die Abgänge von Nikolai Müller und Eric Maxim Choupo-Moting aufzufangen sind. Der größte Verlust scheint aber Tuchel zu sein. Es kann im beschaulichen Mainz eine ungemütliche Saison werden, in der es eher um den Klassenerhalt als ums internationale Geschäft geht. Die Relegation winkt.

FC Augsburg

17. (8.): Auf die Tabelle der vorigen Saison wird man in Augsburg noch in Jahrzehnten ehrfurchtsvoll blicken. Nur um einen Punkt verpasste der FCA als Achter das internationale Geschäft. Die Augsburger waren die Überraschung der Liga. Noch einmal wird der Mannschaft von Markus Weinzierl ein solches Kunststück nicht gelingen. Der Verlust von Flügelflitzer André Hahn wiegt schwer, der prominenteste Neuzugang ist Routinier Markus Feulner (Nürnberg). Das Pokal-Aus beim Viertligisten Magdeburg war ein deutliches Warnsignal: Nach dem Höhenflug droht den Augsburgern in dieser Saison eine kapitale Bruchlandung.

SC Paderborn

18. (-): Paderborn hat 146 000 Einwohner, eine alte Universität (gegründet 1614) und eine neue (seit 1972), einen Dom, ein Schloss (Neuhaus) - und neuerdings einen Erstligisten. Letzteres ist eine echte Sensation. Denn der SC hat weniger als kein Geld (vier Millionen Euro Schulden), das kleinste Stadion der Liga (15 000 Zuschauer), keinen eigenen Teambus (ist geliehen) - und vor allem keine Stars. Hoffnungsträger sind die von anderen Bundesligisten Ausgesperrten wie Amedick (früher Dortmund) oder Stoppelkamp (früher Hannover) und ehemalige Eingesperrte wie Koç (Freiheitsstrafe wegen Beteiligung an Raubüberfällen). Die Ostwestfalen werden bei ihrer Erstliga-Premiere als "krassester Außenseiter der Bundesligageschichte" (Trainer Breitenreiter) gehandelt. Das werden sie bleiben. Bis zum Schluss. Abstieg.

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