Bonner Modedesignerin bewertet Jerseys der Bundesligisten Augsburg gewinnt die Trikotwertung - Werder fällt durch

Als der 1. FC Köln 1978 Deutscher Meister wurde, war die Fußball-Modewelt noch in Ordnung. Zumindest einigermaßen. Sicherlich lässt sich über die Kürze der Hosen von damals streiten und auch die schon legendären Vokuhila-Frisuren der Spieler sorgen beim Blick ins historische Buch auch heute noch für gute Laune.

Die Trikots aus dieser Zeit waren jedoch schlicht, einheitlich, meist monoton, aber vor allem: Sie erfüllten ihren Zweck. Die Spieler mussten nicht nackt über den Platz laufen und die Mannschaften waren selbst an den Schwarz-Weiß-Fernsehern gut voneinander zu unterscheiden.

Fast vierzig Jahre später sind diese Gründe nur noch zweitrangig. Heutzutage müssen die Trikots eher praktische Vorgaben erfüllen. Zum Beispiel den Schweiß vom Körper wegleiten oder die physische Verfassung der Athleten wiedergeben.

Vor allem aber müssen die Jerseys der wirtschaftliche Ansprüche erfüllen. "Wenn das Trikot hässlich ist, kauft es ja keiner. Da gibt es genug Beispiele aus den 90ern", so der Sportwissenschaftler und Marketing-Experte Andreas Will. Die Trikots von heute müssen sich verkaufen lassen, sie müssen gefallen. Gerade den Fans. Doch tun sie das?

Die neuen Trikots der Bundesliga
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Der GA hat die Bonner Modedesignerin Astrid Tomkowitz um eine Experten-Bewertung zu den aktuellen 18 Bundesliga-Trikots gefragt. Die Schneidermeisterin hat kein Interesse an der Ballsportart und geht die Beurteilung somit objektiv an.

"Ich habe wirklich keine Ahnung vom Fußball. Es hat ein paar Stunden gedauert, aber es hat mir großen Spaß gemacht", so Tomkowitz. Der Favorit der Expertin ist das Trikot des FC Augsburg. Das kraftvolle Design erhält von der 45-Jährigen die Höchstnote. Auch das Jersey der Geißböcke kommt in ihrer Wertung gut davon.

Das FC-Trikot wirke nach Meinung der Expertin sehr dynamisch. Allerdings ist die Urform des Kölner Trikots schon einige Jahre alt. 1998 präsentierten sich die Geißböcke bereits in dem Diagonal-Look. Damals stieg der FC mit dem Trikot zum 50-jährigen Vereinsjubiläum ab. 30 Jahre zuvor gewann Köln in ähnlichem Jersey aber den DFB-Pokal.

Dabei werden sich die Design-Experten der Ausrüster und Vereine nur wenig mit Nostalgie oder der Historie beschäftigen. "Bei der Gestaltung der Trikots geht es in erster Linie um die Wahrnehmung", sagt Will: "Natürlich muss es auch den Fans gefallen, aber den Bundesligisten ist erst einmal wichtig, wie gut das Logo des Sponsors zu sehen ist. Da wird die Priorität liegen."

Das ist dem 1. FC Köln gut gelungen. Laut Designerin durchbreche das Logo die Dynamik und korrespondiere zum weißen Kragen - ein Hingucker. Doch nicht immer ist das Design glücklich gewählt. Für Will war das Trikot des 1. FC Kaiserslautern mit dem Sponsoring der Deutschen Vermögensberatung nicht überzeugend.

Der Handel mit dem Stück Stoff ist für die Vereine ein wichtiges Standbein. Rund 20 Prozent Reingewinn macht ein Bundesligist mit den Trikots. 2013 hat Bayern München so mehr als 16 Millionen Euro verdient. Den Fan kostet das Jersey rund 70 Euro. Jedes Jahr wird ein neues Design gewählt, damit der Markt nicht abreißt.

"Die Farbwahl ist für die Identifikation mit dem Verein natürlich besonders wichtig", erklärt Sportpsychologe Werner Mickler: "Wenn der FC demnächst in Blau antritt, wird sich der Fan sicherlich wundern." So ist vielleicht das Trikot von Werder Bremen zu erklären. Das Jersey im klassischen Grün ist für unsere Modedesignerin ein Fehltritt. Das Trikot ähnele einer Wiese und wirke einfach zu brav. Auch das Jersey von Hannover 96 wirkt zurückhaltend.

Laut Mickler sollte man mit der Farbpsychologie bei der Bekleidung allerdings vorsichtig sein: "Es gibt Untersuchungen, nach denen Mannschaften in roten Trikots eher erfolgreich sind, dicht gefolgt, von Teams in Blau. Es kommt aber letztlich auf die Qualität der Mannschaft an. Ein rotes Trikot rettet sicherlich nicht vor dem Abstieg."

Da sollten die Teams eher sportlich überzeugen. Mit dem Abstiegskampf in Sachen Mode hat der FC nach Meinung unserer Expertin jedenfalls in dieser Saison nichts zu tun.

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