Gladbach gegen Schalke 1:4 schürt Ängste vor dem Champions-League-Start

MÖNCHENGLADBACH · Als der Fehlstart des FC Schalke 04 in die Saison perfekt war, nahm Klaas-Jan Huntelaar kein Blatt mehr vor den Mund. Der Topstürmer der Königsblauen war angefressen, nachdem die von einer großen Verletztenmisere geplagten Gelsenkirchener von Borussia Mönchengladbach mit einem 1:4 (0:1) förmlich zerlegt worden waren.

 Führte glänzend Regie im Gladbacher Spiel: Der Brasilianer Raffael (rechts).

Führte glänzend Regie im Gladbacher Spiel: Der Brasilianer Raffael (rechts).

Foto: dpa

"Die hätten zehn Stück machen können", sagte der Niederländer. "Wir müssen reden und einen Plan finden, um uns zu verbessern. Sonst wird das eine ganz schwere Saison", erklärte der 31-Jährige. Die noch sieglosen Schalker, die sich in der Vorbereitung noch als absolutes Spitzenteam sahen, erlebten nach der Pokalniederlage beim Drittligisten Dresden ein zweites Desaster. Bei Torwart Ralf Fährmann mussten sie sich bedanken, dass das alte Westduell nicht in einem Scheibenschießen der überragenden Gladbacher Offensive, bestehend aus den Torschützen Andre Hahn (17./50.), Max Kruse (57.) und Raffael (79.) endete.

Fährmann rüffelte Huntelaar für seine Zehn-Gegentore-Bemerkung: "Ich könnte auch ein Loch in eine Tür treten, aber das bringt doch nichts." Schlecht gelaunt das ganze Team zu zerfleischen, wäre der falsche Weg. Aber gut ging es dem Torwart auch nicht: "Das ist alles sehr, sehr bitter.

Das kann nicht unser Anspruch sein." In der neu formierten Abwehr herrschte Chaos, in der Offensive blieb fast alles Stückwerk, für das Tor sorgte Eric Maxim Choupo-Moting mit einem Handelfmeter (52.). Dass Schalke auch in der Vorsaison nach drei Spieltagen nur einen Punkt aufwies und auf Platz 15 lag, aber am Ende noch Dritter wurde, ist alles andere als ein Trost. Nur ein Punkt in drei Spielen, dazu das Pokal-Aus bei Drittligist Dresden - die Statistiker gruben einen frustrierenden Wert aus. Zuletzt war der Verein vor 46 Jahren in den ersten vier Pflichtspielen sieglos.

Für den Champions-League-Auftakt am Mittwoch beim FC Chelsea, der als Spitzenreiter der Premier League eine bestechende Form besitzt, muss das Schlimmste befürchtet werden. Die Königsblauen hatten Schwierigkeiten, den Bus mit 19 Mann aufzufüllen, weil acht Spieler verletzt ausfielen. Die angeschlagenen Julian Draxler und Huntelaar wurden eingewechselt, als die Partie schon verloren war. Der am schlechtesten gelaunte Schalker war Jens Keller, für den die Lage wieder sehr ungemütlich wird.

Dass sich die Personalsituation bessert, glaubt Keller nicht. "Es ist nicht die Frage, wer bis Mittwoch zurückkommt, sondern ob noch weitere Verletzte dazukommen, denn Dennis Aogo und Christian Fuchs mussten angeschlagen raus." Keller reagierte mit Fatalismus. "Die Mannschaft hat das immer hingekriegt. Wir hatten voriges Jahr eine ähnliche Situation. Dann sind immer andere in die Bresche gesprungen. So wird das diesmal auch wieder sein."

Kritisch wie Huntelaar äußerte sich Benedikt Höwedes. Natürlich wäre mit den Ausfällen weniger Qualität in der Mannschaft, räumte der Weltmeister ein. "Aber die da sind, müssen auch ihre taktischen Aufgaben erfüllen", sagte er. Nach dem Malheur muss sich Schalke aufrappeln für Chelsea und die folgende Bundesliga-Woche gegen Frankfurt, in Bremen und gegen Dortmund. "Jedes Spiel ist eine neue Hoffnung", meinte Huntelaar.

Bei den Gladbachern war die Stimmung völlig konträr. Die Personallage für Trainer Lucien Favre war komfortabel geworden. Max Kruse feierte mit einem Tor und zwei Vorlagen nach seiner Pause wegen einer Harnstein-OP eine grandiose Rückkehr. "Das war für mich ein Comeback wie gemalt", sagte er. Mit ihm als einer idealen Anspielstation bot auch Raffael eine Topleistung. Aber den Weg zum ersten Saisonsieg in der Bundesliga nach zwei Unentschieden ebnete der Ex-Augsburger Hahn mit einem Doppelpack zum 2:0. "Wir haben es überragend gemacht. Leider haben wir viele gute Torchancen liegen gelassen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau", sagte der Ex-Augsburger. Konserviert die Borussia dieses Leistungslevel, kann sie Ansprüche für einen Champions-League-Platz anmelden.

"4:1 gegen Schalke, das ist super. Ich bin sehr zufrieden", sagte Favre und bewies dann, dass er extrem anspruchsvoll ist. "Es gibt noch einiges zu korrigieren, in der offensiven und der defensiven Bewegung. Man darf nicht vergessen, dass Schalke 20 Minuten lang besser war und den 2:3-Anschluss schaffen kann. Dann wäre es schwierig geworden", sagte der Schweizer. Auch die "Fohlen-Elf" kann nicht ausruhen, am Donnerstag beginnt die Europa League mit dem Heimspiel gegen den FC Villarreal, sonntags folgt das Derby beim 1. FC Köln.

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