"Phänomenaler Tag": Vettel feiert ersten Ferrari-Sieg

Sepang · Er zeigte endlich wieder den Vettel-Finger und schmückte seine rote "Eva" mit einer Ferrari-Fahne. Nach seinem historischen Triumph mit dem italienischen Rennstall war Sebastian Vettel einfach überwältigt.

"Das ist ein phänomenaler Tag, das ist etwas ganz besonderes. Ich bin unglaublich stolz", jubelte der vierfache Formel-1-Weltmeister nach seinem Coup beim Großen Preis von Malaysia. "Da wird nicht nur ein Traum wahr, da werden mehrere Kindheitsträume wahr."

Viel schneller als allgemein für möglich gehalten und auch von ihm persönlich erwartet, konnte Vettel schon beim zweiten Saisonlauf die Mercedes-Dominanz brechen. Auftaktsieger Lewis Hamilton musste sich mit Rang zwei vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg begnügen. Kimi Räikkönen rundete als Vierter das Traumergebnis für Ferrari ab.

Ferrari-Held Michael Schumacher hatte seinen ersten Sieg für die Scuderia erst im siebten Einsatz am 2. Juni 1996 in Barcelona geschafft. "Sein Auto war damals aber sicher nicht so gut wie unseres heute", nahm Vettel sein Jugend-Idol in Schutz. Auf die Frage, ob er nun eine ebensolche Erfolgsserie wie der Rekord-Weltmeister und Rekordsieger für möglich halte, lächelte Vettel. "Michaels Fußstapfen sind sehr groß", sagte er angesichts der sieben WM-Titel seines Kumpels, darunter fünf für Ferrari in Serie (2000 bis 2004).

Vettels erster Sieg mit der Scuderia ist aus mehreren Gründen ein ganz besonderer: Für ihn und Ferrari endete in Sepang eine lange Leidenszeit. Davor hatte der Heppenheimer letztmals beim Saisonfinale am 24. November 2013 in Sao Paulo zu seinen Glanzzeiten bei Red Bull gewonnen. "Letztes Jahr war nicht gut für mich", erinnerte er an die enttäuschende Vorsaison. Ferraris letzter Triumph lag noch weiter zurück: Vettel-Vorgänger Fernando Alonso setzte sich im Mai 2013 in Barcelona durch.

Kein Wunder, dass direkt nach dem Triumph und später in der Box ausgelassene Stimmung herrschte und der erste Champagner vergossen wurde. Für den Abend war noch spontan eine Feier angesetzt. "Fantastico", jubelte der ebenfalls den Tränen nahe Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem insgesamt 222. Formel-1-Sieg und adelte den neuen Ferrari-Star: "Grande Seb".

Vettel wies dieser ganz besondern Premiere auch einen ganz besonderen Stellenwert zu. "Das wird mir bis zum Lebensende im Gedächtnis bleiben", sagte der nun vierfache Sepang-Sieger nach seinem seinem insgesamt 40. Grand-Prix-Gewinn. Sein erster Sieg in Monza 2008 mit Toro Rosso, der erste Sieg 2009 mit Red Bull in China und natürlich der erste WM-Triumph 2010 seien "einzigartig" gewesen. "Aber dieser Sieg hier ist etwas ganz Besonderes."

Dies erklärt Vettels emotionalen Ausnahmezustand: Nachdem er seine Mechanikercrew fast erdrückt hatte, schnappte er sich eine gelbe Ferrari-Fahne und schmückte damit seine rot lackiertes Sieges-Göttin namens "Eva". Nach 16 Monaten konnte er endlich wieder seinen "Vettel-Finger" in die Luft strecken. "Grazie, grazie", bedankte sich der neue Tifosi-Liebling immer wieder. "Grazie a Italia." Später setzte er auf hessisch einen einzigen verbalen Seitenhieb gegen die geschlagenen Silberpfeile: "Me hawwe se ferdisch gemachd."

Zu Überheblichkeit war Vettel aber trotz aller Ausgelassenheit nicht zumute. Er habe nicht erwartet, so früh zu gewinnen. "Die nächsten Rennen werden komplett anders. Mercedes setzt nach wie vor die Pace", sagte er zur prinzipiellen Kräfteverhältnis. "Ich hoffe natürlich, dass ich die WM gewinnen kann. Das ist unser Ziel. Aber heute muss man den Tag genießen."

Die geschlagenen Seriensieger kündigten gleich Revanche an. "Wir werden zurückschlagen. Das werden uns nicht gefallen lassen", sagte Rosberg. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff konstatierte: "Ferrari war heute einfach besser. In Shanghai wird das wieder anders." Die Niederlage sei für das Weltmeisterteam "ein Weckruf".

Als schwacher Trost blieb dem frustrierten Hamilton nach seinem 150. Grand Prix, dass er als Zweitplatzierter wenigstens knapp die WM-Führung verteidigen konnte. Der Weltmeister führt nach zwei Rennen mit 43 Punkten vor Vettel (40) und Rossberg (33). "Sie waren zu schnell für uns", räumte Hamilton nach dem Ende der silbernen Siegesserie ein: Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo hatte im August 2014 in Spa als zuvor Letzter einen Mercedes-Erfolg verhindert.

In Sepang war das Rennen eigentlich schon nach vier Runden entschieden: Nach einer frühen Safety-Car-Phase bogen beide Silberpfeile zum Reifenwechseln in die Box. Vettel blieb draußen und hatte mit seiner Zwei-Stopp-Strategie im Gegensatz zu den jeweils dreimal haltenden Hamilton und Rosberg Erfolg.

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