Formel 1 Lebenswerk des Mr. Ecclestone

Berlin · Bernie Ecclestone hatte genug von der Formel 1. Er stieg aus. Seine eigene Rennfahrerkarriere war wenig erfolgversprechend verlaufen. Also versuchte sich der immer schon geschäftsfidele Brite auch noch als Fahrer-Manager.

Als sein damaliger Schützling Stuart Lewis-Evans nach einem Unfall in Casablanca beim Großen Preis von Marokko starb, wendete sich Ecclestone 1959 von der Formel 1 ab. Bis er 1966 zurückkam, als Manager von Jochen Rindt. Vier Jahre später verunglückte aber auch der in Deutschland geborene Wahl-Österreicher tödlich. Den blutverschmierten Helm verstaute Ecclestone damals in Monza weinend in einer Tasche. Rindts Tod bezeichnete Ecclestone als den "härtesten Schlag" in seinem Leben. Und das sicher nicht, weil beide zuvor sich schon Gedanken gemacht hatte, wie man die Formel 1 reformieren könnte.

Mit der Umgestaltung fing der Motorsport-Königsklasse fing Ecclestone im Jahr nach Rindts Tod dennoch an. Er kaufte den Brabham-Rennstall und gründete die Formula One Constructors Association - ein Zusammenschluss aller Formel-1-Teams. Präsident damals: Ecclestone. Nicht mehr PS oder schnellere Autos waren Ecclestones primäres Interesse, selbst wenn er 1983 mit seinem eigenen Team den Fahrertitel bejubeln durfte. Er wollte die Formel 1 zu einem erfolgreichen Unternehmen machen. "Die Formel 1 war in den frühen 70ern eher ein kleiner Witz", sagte Ecclestone einmal.

Also erwarb Bernard Charles Ecclestone, geboren am 28. Oktober 1930, 1977 die Werbe-, im Jahr darauf auch noch die TV-Rechte. Die Fernsehrechte seien vor allem dazu dagewesen, mehr Sponsoren anzulocken, verriet einmal Max Mosley. Seit 1977 gehörte auch er der FOCA an, von 1993 bis 2009 war Brite an der Spitze des Internationalen Automobilverbandes. Er bildete mit Ecclestone ein Gespann, das sämtliche Angriffe, sämtliche Drohungen von Piratenserien und Absplitterungen abwehrte. "Ich musste einige Dinge verändern und das war es, was Max und ich gemacht haben. Ich war der Händler und er hat sichergestellt, dass es ehrlich und seriös war", erklärte Ecclestone einmal in der "Daily Mail".

So lief es viele, viele Jahre. 2001 einigten sich Ecclestone und Mosley auf einen Vertrag, durch den die kommerziellen Rechte von 2011 an Ecclestone Formula One Management abgetreten wurden - Gültigkeitsdauer: 100 Jahre.

Ohnehin war der Beginn des Jahrtausends eine ereignisreiche Zeit in der Formel 1. Ecclestone verkaufte Dreiviertel der Formel-1-Anteile an den Münchener Medienkonzern EM.TV. Als die Kirch-Gruppe Pleite ging, übernahmen die Bayerische Landesbank, Lehman Brothers und J. P. Morgan die Anteile an der SLEC Holding - SLEC sind die Initialen von Ecclestones damaliger Ehefrau Slavica Ecclestone.

Wirklich bedrohlich war für Ecclestones Lebenswerk aber der Machtkampf mit den Herstellern in dieser Zeit. Die wollten mehr vom Gewinn abhaben, den die längst global operierende und milliardenschwere Formel 1 abwarf. Was machte Ecclestone? Er köderte Ferrari angeblich mit einem 100-Millionen-Vertrag, die Opposition war gesprengt, die Formel Ecclestone ging mal wieder auf.

Der Brite eroberte und erobert weitere Märkte, vor allem Asien wurde zum Tummelplatz der PS-Show. Antrittsprämien von 40 Millionen Dollar sollen schon mal fällig werden, wer den High-Tech-Sport mit dem Hang zum Glamourösen und Pompösen in sein Land holen will. Als Geschäftsführer ist Ecclestone auch seit dem Verkauf der Formel 1 2006 an das Investmentunternehmen CVC für die Verträge verantwortlich. Auch heute hat Ecclestone, der noch gut fünf Prozent der Formel-1-Anteile selbst besitzen soll und im Oktober 84 Jahre alt wird, weiter das Sagen. Sollte er der Prozess in München wegen Bestechung mit einer Verurteilung enden, hätte die Formel 1 aber wohl genug von Ecclestone.

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