Formel 1 Sebastian Vettel ist heiß auf den ersten Sieg in der Eifel

NÜRBURGRING · Es gibt da eine hässliche Lücke in der Titelsammlung von Sebastian Vettel. Dreimal Weltmeister ist er schon, und Grand-Prix-Siege hat er schon derer 29 eingefahren, doch beim Heimrennen am Nürburgring ist er bisher über einen zweiten Platz nicht hinausgekommen - das war 2009. Zwei Jahre später lag er am Ende gar nur auf Platz vier.

Den ersten Sieg beim Deutschland-Grand-Prix hat Sebastian Vettel im Blick.

Den ersten Sieg beim Deutschland-Grand-Prix hat Sebastian Vettel im Blick.

Foto: dpa

"Aller guten Dinge sind drei", wird sich der Heppenheimer sagen und es bei seinem dritten Versuch am Sonntag besser machen wollen. Sein großes Vorbild Michael Schumacher wird er nicht mehr übertreffen können. Als die Königsklasse des Motorsports 1995 in die Eifel zurückkehrte - damals wurde der Große Preis von Europa ausgefahren -, gewann der später siebenmalige Weltmeister im Ferrari auf Anhieb und war der erste deutsche Fahrer überhaupt, der auf dem Nürburgring siegte.

Nun will Vettel dem Heimfluch mit seinem Red-Bull-Renner den Garaus machen, fast pünktlich zu seinem 26. Geburtstag, den er gestern feierte. Doch die Konkurrenz macht keine Geschenke, allen voran Fernando Alonso nicht. Zwar gratulierte der Spanier dem mit 21 Punkten Vorsprung Führenden in der Gesamtwertung artig, doch die gewählte Formulierung lässt schon erkennen, wie heiß Alonso ist, sich am Sonntag als Partyschreck zu betätigen. "Happy birthday, ich wünsche Sebastian für heute alles Gute", sagte der Ferrari-Pilot gestern. Am Sonntag ist ein anderer Tag, dann ist es Aus mit der Höflichkeit.

Vettel wäre nicht Vettel, würden solche verbalen Pfeile nicht an ihm abprallen. "Ich bekomme das schon mit. Aber ich will mich nicht davon beeinflussen lassen", sagte er. Und von einem Heimfluch oder gar Juli-Fluch - noch nie hat er in dieser Zeit ein Rennen gewonnen - will er schon gar nichts wissen. "Es gibt keinen Fluch. Im Gegenteil: Es gibt eher so etwas wie einen Heimvorteil", sagte der 26-Jährige der Sport-Bild. Es sei wie ein Fußballspiel auf heimischem Boden. Vettel: "Man ist noch motivierter, weil man sich zu Hause wohler fühlt. Man nimmt sich also immer vor, sein Heimrennen zu gewinnen. Das versuche ich natürlich auch in dieser Saison."

Aber nicht nur am Sonntag will er die Nase vorn haben, sondern eigentlich immer. Der 26-Jährige ist erfolgsbesessen. "Ich will schneller sein als alle anderen - und zwar permanent", sagte er. "Freitagmorgen im ersten Training, samstags im Qualifying, sonntags will ich die Rennen gewinnen und am liebsten auch noch die schnellste Runde fahren - das ist mein Antrieb." Vor diesem Hintergrund wird klar, warum es für ihn nicht akzeptabel war, beim Großen Preis von Malaysia der Anordnung aus der Box Folge zu leisten und hinter seinem Teamkollegen Mark Webber zu bleiben.

Der Australier wird in der Eifel neben Alonso zu den großen Konkurrenten des Deutschen gehören. Mit dem zweiten Platz am vergangenen Wochenende in Silverstone drängte er sich für den Deutschland-Grand-Prix als einer der Favoriten auf. Aber die größte Gefahr für Vettel kommt aus dem eigenen Lande: Nico Rosberg. Mit den Siegen in Monte Carlo und jetzt in England offenbarte der Sohn von Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg sein ganzes Potenzial.

Mehr Selbstvertrauen braucht man nicht, um auch auf deutschem Boden gewinnen zu können. Entsprechend enthusiastisch blickt der 28-Jährige nach vorne. "Ich freue mich sehr auf den Nürburgring und ein Topergebnis", sagte Rosberg. Erst recht würde es Mercedes freuen. Der letzte Sieg der Stuttgarter an der Nürburg liegt 14 Jahre zurück. 1998 gewann Mika Häkkinen im McLaren-Mercedes.

Rosberg bleibt trotz seiner jüngsten Erfolge auf dem Boden und will von einer beginnenden Wachablösung nichts wissen. "Das würde ich noch nicht sagen, aber das Team hat uns ein tolles Auto hingestellt", sagte er.

Mit rund 50.000 Zuschauern rechnet Karl-Josef Schmidt, Geschäftsführer der Nürburgring Betriebsgesellschaft, am Sonntag. "Dass wir einen deutschen Weltmeister und insgesamt vier deutsche Starter im Feld haben, schafft Identifikation", erklärte er. Mit Michael Schumachers Zeiten sei das aber nicht mehr vergleichbar. Die "Schumania" hatte stärkere Zugkraft als die "Vettelmania". Beim ersten Sieg des Kerpeners in der Eifel 1995 wurden 90.000 Fans gezählt. Aber seitdem sind auch die Ticket-Preise stetig gestiegen. Sie liegen derzeit zwischen 109 und 509 Euro.

Das Rennen auf dem Nürburgring wird am Sonntag ab 14 Uhr auf RTL und Sky live übertragen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort