Alltagsflucht: Ferrari hat nur in Go-Karts Spaß

Hockenheim · Auf einer Kartbahn in Walldorf entflohen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen zumindest für eine Weile ihrem tristen Formel-1-Alltag. Unweit des Hockenheimrings drehten die beiden früheren Weltmeister ganz gelöst einige Runden während einer Werbeveranstaltung.

 Haben in dieser Saison wenig zu lachen: Die Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen (l.) und Fernando Alonso. Foto: Herbert Neubauer

Haben in dieser Saison wenig zu lachen: Die Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen (l.) und Fernando Alonso. Foto: Herbert Neubauer

Foto: DPA

Auch in diesen Kisten mussten sie sich einem Team aus Testfahrer Marc Gené und einem spanischen TV-Journalisten geschlagen geben. Die geplante Gesprächsrunde ließen Alonso und Räikkönen später platzen. Es war ja nur ein Spaßrennen - aber zu lachen hat das Scuderia-Duo in dieser Saison wenig.

Mit dem ersten Weltmeister-Duo seit 1953 wollte Ferrari endlich wieder an die WM-Spitze stürmen. Das Ziel scheint aber unerreichbar. Die Scuderia ist im permanenten Schadensbegrenzungsmodus. In der Konstrukteurswertung fehlen schon 220 Zähler auf Branchenprimus Mercedes und in der Fahrerwertung liegt Alonso nur auf Rang vier, Räikkönen gar auf Platz zwölf. Am Ende des Freitagstrainings lag der Spanier auf Position neun, der Finne wurde immerhin Vierter.

Die Kommentare der Fahrer zum Status quo bei Ferrari ähneln sich von Grand Prix zu Grand Prix. "Es war ein schwieriges Jahr soweit, hoffentlich wendet sich das Blatt auch mal. Es muss", meinte Räikkönen vor dem Deutschland-Rennen auf dem Hockenheimring. "Es kann nicht mehr lange so weitergehen, das macht keinen Spaß."

Etwas Freude war dem Finnen hingegen auf der Kartbahn anzusehen. "Das hat Spaß gemacht", resümierte der mit 34 Jahren älteste Fahrer im Formel-1-Feld. Der Druck auf den "Iceman" ist groß, seine Rückkehr zu Ferrari ein einziges Missverständnis. Dass Räikkönen zudem mit einem Ausstieg Ende 2015 liebäugelt, hat seinen Rückhalt innerhalb der Scuderia sicher nicht gestärkt.

Bis Ende 2016 ist Alonso noch an Ferrari gebunden. Für ihn gibt es demnach zumindest öffentlich keinen Grund, sich mit den dauernden Spekulationen über einen vorzeitigen Abschied von der Scuderia zu beschäftigen. "Vermutlich seit 2003 wird mir diese Frage jedes Jahr im Juli gestellt", sagte der zweimalige Champion. "Ich habe mit keinem anderen Team gesprochen, und das hat auch keine Priorität. Wir müssen Punkte holen an diesem Wochenende und noch einige gute Resultate einfahren", betonte der Spanier, der immer wieder mit seinem früheren Rennstall McLaren in Verbindung gebracht wird.

Teamchef Marco Mattiacci glaubt an eine Zukunft mit seiner dem Papier nach herausragenden Paarung. "Ich habe ein fantastisches Fahrer-Duo und bin sehr zuversichtlich, dass es auch im nächsten Jahr bei uns sein wird", zitierte die BBC jüngst Teamchef Marco Mattiacci. Der Nachfolger von Stefano Domenicali soll den Umbruch bei dem Team aus Maranello vollziehen. Doch die Aufgabe ist schwierig, nicht zuletzt weil das Auto bei weitem nicht das verspricht, was die stolze Scuderia sonst einer "Roten Göttin" abverlangt.

"Er macht eine Menge hinter den Kulissen, das sehen die Leute nicht so sehr", meinte Räikkönen über Mattiacci. "Bis jetzt war es schon ganz gut, und ich rechne damit, dass er einen sehr guten Job machen kann." Der Quereinsteiger war vor seiner überraschenden Inthronisierung Mitte April Chef von Ferrari Nordamerika.

Die Qualität von Ross Brawn ist in der Formel 1 dagegen unbestritten. Spekulationen über eine Rückkehr des früheren Mercedes-Teamchefs zu Ferrari halten sich. Derzeit befindet sich das "Superhirn", das maßgeblich an den WM-Titeln von Michael Schumacher beteiligt war, im Sabbatjahr. Eine angebliche Scuderia-Offerte über mehrere Millionen Euro könnte den Briten aber vielleicht doch noch schwach machen.

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