1. FC Köln Wenn jungen Leuten das Smartphone fehlt

KITZBÜHEL · Trainingslager in Kitzbühel: Peter Stöger fordert mehr Kommunikation auf dem Platz, was nicht jedem Spieler leichtfällt.

 Reden, reden, reden: Die Einführung der Dreierkette erfordert Kommunikation. Trainer Peter Stöger instruiert Frederik Sörensen. FOTO: DPA

Reden, reden, reden: Die Einführung der Dreierkette erfordert Kommunikation. Trainer Peter Stöger instruiert Frederik Sörensen. FOTO: DPA

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Wer die Verantwortlichen des 1. FC Köln auf die Saisonziele anspricht, bekommt derzeit keinen finalen Tabellen- oder Punktestand genannt. An erster Stelle stehe natürlich der schnellstmögliche Klassenerhalt, und dann gehe es darum, das eigene Spiel in taktischer Hinsicht zu verbessern. Es soll noch variabler, für die Gegner schwerer ausrechenbar werden. Deshalb wird derzeit im Trainingslager in Tirol die Dreierkette eingeübt.

Gegenüber dem seit rund 18 Jahren in der Bundesliga standardisierten Abwehrsystem der Viererkette wird dadurch ein Übergewicht im Offensivbereich geschaffen. Drei Innenverteidiger sichern vor dem Tor, während die Außenverteidiger praktisch auf die Positionen von Außenstürmern vorrücken, häufiger vor als hinter den beiden Sechsern im Spielzentrum agieren. Außerdem plant Peter Stöger mit einem zentralen Offensivspieler und zwei Stürmern.

Während der Trainingseinheiten wurde das System zunächst in Form einer Trockenübung ohne Ball auf dem Spielfeld geschult. Während Peter Stöger von einer kleinen Tribüne aus erhöhter Position das Geschehen beobachtete, zeigte sein Kollege Manfred Schmid den Spielern die Laufwege und das richtige Verhalten bei Angriff und Abwehr auf. Dabei ließ er die FC-Profis wie Schachfiguren hin und her bewegen, abhängig von imaginären Spielsituationen.

Zudem animierte er die Spieler zum Reden. „Ihr müsst kommunizieren, das ist extrem wichtig“, rief er ihnen alle paar Minuten zu. Nur so lasse sich das Spielsystem optimal umsetzen. „Jeder muss die Dinge ansprechen, die er sieht, und muss die anderen animieren, das Richtige zu tun. Man muss die Mitspieler vor Gefahrensituationen warnen und zu bestimmten Dingen auffordern. Diese Kommunikation, dieses Miteinander muss immer wieder und verstärkt eingefordert werden“, sagte Stöger.

Über die Jahre sei diese Form des Dirigierens in Misskredit geraten. Was früher normal gewesen sei, werde in jüngerer Zeit vom Angesprochenen oft als Kritik an seinem Verhalten verstanden. Das, so der Trainer, könne ein Problem darstellen. Schließlich sollen die Kommandos bestimmend sein, dürften aber nicht negativ aufgefasst werden.

„Ich habe das Gefühl, die jungen Leute haben Angst, etwas einzufordern. Aber da sie kein Smartphone mit auf den Platz nehmen können, um eine WhatsApp zu verschicken, müssen sie reden“, forderte der 52-jährige Wiener seine Spieler zu mehr und vor allem lautstarker Kommunikation auf dem Spielfeld auf.

In den jüngsten Übungsspielen zeigte sich, dass die Adressaten die Aufforderung verstanden haben. Lautstarke Kommandos an die Mitspieler hallten über den Platz, wurden zur Normalität. „Das betrifft nicht nur uns Abwehrspieler. Das Spiel mit der Dreierkette verändert das Handeln für das gesamte Team. Wir sind voneinander abhängig, müssen uns den Rücken freihalten. Mit einer Viererkette und zwei Sechsern ist das Zentrum automatisch sehr dicht. Wenn jetzt bei dem neuen System einer schläft, kommt das ganze Gefüge schnell aus der Balance. Um das zu verhindern, müssen wir mehr kommunizieren“, erklärte Innenverteidiger Mergim Mavraj.

Allerdings soll sich die eingeforderte, intensivere Gesprächsbereitschaft nicht nur auf die Dreierkette beschränken. Zumal diese taktische Spielform nur eines von mehreren Systemen sei, das künftig zum Repertoire der Kölner Mannschaft gehört. „Die Mannschaft soll sich damit breiter aufstellen, schwerer ausrechenbar werden für die Gegner“, sagte Sportchef Jörg Schmadtke zur neuen Abwehrformation.

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