Analyse nach Saisonstart Was läuft schief beim 1. FC Köln?

Augsburg · Nach der 0:3-Pleite in Augsburg spitzt sich die Lage beim 1. FC Köln zu. Die Defensive ist die Problemzone. Am Donnerstag spielt der FC in der Europa League beim FC Arsenal. Eine Analyse der derzeitigen Situation.

Für FC-Trainer Peter Stöger war es sicherlich nicht leicht, nach der demoralisierenden 0:3-Niederlage des 1. FC Köln beim FC Augsburg die richtigen Worte zu finden – zumal sich sein Club nach dem Abschluss des dritten Spieltages am Tebellenende der Fußball-Bundesliga wiederfindet. „Einerseits haben wir dem Gegner das Toreschießen zu einfach gemacht, andererseits unsere Möglichkeiten nicht genutzt“, sagte Stöger. Klingt nach Durchhalteparole. Eine Situationsanalyse:

Wo machten die FC-Spieler entscheidende Fehler?Nach Ballverlusten und beim folgenden Konterspiel war das Kölner Defensivspiel nicht so strukturiert wie noch in der Vorsaison. Man stand als Mannschaft zu offen. Die Spieler postierten sich zu weit auseinander, boten dem Gegner die notwendigen Räume an. Das war schon so beim 0:1 in Mönchengladbach und zum Teil beim 1:3 gegen den HSV. Die FC-Profis müssen also auf dem Spielfeld ebenso wie bei ihrem Mannschaftsverhalten enger zusammenrücken.

Chancenverwertung wird zum Problem

Woran krankt es im Offensivspiel?Vor allem an der Chancenverwertung. Klarste Möglichkeiten werden vergeben. In Augsburg bot sich Jhon Cordoba die Großchance. Als Martin Hinteregger den Ball an ihn verlor (31.), lief der Kolumbianer ungestört auf Torhüter Marwin Hitz zu, konnte sich die Torecke zum Schuss aussuchen. Alternativ hätte er quer zum mitgelaufenen Yuya Osako passen können. Stattdessen schoss der Kolumbianer den Ball sowohl an seinem Kollegen als auch am Tor weit vorbei.

War die vergebene Großchance die Schlüsselszene?Das ist natürlich hypothetisch. Aber hätte der FC das Tor erzielt, wäre es der Ausgleich zum 1:1 gewesen. Stattdessen gelang den Augsburgern im Anschluss an den darauf folgenden Konter der Treffer zum 2:0 durch den verwandelten Elfmeter des Dreifachtorschützen Alfred Finnbogason (21., 32., 90.+4). Jonas Hector hatte Marcel Heller im Laufduell im Strafraum umklammert. „Der Kontakt war da, der Schiri hat gepfiffen, damit ist es gut“, meinte Kölns Nationalspieler, der am Samstag nicht überzeugte.

"Lage ist gefährlich"

Ist der psychische Druck auf Jhon Cordoba zu groß?Sein Problem ist, dass er an seinem Vorgänger Anthony Modeste und dessen 25 Treffern der Vorsaison gemessen wird. Dieser psychische Druck kann zur Verkrampfung führen. In der beschriebenen Torszene war bis hinauf unters Tribünendach zu spüren, wie Cordoba überlegte, ob er schießen oder den Ball quer legen sollte. Wenn aber ein Stürmer nicht intuitiv agiert, sondern abwägt, ist das ein schlechtes Zeichen. „Wir stehen weiter zu ihm, werden ihn aufbauen, ihn mit Vorlagen bedienen“, sagte Dominique Heintz.

Kann die Lage für den FC gefährlich werden?„Was heißt kann? Sie ist gefährlich!“, wetterte Kapitän Matthias Lehmann nach den 90 Minuten. Lehmann gab aber auch zu bedenken: Anders, als es das Ergebnis vermuten lasse, sei man von Augsburg aber nicht an die Wand gespielt worden.

Wie soll es weitergehen?Am Donnerstag tritt der FC zum ersten Gruppenspiel in der Europa League in London an. Aus Sicht von Peter Stöger ist es die Belohnung für die Leistungen der letzten Spielzeit. Wichtiger sind jedoch die Bundesliga-Aufgaben am Sonntag in Dortmund und am Mittwoch danach gegen Frankfurt. Für den FC-Trainer steht im Vordergrund, dass es nicht zu Panikreaktionen kommt, dass die Mannschaft ihre Grundordnung wiederfindet. Zum einen müsse man den notwendigen Ernst an den Tag legen, zum anderen aber „ein gewisses Maß an Normalität beibehalten“. Wenn Clubs wie Mönchengladbach, Schalke und Dortmund in den letzten Jahren schlechte Saisonstarts erlebt hätten, könne das dem 1. FC Köln auch widerfahren. Klingt nach Trost – aber nicht zwangsläufig nach einem Weg aus dem Tal.

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