Keine Trainerdiskussion Warum der 1. FC Köln an Peter Stöger festhält

KÖLN · Der 1. FC Köln befindet sich weiter tief in der Krise. Der Verein hält dennoch weiter an Cheftrainer Peter Stöger fest. Das hat Gründe.

 Peter Stöger steht in Köln nicht zur Diskussion.

Peter Stöger steht in Köln nicht zur Diskussion.

Foto: dpa

Ein Punkt, 3:17 Tore, schlechteste Mannschaft nach acht Spieltagen in der 55-jährigen Bundesligageschichte. In fast jedem anderen Club wäre das Trainerteam entlassen worden. Nicht so beim 1. FC Köln. Das hat Gründe.

Trainerfrage

Rückblick: Die ersten vier Jahre von FC-Trainer Peter Stöger in Köln sind eine Erfolgsgeschichte. Auf Anhieb gelingt ihm die Bundesligarückkehr. In den folgenden drei Jahren steht die Mannschaft nie auf einem Abstiegsplatz, schafft in diesem Mai nach 25 Jahren die Rückkehr auf die europäische Fußballbühne. Jetzt erlebt sie einen sportlichen Einbruch, obwohl die Leistungen der letzten Wochen – wie beim 1:2 in Stuttgart – ordentlich sind.

Sportchef Jörg Schmadtke sagte deshalb: „Das Vertrauen in den Trainer ist vorhanden. Im Binnenverhältnis ist nichts zerbrochen. Wir verfallen nicht in blinden Aktionismus.“ In einer Diskussionsrunde bei Sky wurde der FC-Sportchef am Sonntag auf das Freiburger Modell angesprochen. Die Breisgauer halten seit Jahren an Trainer Christian Streich fest wie früher an Volker Finke, auch im Abstiegsfall. So auch beim FC zu verfahren sei „sehr hypothetisch“, gab Schmadtke zu. Aber die Frage stelle sich aktuell auch nicht: „Solange ich ein gutes Gefühl habe, gibt es keine Trainerdiskussion.“

Selbstzweifel

Der Sportchef bestätigte, dass der Trainer keine Selbstzweifel hege. Das unterstrich auch Ulrike Kriegler, seit 20 Jahren Lebenspartnerin von Stöger, in einem Interview mit der Welt am Sonntag: „Peter ist angesichts der Krise nicht erschüttert. Er arbeitet hart daran, den FC da unten rauszuführen.“ Der Trainer selbst meinte: „Ich verzweifle nicht nach einem Spiel wie in Stuttgart, weil wir den Jungs Ideen geben, wie sie zu Torchancen kommen. Sie setzen es um, haben die Möglichkeiten, verwandeln sie nur nicht. Sie leiden darunter, und deshalb tun sie mir leid.“

Leistungsentwicklung

In den letzten vier Spielen gab es ein Remis und drei Niederlagen mit jeweils einem Treffer Differenz. Alle Gegner gaben anschließend zu, dass zumindest Punkteteilungen gerecht, Kölner Erfolge sogar möglich gewesen wären. Am Sonntag wiederholte das Trainer Ralph Hasenhüttl, der mit Leipzig jüngst gewonnen hatte: „Köln spielt richtig gut. Ich drücke ihnen beide Daumen, dass sie den Bock umstoßen.“

Stöger mag eine Mitschuld am Negativlauf nicht bei Schiedsrichtern und Videobeweis sehen. Man müsse auf eigene Fehler schauen: „Wir bekommen zu einfache Gegentore, wir lassen zu viele Chancen liegen und wir müssen abgebrühter, auch einmal mit einem 1:1 zufrieden sein, wie es in Stuttgart möglich gewesen wäre.“ Aber grundsätzlich habe sich das Spiel der Mannschaft verbessert, zeige sie Moral, sei am Leben.

Aussichten

Das gute beim Fußball sei, dass man im Verlauf einer Saison vieles korrigieren könne. Die Schwierigkeit jetzt sei die psychologische Komponente, weil man für längere Zeit unten in der Tabelle stehe. Das Europacup-Spiel am Donnerstag in Borisov aber sei keine Belastung, sondern eine neue Chance.

Spielerverpflichtungen

In der Winterpause könnte für die Offensive eingekauft werden. Die Frage sei aber, so Schmadtke, ob das Geld ausreiche, um sich qualitativ zu verbessern. Im Sommer habe man die Österreicher Julian Baumgartlinger (29) von Bayer 04 und Michael Gregoritsch (23) vom HSV holen wollen. Ersterer bekam die Freigabe nicht, beim anderen sei die Ablöseforderung zu hoch gewesen. Schließlich ließen die Hamburger Gregoritsch für weniger Geld (5,5 Millionen) nach Augsburg ziehen. Dort schoss er zwei Tore, bereitete eines vor. Fünf Tore und eine Vorlage stehen bei Mark Uth zu Buche. Den aber wollten die Hoffenheimer nicht ziehen lassen. „Und andere Lösungen haben wir nicht gefunden“, so Schmadtke.

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