Trotz Krise Warum Peter Stöger noch Trainer beim 1. FC Köln ist

KÖLN · Der 1. FC Köln erlebt bislang eine Horrorsaison. Nach elf Spieltagen in der Bundesliga haben die Rheinländer gerade einmal zwei Punkte auf der Habenseite. Warum hält der Club dennoch an seinem Cheftrainer fest?

Die Frage ist berechtigt. Und die Diskussion, die sich aus ihr ableitet, sowieso. Findet auch Peter Stöger, und es ist der Trainer des 1. FC Köln, um den sich Frage und Diskussion drehen: Warum hält ein Bundesligaclub an einem Trainer fest, dessen Team nach elf Spieltagen nur zwei Punkte aufweist und dem Abstieg entgegentaumelt? Selbst ein Claudio Ranieri, der mit der Meisterschaft von Leicester City eines der größten Fußballmärchen der Moderne geschrieben hat, musste beim ersten Misserfolg nach dem Titel gehen. „Woanders wäre ein Trainer mit nur zwei Punkten weg“, sagt Stöger zurecht. Warum man in Köln anders handelt, kann Stöger nur so beantworten: „Weil wir spürbar anders sind.“ So einfach wie der Vereinsslogan klingt, ist es aber nicht. Die Gründe liegen woanders.

Sportliche Verdienste

Peter Stöger heuerte im Sommer 2013 als Meistercoach von Austria Wien beim Zweitligisten an. Er führte den FC direkt in die Bundesliga, dann zweimal zum Klassenerhalt und nach 25 Jahren Abstinenz zurück in den Europapokal. Unter dem Österreicher und seinem Stab entwickelte sich Jonas Hector zum Nationalspieler, Anthony Modeste zum besten FC-Torjäger seit Toni Polster und andere Spieler wie Timo Horn, Dominique Heintz oder Marcel Risse zu festen Bundesliga-Größen.

Authentizität

Ob als Trainer, Moderator oder in der täglichen Medienarbeit: Peter Stöger stellt sich, und er beherrscht die Klaviatur der Sprache wie kaum ein anderer Trainer in der Bundesliga. Zu seinen großen Stärken zählt seine Authentizität. Dem 51-jährigen Wiener wird nachgesagt, dass er zu den Menschen gehört, die vorne etwas sagen, sich umdrehen und hinten die gleiche Meinung vertreten. Die Art seiner Menschenführung hat ihn intern und extern zu einem der beliebtesten Trainer in der Geschichte des 1. FC Köln werden lassen.

Jörg Schmadtke

Auch wenn Stöger und Schmadtke es öffentlich anders dargestellt haben, ist es ein offenes Geheimnis, dass es vor allem aufgrund der Transferpolitik um das Verhältnis zwischen dem Trainer und dem ehemaligen Sportchef nicht mehr gut stand. Entgegen aller Dementis dürfte Stögers Stuhl vor dem Spiel gegen Werder Bremen (0:0) erheblich gewackelt haben. Schmadtke hatte die Nachfolgeregelung schon in der Schublade liegen. Letztlich konnte sich der Manager aber nicht durchsetzen und sah sich dadurch in seinem Handlungsspielraum zu sehr eingeschränkt. Oder er wollte es gar nicht. Aufgrund der ex᠆trem großen Beliebtheit Stögers hätte sich der ohnehin öffentlich schon stark in der Kritik stehende Schmadtke mit einer Demission des Trainers womöglich komplett ins Abseits gestellt und dem Nachfolger des Österreichers einen Bärendienst erwiesen. So nahm Schmadtke seinen Hut, und Stöger hatte den Machtkampf im Verein für sich entscheiden.

Einstellung

Peter Stöger hängt an seinem Job, er klebt aber nicht daran. Diese Woche gab er erneut einen Einblick in seine Sichtweise: „Ich mag mich für das Vertrauen der Vereinsspitze nicht entschuldigen. Es wird Überlegungen geben, ob es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Wenn die größte Verbesserung ein neuer Trainer sein sollte, der uns garantiert, dass wir in der Liga bleiben, dann bin ich der erste, der sagt: viel Glück. Ansonsten ist es so: Klar kann man von außen sagen, dass jeder Trainer mit dieser Mannschaft zwei Punkte gemacht hätte. Ich als Trainer würde wohl auch mit jeder anderen Mannschaft zwei Punkte in dieser Liga machen. Das bewertet man im Ganzen und hält dann an den Personen fest, gibt ihnen das Vertrauen. Unsere Aufgabe ist es, dieses Vertrauen zu rechtfertigen.“

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