Niederlage des 1. FC Köln in Leipzig Stögers Team war Stress nicht gewachsen

LEIPZIG · Die Leipziger trieben den 1. FC Köln bei ihrem 3:1-Sieg vor sich her und entschieden das Spiel schon in der ersten Halbzeit. FC-Trainer Peter Stöger kritisierte, dass keiner seiner Spieler Verantwortung übernahm.

 Das Tor für Leipzig zum 3:1-Endstand erzielte Timo Werner.

Das Tor für Leipzig zum 3:1-Endstand erzielte Timo Werner.

Foto: PICTURE POINT

Fußball auf hohem Niveau ist weit mehr als ein Spiel mit den Füßen. Vielmehr ist es auch eine psychische Herausforderung, eine Kopfarbeit, die fast dauerhaft höchste Konzentration und Reaktionsfähigkeit verlangt. Vor allem, wenn man einen Gegner wie RB Leipzig hat, der nichts anderes kennt als überfallartige Hochgeschwindigkeitsangriffe. „Dadurch werden die gegnerischen Spieler ständigem Stress ausgesetzt. Dessen muss man sich bewusst sein, damit muss man umgehen können. Sonst wird es schwierig“, hatte Trainer Peter Stöger vor dem Auftritt des 1. FC Köln beim Tabellenzweiten gemeint. Seine Warnungen und Hinweise aber trafen auf taube Ohren. Nach der schwächsten defensiven Halbzeit der Saison war der FC mit dem 0:2 zur Pause noch bestens bedient.

Man müsse wissen, welche Lösungsmöglichkeiten man besitze, um den Raum, in dem man sich bewege, für den Gegner zu schließen, beschrieb Jörg Schmadtke. Dieses Defensivverhalten gilt als Stärke der Kölner Mannschaft und wird von manchem Konkurrenten beneidet. Doch diesmal war davon 45 Minuten lang nicht ein Ansatz zu sehen. Das ganze Abwehrgebilde wurde von den in breiter Front anrennenden Hausherren von einer Verlegenheit in die nächste gestürzt. „Das war enttäuschend“, bilanzierte der Sportchef. Noch deutlicher wurde Stöger. Der Trainer legte die ihm eigene väterliche Art ab und fand deutliche Worte: „Wir waren zu fehleranfällig, hatten zu wenig Konsequenz, zu wenig Mut.“ Es wäre egal gewesen, ob man zwei oder neun Verteidiger gehabt hätte. „Wenn niemand bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wird es schwierig.“

Hinzu kamen anfängerhafte Fehler. Das 0:1 (5.) leitete Thomas Kessler mit einem unkontrollierten Wegschlagen des Balles ein, der sofort retour kam. Timo Werner passte ihn zu Emil Forsberg, der einschoss. Danach vergaben die Hausherren eine Fülle an Chancen. Da war es eine Ironie des Schicksals, dass der zweite Treffer (34.) einem Kölner Eigentor entsprang: Bei einer flachen Hereingabe von Naby Keita trat Neven Subotic über den Ball, der Dominic Maroh ans linke Schienbein und von dort ins Tor sprang. „Wir haben es geschafft, sie so zu stressen, dass sie das Ding selber reingedrückt haben“, freute sich RB-Trainer Ralph Hasenhüttl.

Beide Innenverteidiger erlebten einen rabenschwarzen Tag. Dominic Maroh hatte es dabei Marco Fritz zu verdanken, nicht schon in der siebten Minute vom Platz gestellt zu werden. Timo Werner war im Laufduell mit ihm als letztem Mann zu Boden gegangen. Manch ein Schiedsrichter hätte Rot gezogen, Fritz beließ es bei Gelb, „weil der Leipziger Spieler den Ball nicht unter Kontrolle hatte“, wie er gegenüber den Beteiligten begründete. Waren die Warnungen des FC-Trainers vor dem Spiel in den Wind geschlagen worden, so nahmen sich die Spieler die Halbzeitansprache zu Herzen. Wie verwandelt spielten sie 20 Minuten lang auf. Mit dem Anschlusstreffer (53.) durch Yuya Osako keimte gegen Leipziger, die plötzlich verunsichert spielten, Hoffnung auf.

Chancen zum Ausgleich aber wurden vergeben und letzte Hoffnungen durch den genialen Timo Werner zunichtegemacht. Einen Konter schloss er mit präzisem Schuss aus spitzem Winkel zum 3:1 (65.) ab, wobei Subotic und Kessler erneut fehlerhaft agierten. Neben der Niederlage nahmen die Kölner auch noch eine Hypothek für das Heimspiel am Samstag gegen den FC Bayern mit nach Hause: Mittelfeldstratege Jonas Hector sah in der Schlussphase Gelb. Es war seine fünfte Verwarnung, womit er gegen die Münchner strafweise pausieren muss.

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