Präsidiumswahl beim 1. FC Köln Spinner tritt Nachfolge Overaths an

Köln · Einer Abstimmung über das neue Präsidium hätte es eigentlich nicht mehr bedurft. Nach den Vorstellungsreden von Werner Spinner, Markus Ritterbach und Toni Schumacher erhielten die drei so viel Applaus aus dem Arena-Rund, dass an der Wahl der Vereinskandidaten nicht mehr zu zweifeln war.

Wenig später um 21.50 Uhr drückten 3233 Mitglieder, 91,4 Prozent der Anwesenden, auf den Ja-Knopf; daneben gab es 304 Nein-Stimmen und 35 Enthaltungen. Bis zu 800 Mitglieder hatten - warum auch immer - an der Abstimmung nicht teilgenommen. Denn am frühen Abend waren fast 4400 Vereinsmitglieder in die Halle gekommen.

"Wir sind offen, direkt ehrlich und ein funktionierendes Team", hatte Werner Spinner betont und für sich und seine Mitstreiter geworben. Man wolle in nächster Zeit wieder zu geordneten Verhältnissen zurückfinden, eine ordentliche Außendarstellung bieten und in neue, bessere Zeiten aufbrechen.

Mit der äußerst emotional geführten Rede des neuen Präsidenten zog er die Mitglieder in seinen Bann. Dabei geißelte er die fehlende Disziplin und Arroganz im Verein (dazu unten stehender Bericht). Er versprach, umfassende Reformen einzuleiten, vor allem den Mitgliedern mehr Mitspracherecht einzuräumen.

Sehr engagiert gab Claus Horstmann einen Rückblick über die letzten Monate. Die bezeichnete der zuvor von den Mitgliedern ausgepfiffene Hauptgeschäftsführer als "die extremste Situation, die ich in zwölf Jahren hier erlebt habe". Er habe möglicherweise nicht immer richtig gehandelt, aber nicht gezaudert. Vielleicht sei es konsequenter gewesen, zum Zeitpunkt der Entlassung von Sportdirektor Volker Finke auch Trainer Stale Solbakken zu kündigen.

Mit stehend vorgetragenem Applaus war am frühen Abend Frank Schaefer von den FC-Mitgliedern auf seinem Weg zum Rednerpult begleitet worden. "Wir haben noch einen harten und weiten Weg vor uns. Ihr Applaus gibt uns dabei weiteren Mut für die nächsten Aufgaben. Ich bin kein Marktschreier und will keinen aufgesetzten Optimismus zeigen, aber ich glaube an den Klassenerhalt. Das Trainerteam und die Mannschaft versprechen, alles dafür zu tun. Der VfB Stuttgart spielte am Samstag gegen eine Wand, die hieß 1. FC Köln, und die war sehr stark. Diese Stärke müssen wir weiterentwickeln ", sagte der Trainer in seiner zehnminütigen Ansprache.

Anschließen erhielt Karl-Heinz Thielen als Oppositionsführer mit der Zustimmung von 2690 Mitgliedern das Rederecht. Dabei erntete er Buh-Rufe, als er Volker Finkes Entlassung in Frage stellte und höhnisches Gelächter, als er erklärte, dass während Wolfgang Overaths Präsidentschaft Ruhe im Verein geherrscht habe. Bösartige Pfiffe gab es schließlich, als er Franz-Josef Wernze als "Verbindung zum Kapital" anpries und meinte: "Ohne Moos nix los." Am Ende erhielt er doch noch wohlwollenden Applaus, als er Werner Spinner die Hand reichte.

In einem ausführlichen Redebeitrag stellte Werner Wolf den Mitgliedern vor, wie der neue Vorstand in den zurückliegenden Monaten gesucht wurde. "Ein solches Präsidium gibt es nicht von der Stange", meinte der Verwaltungsratschef, der immer wieder wohlwollenden Applaus von den Mitgliedern erhielt.

Wolf bestätigte auch, dass Manfred Hell ebenso ein Kandidat gewesen sei wie Karl-Heinz Thielen. Der ehemalige Jack-Wolfskin-Chef Hell aber sagte ab, und Thielen habe darauf bestanden, dass er als Präsident eine Aufwandsentschädigung erhalte. Zudem habe er am Alleinzeichnungsrecht festhalten wollen. Dagegen möchte Werner Spinner diese Macht des Präsidenten abschaffen.

Mit wohlwollenden Worten stellte Wolf schließlich die eigenen Kandidaten vor, damit der FC wieder "ein feiner Verein" werde, wie einst die Mutter von Toni Schumacher geschwärmt hatte. Da haben Werner Spinner und seine Mitstreiter in Zukunft einiges zu tun.

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