1. FC Köln Spieler des FC glauben an die eigene Stärke

LEIPZIG · Kölner Profis betonen nach dem Sieg in Leipzig den Glauben an die eigene Stärke. Mittelfeldspieler Vincent Koziello zeigt, dass er eine Bereicherung für den FC ist.

Es war ein unverhoffter Sieg, dieses 2:1 in Leipzig, und es war ein glücklicher nach der ersten Halbzeit des 1. FC Köln. Doch er kann ein Meilenstein auf dem Weg zum wenngleich noch fernen Klassenerhalt sein. Denn die Mannschaft hat bewiesen, dass sie eine solche ist, dass sie Moral und den Glauben an sich und ihre Fähigkeiten besitzt.

Nach den wieder einmal gegen sie ausgelegten umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen beim 1:1 gegen Hannover hatte FC-Trainer Stefan Ruthenbeck seine Spieler davor gewarnt, sich in eine Märtyrerrolle zu verkriechen. Stattdessen sollten sie den Leipzigern die Stirn bieten. Es gelang erst nach der Pause, in der der Trainer an die Spieler appellierte, den Glauben an die eigene Leistungsfähigkeit wiederzufinden.

In welcher Weise die abhandengekommen war, beschrieb Torhüter Timo Horn recht anschaulich. Was in der so erfolgreichen Vorsaison wie selbstverständlich funktioniert habe, sei nun nicht mehr wie ein Automatismus abrufbar gewesen. Man denke jetzt bei einer Spielsituation „fünf Mal darüber nach, was und wie man es am besten mache“. Dabei gehe entscheidende Zeit verloren, weshalb man zu spät komme, Gegentore kassiere. „Wir hatten viele Spiele auf Augenhöhe, haben sie aber nicht für uns entschieden, auch wegen solcher Dinge. In Leipzig wurde es anders. Deshalb ist der Erfolg umso schöner nach den schweren Wochen. Das gibt etwas Auftrieb. Aber es ist nichts wert, wenn wir am Sonntag gegen Stuttgart nicht nachlegen.“

Neben dem Wiederfinden selbstverständlicher Spielabläufe hob Leonardo Bittencourt, Rückkehrer nach dreimonatiger Verletzungspause und Schütze des Siegtores, noch einen anderen Aspekt hervor. „Wie wir zurückkamen, das war Wille, das war Moral. Wir wurden für tot erklärt, weil der Punkteabstand so groß war und wir immer wieder Rückschläge durch Schiedsrichterentscheidungen und Videobeweise erlitten haben. Aber man hat gesehen, dass diese Mannschaft noch lebt.“

Zur Wende des Spiels trug neben ihm auch ein Spieler bei, dem man aufgrund seiner kleinen Körpergröße von 1,68 Metern und seines knabenhaften Aussehens solch eine Energieleistung nicht unbedingt zutraut: Vincent Koziello. Erstmals von Beginn an dabei vermochte er im zweiten Spielabschnitt Ruhe und Ordnung in das Kölner Aufbauspiel zu bringen. Er habe das Geschehen an sich gerissen, mit Marco Höger zusammen gekämpft und gelenkt, lobte der Trainer. Zudem glänzte er als Schütze zum 1:1. „Das freut mich für den Kleinen. Das gibt ihm Selbstvertrauen für die schweren Aufgaben in den nächsten Wochen“, lobte Dominique Heintz.

Mit seinen 1,90 Metern überragt der Innenverteidiger ihn trotz seines bekannt gebeugten Laufstils um Kopfeslänge. Der kleine Franzose selbst strahlte über das ganze Gesicht, als er in einem viel zu großen Mantel, der ihn im Gegensatz zum Geschehen auf dem Platz fast ins Straucheln brachte, in Richtung Kabine stürmte.

Weiter treffen möchte Leonardo Bittencourt in den nächsten Begegnungen, um auch in der kommenden Spielzeit mit dem 1. FC Köln in der Bundesliga zu spielen und erneut in Leipzig anzutreten. Nicht zuletzt, weil es seine Geburtsstadt ist, wenngleich er heute ein Navigationsgerät benötige, um sich zurechtzufinden, wie er belustigt gestand: „Schließlich bin ich mit drei Jahren mit den Eltern nach Cottbus gezogen. Da kenne ich mich aus.“

Das tut er auch in der Psyche der Mannschaft. Aus seiner Sicht sei es entscheidend, dass die FC-Profis nach wie vor zusammenstünden. Das sei in solch einer Situation, in der man praktisch seit dem Saisonbeginn Schlusslicht der Tabelle sei, etwas Besonderes. „Wir zerfleischen uns nicht, wie es andere in unserer Situation vielleicht tun würden. Der Glaube, es noch zu schaffen, gibt uns sehr viel Kraft. Keiner in der Kabine gibt sich auf. Man muss positiv gestimmt bleiben, darf den Kopf nicht hängen lassen, sondern muss weitermachen, weitermachen, weitermachen.“

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