1. FC Köln So feiert Köln das Europa-Comeback

Köln · Nach dem Sieg des 1. FC Köln gegen Mainz und der damit verbundenen Rückkehr der Kölner in die Europa League gab es in Köln kein Halten mehr: Die Fans stürmten den Platz und die Spieler genossen Kölsch-Duschen ohne Ende.

Alle Dämme waren längst gebrochen, die Kölner Spieler hatten sich gegenseitig Bierduschen ausgesetzt, die Journalisten in der Interviewzone mit Kölsch übergossen, nur Trainer Peter Stöger war noch fast trocken. Damit sollte aber nach der verkürzten Pressekonferenz Schluss sein. Hatte er seine mit Drei-Liter-Biergläsern ausgestatteten Spieler noch vor einer Dusche vor oder während des offiziellen Teils der Presserunde gewarnt, so musste er sich kurz nach seinem letzten Satz ergeben: Liter- und kübelweise ergoss sich die klebrige Flüssigkeit über ihn.

Das war etwa eine Stunde nach dem Abpfiff. Aber noch immer war keine Ruhe im Rheinenergie-Stadion eingekehrt. Auf der Südtribüne feierten noch einige Tausend, rund um das Stadion steppte der Bär, und in dessen Inneren feierte die Mannschaft die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League.

Ohne Schützenhilfe aus Leverkusen und München

Da man selbst mit 2:0 gegen Mainz 05 gewonnen hatte und Schützenhilfe vom Nachbarn aus Leverkusen (6:2 in Berlin) sowie von Bayern München (2:0 gegen Freiburg) erhalten hatte, war der Traum von der Rückkehr auf die europäische Bühne perfekt geworden.

Mit dem Schlusspfiff begann der Platzsturm von den Rängen, dem selbst Hundertschaften von Ordnern nicht widerstehen konnten. Am Ende fehlten viele Rasenstücke von dem Grün, auf dem am nächsten Wochenende das DFB-Pokalfinale der Frauen ausgetragen wird.

Für die Spieler gab es kaum ein Entkommen. „Mir wurde es schon etwas mulmig, als die Fans den Platz stürmten. Aber sie haben bei mir Gnade walten lassen. Nur mein Trikot und die Handschuhe musste ich abgeben. Das ist egal. Und dieses Gefühl, es geschafft zu haben, ist die pure Freude“, sprudelte es aus Torwart Timo Horn heraus.

Ruhiger Nachmittag für Timo Horn

Der hatte einen vergleichsweise ruhigen Nachmittag. Denn die Mainzer boten nach vorne nicht viel, standen allerdings sehr sicher und diszipliniert in der Abwehr. So dauerte es bis zur 43. Minute, ehe Jonas Hector mit seinem ersten Saisontreffer das erlösende Führungstor gelang.

Als dann das 2:0 gemacht wurde wusste ich, jetzt ist es passiert“, freute sich Dominique Heintz. In der 86. Minute war es Yuya Osako, der nach einem feinen Zuspiel des überragenden Milos Jojic den entscheidenden Treffer erzielte. „Weil wir die Zwischenstände von der Videotafel kannten und die Stimmung auf den Rängen immer mehr wurde, wussten wir, dass es geschafft war“, beschrieb der Innenverteidiger die Situation.

"Für so etwas Tolles ist es nie zu spät"

„Nach diesem zweiten Tor so kurz vor Schluss sind bei uns alle Dämme gebrochen. Da hatte man nur noch im Kopf, feiern zu wollen. Und das machen wir gleich bis morgen“, strahlte Matthias Lehmann. Für den bald 34-jährigen Kapitän ist es die erste Europapokal-Qualifikation, „aber für so etwas Tolles ist es nie zu spät“, meinte der Mittelfeldspieler, der einmal mehr ein enormes Pensum abgespult hatte.

Zweieinhalb Stunden nach dem Abpfiff begann die lange Feiernacht für die Spieler bei der offiziellen Abschluss-Party des Clubs. Anschließend sollte es in die Innenstadt gehen. Am Sonntagabend wird die Mannschaft mit einem Charterflieger zu einer PR-Tour nach China fliegen, wo am Mittwoch (13.30 Uhr/live bei Sport1) ein Freundschaftsspiel gegen den Partnerclub Liaoning FC ansteht.

Abschiedstour für Anthony Modeste

Für Anthony Modeste wird es wahrscheinlich die Abschiedstour sein. Der Torjäger, der mit 25 Treffern Platz drei in der Bundesliga-Torschützenliste belegt, steht vor einem Wechsel. Zwar besitzt der 29-Jährige noch einen Vertrag bis 2021, doch lag ihm bereits im Februar ein hoch dotiertes Angebot aus China vor. Nun soll es Olympique Marseille sein, von wo er umworben wird.

Die Franzosen bieten dem 1. FC Köln angeblich eine Ablösesumme von fast 40 Millionen Euro und dem Stürmer, der aus Südfrankreich stammt, eine weit höhere Gage als jene geschätzt drei Millionen Euro, die ihm der 1. FC Köln zahlt.

Ein Zahltag kommt aufgrund der direkten Europapokal-Qualifikation natürlich auch auf die FC-Profis zu. Sie erhalten in hohem Umfang jene Prämien, die der Club von seinen Werbepartnern für das Erreichen der Europa League bezieht. „Gute Leistung werden beim 1. FC Köln auch gut honoriert“, meinte Finanzchef Alexander Wehrle.

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