Kommentar zur Verpflichtung von Claudio Pizarro Schnellschuss oder cleverer Schachzug?

Meinung | Köln · Die kurzfristige Verpflichtung von Claudio Pizarro entspricht nicht der sonstigen Gelassenheit von FC-Manager Jörg Schmadtke. Ob der Stürmer sportlich überzeugen wird, ist fraglich. Dennoch ist die Aktion ein cleverer Schachzug, findet GA-Redakteur Simon Bartsch.

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren trat FC-Manager Jörg Schmadtke vor die vereinsinterne Kamera und mit dem fast schon legendären Ausspruch "Ruhig, ganz ruhig bleiben" gleichzeitig auf die Euphoriebremse. Der FC stand damals nach dem zehnten Spieltag auf einem Aufstiegsplatz in der zweiten Liga, die Stadt befand sich im kollektiven Freudentaumel, obwohl noch niemand ernsthaft von einer Europapokal-Teilnahme träumen konnte. Schmadtke ist bekannt für seine Ruhe, nimmt Abstand von Schnellschüssen.

Doch nun, vier Jahre nach dem Mantra, scheint es mit der Gelassenheit dahin zu sein. Nun lässt sich der Kölner Manager mit der Verpflichtung von Claudio Pizarro eben doch zu einem Schnellschuss hinreißen. Das ist kein Wunder. Der FC befindet sich früh in der Saison in einer mittelschweren Krise. Nach sechs Spieltagen stehen in der Liga ein Punkt und ein Tor zu Buche, auch in den lang ersehnten Europapokal sind die Kölner mit zwei Niederlagen gestartet. Schmadtke ist aufgrund seiner Transferpolitik selbst in die Kritik geraten und versucht jetzt nachzujustieren. Ob das gelingt, ist fraglich.

Mit Pizarro will der FC, wie eigentlich schon mit dem bislang erfolglosen 17-Millionen-Euro-Mann Jhon Cordoba, die Lücke schließen, die Anthony Modeste hinterlassen hat. Natürlich darf man dem Peruaner die Qualitäten nicht absprechen. Er wurde sechs Mal Deutscher Meister, gewann genauso oft den DFB-Pokal und ist mit 191 Treffern der erfolgreichste ausländische Angreifer der Bundesliga - vielleicht ein Rekord für die Ewigkeit.

Aber Pizarro wird Anfang nächster Woche 39, war zuletzt vereinslos. Ihm fehlt die Spielpraxis und über den aktuellen Fitnessstand ist nicht wirklich viel bekannt. Trotz aller Erfahrung ist es extrem unwahrscheinlich, dass das Schlitzohr kurzfristig die Rolle von Modeste einnehmen wird. Die Kölner werden sicherlich von seiner Erfahrung profitieren. Ein Feuerwehrmann auf dem Spielfeld ist er nicht.

Vielleicht ist das aber auch gar nicht Schmadtkes Absicht. Pizarro ist ein Sympathieträger, bei Fans und Medien beliebt. Durch den Hype um den einstigen Goalgetter nimmt der erfahrene Manager FC-Trainer Peter Stöger bewusst aus der Schusslinie. Das ist gut. Denn auch in Zeiten des Sturms scheint der Coach das zu behalten, was in einer Krisensituation die beste Maßnahme ist: Ruhe, ganz viel Ruhe!

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