1. FC Köln Ruthenbeck übernimmt das Trainerzepter beim FC

KÖLN · Die Kölner Vereinsführung war nicht überzeugt, dass Peter Stöger den Klassenerhalt sichert. Der Österreicher war dienstältester Coach in der FC-Historie.

Oben im großen Saal des Geißbockheims wurden am Sonntag warme Worte seitens des 1. FC Köln für die Verdienste des entlassenen Peter Stöger gesprochen – und der bisher für die A-Junioren zuständige Stefan Ruthenbeck als Nachfolger des Cheftrainers vorgestellt. Derweil schritten Stöger und sein ebenfalls entlassener Assistent Manfred Schmid unten zum Mannschaftstrakt, um sich von all ihren „Jungs“, wie sie die Spieler nannten, zu verabschieden.

Die Entscheidung über die Trennung nach Abpfiff des Spiels auf Schalke war am Freitag gefallen. Da hatten sich Stöger und Geschäftsführer Alexander Wehrle, die ein vertrauensvolles Miteinander pflegen, darauf geeinigt. Dazu wäre es nicht gekommen, hätte der Wiener tags zuvor in einem Vieraugengespräch mit dem Schwaben nicht eine klare Entscheidung gefordert. Wäre die ausgeblieben, wäre Stöger nach dem sportlich und moralisch starken Auftritt der Mannschaft und dem 2:2 weiter im Amt geblieben. Er hätte „die Jungs“ beim Gruppenfinale der Europa League am Donnerstag in Belgrad und am nächsten Sonntag gegen Freiburg betreut. Doch diese Salamitaktik mochte der Trainer nicht länger mitspielen.

Bei der Begründung der Entlassung gab FC-Präsident Werner Spinner zu, dass „die Überzeugung nicht mehr ausreichend vorhanden war“, mit Stöger den Klassenerhalt zu schaffen. Deshalb halte man es für unabdingbar, einen neuen Impuls zu setzen.

Als von Vereinsseite eine Woche nach dem Abgang des damaligen Sportchefs Jörg Schmadtke mit der Suche nach einer Traineralternative begonnen wurde, habe man Stöger darüber informiert, so Wehrle: „Er sah das ganz professionell als richtig an.“

Der Geschäftsführer hatte im Juni 2013 mit an den Verhandlungen teilgenommen, als man Peter Stöger von Austria Wien für eine Ablösesumme im mittleren sechsstelligen Bereich abkaufte. Angesichts der in den Jahren zuvor hohen Trainerfluktuation beim 1. FC Köln hatte Stöger gescherzt, er wisse überhaupt nicht, ob er eine Wohnung herrichten lassen solle. Am Ende sei diese nach einigen Wochen fertig, er aber schon wieder entlassen.

Jetzt sagte er, dass er es kaum für möglich gehalten habe, so lange und so erfolgreich in einem aufgrund der Ansprüche schwierigen Umfeld bei dem Traditionsverein zu arbeiten. In seiner Wohnung und in der Stadt ist der Wiener ebenso heimisch geworden wie seine Lebensgefährtin Ulrike Kriegler. Die Entertainerin hat ebenfalls Wurzeln geschlagen und besitzt berufliche Verpflichtungen im Rheinland. Auch aus diesem Grund werden die beiden zunächst weiter im Westen der Stadt wohnen bleiben.

Mit 1634 Arbeitstagen und 168 Pflichtspielen in Folge ist Peter Stöger der dienstälteste Trainer der FC-Historie. Mit ihm schaffte der Club die Rückkehr in die Bundesliga und qualifizierte sich nach einem Vierteljahrhundert erstmalig wieder für einen Europapokalwettbewerb. Dafür, dass es nach diesem größten Erfolg nun mit 13 sieglosen Meisterschaftsspielen so extrem steil bergab ging, trägt er die Verantwortung. Zuletzt aber hatte sich viel verselbstständigt und es lag nicht alleine an Stöger, dass nicht mehr alles so dem sportlichen Erfolg untergeordnet wurde wie es nötig gewesen wäre. Hinzu kamen unvorhersehbare Probleme und Entscheidungen wie die Verletztenserie oder umstrittene Video-Urteile zum Nachteil der Kölner.

Peter Stöger wollte davon nichts wissen. Er suchte keine Ausflüchte, ging unbeirrt seinen Weg, stellte das Team Woche für Woche gut auf die Gegner ein, blieb aber sieglos. Was die Fans offenbar nicht anficht. Denn bei einer Umfrage, an der knapp 70 000 Fußballinteressierte teilnahmen, waren 67 Prozent für seinen Verbleib in Köln. Die FC-Anhänger stehen zu dem Trainer, der sich nie in den Vordergrund drängte. Selten trat er nach einem Spiel vor die Fankurve. Auf Schalke tat er es, zusammen mit seinem Assistenten und Freund Manfred Schmid, während an ihrer Seite bei manchen Spielern die Tränen kullerten.

Stöger zog sein „FC-Kapperl“ und verbeugte sich tief, wie ein Künstler auf der Bühne, bevor der letzte Vorhang fällt: „Ich wollte ihnen meine Dankbarkeit zeigen. Sie haben uns immer unterstützt. Das war großartig!“

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