Kampf um den Klassenerhalt Neue Zuversicht beim 1. FC Köln

KÖLN · Die Kölner Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt lebt nach dem 2:0-Erfolg im Derby gegen Bayer Leverkusen – auch dank eines intakten Betriebsklimas im FC-Kader.

 Neue Zuversicht: Die Kölner um Simon Zoller, Jonas Hector, Yuya Osako, Vincent Koziello (oben von links) und Leonardo Bittencourt (vorn) zeigen sich im Abstiegskampf derzeit vitaler als die Konkurrenz.

Neue Zuversicht: Die Kölner um Simon Zoller, Jonas Hector, Yuya Osako, Vincent Koziello (oben von links) und Leonardo Bittencourt (vorn) zeigen sich im Abstiegskampf derzeit vitaler als die Konkurrenz.

Foto: Bopp

Düstere Gesichtszüge, nur hier und da ein verzagtes Lächeln, so waren die Spieler des 1. FC Köln nach den vorangegangenen Niederlagen gegen Bremen und Stuttgart in die neue Trainingswoche gegangen. Anders an diesem Montag. Da durfte wieder gescherzt werden, ohne dass es aufgesetzt und künstlich wirkte. „Der Derbysieg hat uns gutgetan. Wir haben zwar auch in den beiden Wochen davor nicht den Glauben an uns verloren, aber es dauerte schon ein, zwei Tage, bis die Niederlagen verdaut waren“, berichtete Torhüter Timo Horn.

Erstmals hatten die Kölner die Schwäche der Konkurrenz genutzt, die mit neuerlichen Niederlagen den Weg bereitet hatte. Zwar nimmt der FC als Tabellenvorletzter – nach 24 Spielen in Folge als Schlusslicht – immer noch einen Abstiegsplatz ein, besitzt jedoch einen psychologischen Vorteil: Im Gegensatz zur Konkurrenz zeigt die Formkurve nach oben.

„Es ist weiterhin eine schwere Aufgabe. Aber wir haben es verstanden, ein wenig Druck auf die Konkurrenz aufzubauen“, sagte Horn. Der HSV, der sich in einer Form der Selbstauflösung befindet, wurde überholt, auf Mainz und Wolfsburg wurde der Rückstand auf jeweils fünf Punkte verkürzt. Gegen beide spielen die Kölner noch; Mainz kommt in knapp drei Wochen nach Köln, in Wolfsburg tritt der FC am letzten Spieltag an.

Unruhe unter den Spielern

Während bei den Mitabstiegskandidaten die Unruhe unter den Spielern und in den Clubs zunimmt, ist beim 1. FC Köln das Gegenteil der Fall. „Unser großes Plus ist, dass wir als Kollektiv unheimlich stark sind. Seit der dritten Runde waren wir Letzter. Aber zerfleischt wurde sich hier nie“, wies Leonardo Bittencourt, der überragende Spieler des Derbys, auf einen ebenso wesentlichen wie außergewöhnlichen Umstand hin.

Damit einher geht die Stehauf-Mentalität, wie Sportchef Armin Veh unterstrich: „Das zeichnet diese Mannschaft aus.“ Und sie spielt Fußball. „Das war ein richtig gutes Spiel von den Kölnern. Das wussten wir aber auch schon vorher, und ich habe meine Mannschaft darauf hingewiesen. Leider erfolglos“, meinte Leverkusens Trainer Heiko Herrlich. „Wir spielen Fußball und versuchen immer wieder, die Aufgaben fußballerisch zu lösen, nicht mit der Brechstange. Das ist schön anzusehen, vor allem, wenn es erfolgreich ist. Das erhöht die Wahrscheinlich zu gewinnen“, lobte Veh.

Für diese spielerische Qualität, die der sehr nahe kommt, mit der man sich in der Vorsaison für den Europapokal qualifizierte, stehen Spieler wie Bittencourt, Yuya Osako, Marcel Risse und Vincent Koziello. Daneben wurde gegen Leverkusen mehr miteinander und füreinander gekämpft, gelaufen und gegrätscht. Die Defensive wirkte stabiler, es gab weniger individuelle Fehler.

„Wir leben weiter und wollen es unbedingt packen. Wir sollten jetzt nicht vor Euphorie strotzen, denn das hat uns immer wieder den Stecker gezogen. Stattdessen müssen wir ruhig weiterarbeiten“, meinte Leonardo Bittencourt. Vielleicht sei es deshalb auch ganz gut, dass man aufgrund der Länderspielpause erst am übernächsten Samstag bei der TSG Hoffenheim antrete. So könne man sich in diesen Tagen etwas feiern lassen, um in der kommenden Woche die Konzentration auf Hoffenheim zu legen.

Spekulationen, wer den FC im Falle des Abstiegs verlassen könne, seien nicht angebracht, meinte Leonardo Bittencourt: „Wir fühlen uns alle hier sehr wohl. Das beste Szenario wäre, wenn wir drin bleiben. Dann würde wohl keiner gehen, weil wir uns als Kollektiv, im Privatleben und auf dem Platz sehr gut verstehen. Wir müssen weitermachen. Wir sind noch nicht abgestiegen. Ich weiß nicht, warum man sich Gedanken über die Zukunft macht. Wir haben noch das Quäntchen Hoffnung. Da sind alle sehr professionell“, lobte der Deutsch-Brasilianer, und wurde dann sogar etwas philosophisch: „Ich freue mich, mit den Jungs das Unmöglich vielleicht möglich zu machen – was jetzt nicht mehr so unmöglich ist.“

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