1. FC Köln Neubeginn für Jojic

KÖLN · Zum Auftakt fast jeder Trainingswoche beim 1. FC Köln steht für jene Spieler, die in der voraufgegangenen Begegnung mehr als eine Halbzeit lang zum Einsatz kamen, eine lockere Regenerationseinheit an. Die Gruppe der Reservisten absolviert dagegen eine volle Trainingseinheit. Zu ihr gehörte fast immer Milos Jojic.

 Freuten sich für Milos Jojic, den Mann mit der Nummer 8: Jonas Hector (l.) und Marcel Risse.

Freuten sich für Milos Jojic, den Mann mit der Nummer 8: Jonas Hector (l.) und Marcel Risse.

Foto: dpa

Vor einer Woche nahm ihn Trainer Peter Stöger nach getaner Arbeit vor dem Gang in die Kabine zur Seite. Da lobte er den feinen Techniker mit dem harten Schuss für sein Spiel und seine Treffer beim Kleinfeldspiel, redete ihm aber gleichzeitig ins Gewissen, Zaubereien, die zu Ballverlusten führten, sein zu lassen.

Bruder Leichtfuß war bislang ein zu eifriger Begleiter von Milos Jojic. Nicht jedoch beim Spiel in Mainz. Als er in der 60. Minute beim Stand von 0:2 aus Kölner Sicht zusammen mit Yuya Osako eingewechselt wurde, nahm er sich des Trainers Rat zu Herzen. Sofort eroberte er den Ball und suchte schnörkellos den Torabschluss. „Er war gleich im Spiel, auch wenn er in der Szene die falsche Entscheidung getroffen und besser abgespielt hätte. Aber er machte weiter, und das war entscheidend“, freute sich Stöger.

Ein von ihm ausgeführter Eckball wurde wenig später zur Vorlage des Anschlusstreffers durch Marcel Risse, und zehn Minuten später gelang Jojic mit ebenso viel Torinstinkt und Ballgefühl der 2:2-Ausgleich. Der 24-Jährige rannte, eroberte Bälle und bediente Mitspieler mit einem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein, als ob er es jede Woche so tue.

Alles andere war bisher jedoch der Fall. Als Kreativspieler war er für rund drei Millionen Euro von Borussia Dortmund verpflichtet worden, wo ein Überangebot solcher Offensivkräfte bestand. Den Nachweis seiner Fähigkeiten vermochte Milos Jojic in elf Einsätzen jedoch nur anzudeuten. In den gut 30 Spielminuten in Mainz zeigte er dagegen erstmals durchgängig seine Klasse. „So war es das Schönste, was ich persönlich bisher beim FC erlebt habe“, gestand der Serbe.

Da sich auch Yuya Osako energisch ins Spiel einbrachte und viel für die Offensive tat, freute sich Jörg Schmadtke über ihren starken Auftritt, zumal sie „in der öffentlichen Wahrnehmung sehr kritisch betrachtet werden“. Peter Stöger hatte vor geraumer Zeit darauf hingewiesen, dass er die beiden Profis in Heimspielen kaum zum Einsatz bringen könne, weil Teile des Publikums gegen sie seien und sie verbal angreifen würden.

So wie der Trainer dieses unsportliche Verhalten geißelt, so bleibt er gleichzeitig seinem Leistungsprinzip treu. Deshalb erhielt Milos Jojic beispielsweise keinen Freibrief für Einsätze, nachdem er sein Leistungsvermögen nicht abgerufen hatte. „Ich bewerte Spieler nach ihren Qualitäten. Sie müssen möglichst regelmäßig ihr hohes Niveau abrufen. Das hat Milos jetzt getan, muss da aber weitermachen“, forderte Peter Stöger. Schließlich soll es keine Eintagsfliege sein.

Ein Zeichen für das gute Mannschaftsklima zeigte sich nach dem Abpfiff, als die Kollegen Milos Jojic zu seiner Leistung beglückwünschten. Dominique Heintz, wie Jojic im letzten Sommer zum FC gekommen, im Gegensatz zu ihm aber als Stammkraft etabliert, sagte: „Es freut mich für ihn. Er hat viel einstecken müssen. Wir haben ihn immer wieder aufgefangen, und das hat sich gelohnt.“

Nach dem gestrigen trainingsfreien Tag wird Milos Jojic angesichts seines halbstündigen Einsatzes heute wieder in der Reservistengruppe üben, falls nicht der gesamte Kader gemeinsam trainiert. Egal, ob im kleinen oder großen Kreis, wird er mit vollem Einsatz dabei sein müssen, um seine fußballerische Qualität weiter unter Beweis zu stellen. Schließlich kann die im Spiel den Unterschied zugunsten des 1. FC Köln ausmachen.

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