1. FC Köln Modeste: Das Ende des Schmierentheaters

Köln · Anthony Modeste wechselt also nach China. Nach dem Verkauf des Stürmers bleiben beim 1. FC Köln jedoch viele Fragen offen.

 Es waren doch Tränen des Abschieds: Anthony Modeste nach seinem letzten Pflichtspiel für den 1. FC Köln gegen den FSV Mainz 05 am 20. Mai. (Foto: dpa)

Es waren doch Tränen des Abschieds: Anthony Modeste nach seinem letzten Pflichtspiel für den 1. FC Köln gegen den FSV Mainz 05 am 20. Mai. (Foto: dpa)

Foto: picture alliance / Jonas Güttler

Die Akte Anthony Modeste ist fast geschlossen. Seit Mittwochabend steht schon mal fest: Der Franzose ist Teil der Geschichte des 1. FC Köln und geht ab sofort für Tianjin Quanjian auf Torejagd. Ein Aufsteiger aus der Chinese Super League, der anstelle eines Namens im internationalen Fußballgeschäft nicht viel mehr zu bieten hat als den schnöden Mammon und den italienischen Weltmeister Fabio Cannavaro als Trainer. Auch am Ende dieser fast vier Wochen lang andauernden Transferposse bleiben aber mehr Fragezeichen als Fakten. Die öffentlichen Spielchen von Modeste, seinen Beratern und den Medien waren und sind Nährboden für alle möglichen Spekulationen. Und sie haben Spuren hinterlassen, die aufzeigen, dass Lug und Trug ihren festen Platz im modernen Fußball-Business haben.

Hauptdarsteller in den Szenen dieser einst so wunderbaren, am Ende aber völlig kaputten Beziehung war Anthony Modeste. Der 29-Jährige hatte schon im Sommer 2016 mit Hilfe einer Ausstiegsklausel in seinem Vertrag Politik gemacht und dem FC einen höher dotierten neuen Vertrag bis 2021 abgerungen. 25 Tore und die Qualifikation für die Europa League später hat der Stürmer wieder sein hässliches Gesicht gezeigt. Vor dem letzten Heimspiel gegen Mainz nahm er seine beiden kleinen Kinder mit aufs Spielfeld und zeigte damit an: Das ist mein letztes Spiel in Köln. Nach dem 2:0-Sieg ließ er sich von den euphorisierten Fans auf Händen durchs Rheinenergiestadion tragen und wusste, dass er sich allen Liebesschwüren und Krokodiltränen zum Trotz auf die Jagd nach dem noch größeren Geld machen würde.

Mit dem ersten offiziellen Angebot der Chinesen an den FC am 16. Juni begann das Schmierentheater. In dessen Verlauf ließ Modeste Termine platzen und provozierte demonstrativ. Zeitweilig hin- und hergerissen zwischen dem Gedanken, doch in Köln zu bleiben, und der Aussicht auf ein Netto-Jahresgehalt von mehr als zehn Millionen Euro ging der Franzose voll auf Konfrontationskurs, am Ende sogar mit einer Klage vor dem Arbeitsgericht Köln. Der 1. FC Köln, der stets darum bemüht war, die Angelegenheit aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, ließ sich mit den Geschäftsführern Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle aber nicht beirren. Der Verhandlungsspielraum war längst ausgeschöpft, Modeste eine Persona non grata. Schließlich verabschiedeten die Geißböcke einen ihrer beliebtesten und sportlich besten Spieler mit einer Pressemitteilung, die an Lieblosigkeit kaum zu übertreffen war. Ein paar knappe, emotionslose Sätze, die den ganzen Ärger über Modestes beispielloses Vorgehen auf den Punkt brachten.

Ungeklärt blieben am Mittwochabend die Vertragsdetails des FC-Rekordtransfers. Ob der Deal aus Steuergründen nun ein Leihgeschäft beinhaltet, die 35 oder 30 Millionen Euro hohe Ablöse von Tianjin in Raten oder auf einmal gezahlt wird, darüber darf weiter spekuliert werden. Fakt ist, dass die Kölner ihren besten Torjäger seit Klaus Allofs endgültig nach China verkauft haben. Wenn nun noch das Geld auf dem FC-Konto eingegangen ist, kann die Akte Anthony Modeste ganz geschlossen werden.

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