1. FC Köln Mit Talent und Tugenden

KÖLN · Mittelfeldspieler Milos Jojic ist endlich im Geißbockclub angekommen und verbindet Technik mit Arbeit. Dabei wurden ihm in der Winterpause noch Wechselabsichten nachgesagt.

 Schon seltsam, der Fußball, will Milos Jojic mit dieser Geste sagen: Monatelang traf der Kölner gar nicht, nun zweimal in Folge.

Schon seltsam, der Fußball, will Milos Jojic mit dieser Geste sagen: Monatelang traf der Kölner gar nicht, nun zweimal in Folge.

Foto: dpa

Als Matthias Lehmann zu den wartenden Journalisten sprach, nutzte Milos Jojic die Gunst des Moments. Ein kurzes Interview für die ARD-Sportschau und zwei Sätze für den vereinseigenen Kanal – mehr wollte der Protagonist des Abends nach dem 1:0 (0:0)-Heimsieg des 1. FC Köln über Eintracht Frankfurt nicht reden. Im Rücken seines Kapitäns schlüpfte Jojic also hinter die Tür zum Kabinengang und blieb auch dort. Das Sprechen überließ der Serbe lieber denen, die darin mehr Übung haben. Auf dem Platz aber hatte der 25-Jährige zuvor 94 Minuten lang demonstriert, warum der FC ihn im Sommer 2015 von Borussia Dortmund für gut drei Millionen Euro verpflichtete.

„Wir wissen alle, was für ein toller Techniker Milos ist. So einen Schuss haben wir heute gebraucht“, freute sich FC-Torwart Timo Horn für Jojic und das ganze Team. In der 53. Minute hatte der zentrale Mittelfeldspieler der Kölner einen von David Abraham ungünstig abgewehrten Ball aufgenommen und mit links und Hilfe des Innenpfostens aus 17 Metern zum entscheidenden Treffer versenkt. Es war der einzige Schuss der Kölner an diesem Abend, der überhaupt auf das Tor der Frankfurter ging.

„Es war viel Kampf, viel Laufen und wenig Fußball“, räumte Jojic deshalb auch bei FC-TV ein. Also eigentlich gar nicht die Art des Fußballspielens, die der Feintechniker bevorzugt. Kapitän Lehmann lobte aber genau aus diesem Grund das Gesamtwerk des Serben: „Er hat geackert und sich und uns dafür belohnt. Es freut mich richtig für ihn.“

Wie beim 1:2 gegen den HSV hatte Jojic am Dienstag das einzige Kölner Tor erzielt und wie am Samstag war er laufstärkster FC-Profi. In Hamburg spulte er 11,77 Kilometer ab, gegen Frankfurt waren es sogar 12,62. Mehr als ein Indiz, dass er sein Talent endlich mit den Tugenden verbindet, die es im Fußball nun mal braucht. „Milos ist immer fleißig und charakterlich top. Er hat die Gunst der Stunde genutzt und sich durch unsere vielen Verletzungen ins Team gespielt. Er belohnt sich für seine Arbeit“, erklärte FC-Coach Peter Stöger, der Jojic zum vierten Mal in Folge in die Startelf beordert hatte.

Endlich ist der 25-Jährige im Spielrhythmus, nachdem ihm in der Winterpause nach 18 Monaten als Ergänzungsspieler schon Wechselabsichten nachgesagt worden waren. „Manchmal dauert es eben. Er ist ein super Junge“, freute sich auch FC-Manager Jörg Schmadtke. Wie nach jedem Sieg in dieser Saisonphase musste der Manager natürlich die Frage nach der Qualifikation für den Europapokal beantworten. „Ich habe vor vier Wochen das Thema Europa zugemacht und ich werde es nicht mehr aufmachen. Die Entscheidungen fallen im Mai, und wir haben April“, lautete Schmadtkes Antwort, bevor er jeder weiteren Nachfrage den Wind aus den Segeln nahm: „Hätten wir heute verloren, würdet ihr mich jetzt nach der Abstiegsgefahr fragen.“

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