1. FC Köln Markus Anfang sucht Gründe für die Krise

Hamburg · Der Kölner Trainer Markus Anfang sucht nach dem 0:1 in Hamburg Gründe der Krise. Abwehrchef Rafael Czichos spricht von verlorenem Mut.

Nach Siegen tun sich die Beteiligten im Allgemeinen deutlich leichter, Gründe für das Resultat zu nennen, als im Fall von Niederlagen. Sinnhafte Aussagen zu erhalten, wird ganz schwierig, wenn eine sieglose Serie anhält. Das vierte Meisterschaftsspiel des 1. FC Köln in Folge ohne Dreier sorgte nach dem 0:1 in Hamburg für solch im Kern unbeantwortet gebliebene Fragen. Es sei „ein bisschen schwer zu erklären“, woran es gelegen habe, dass nach 15-minütiger Anfangsdominanz seine Mannschaft den Faden verloren habe, gab sich FC-Trainer Markus Anfang ratlos.

Die Gründe für die schwache Vorstellung, die den Kölnern dennoch fast einen Punkt beschert hätte, wäre nicht noch der späte Gegentreffer gefallen, könne er nicht schnell analysieren, gab sich Sportdirektor Armin Veh in diesem Fall ebenfalls verschlossen, um anzufügen: „Das ist auch nicht meine Aufgabe. Ich kann nur sagen, dass man so nicht spielen kann. Wenn man aufsteigen will, muss man etwas ändern.“

Einmal in Fahrt, legte der Sportchef des 1. FC Köln dann aber noch kräftig nach: „Es war ein miserables Spiel von uns, grottenschlecht. Ich will nicht mehr hören, dass der Druck zu groß ist. Das geht mir auf den Keks. Trotz Drucks kann man eine andere Leistung bringen. Das war eine Nicht-Leistung. Das missfällt mir.“ Einen Hinweis, in welche Richtung die Gespräche mit den Spielern zwecks Ursachenforschung in diesen Tagen gehen sollten, gab Rafael Czichos. Mit der ersten HSV-Chance nach einer Viertelstunde sei „bei uns komplett der Mut abhandengekommen“.

Gegentreffer sind alarmierend

Eine mentale, psychologische Angelegenheit also. Wie sonst ist es auch zu erklären, dass Fußballspieler, die ihre Erstligatauglichkeit nachgewiesen haben und fünf Tage zuvor den Champions-League-Teilnehmer Schalke 04 am Rande der Pokalniederlage hatten, selbst einfachste Kombinationen nicht mehr zustande brachten? Auch der Trainer sprach die Probleme an. Einmal mehr habe es individuelle Fehler gegeben. Der Ball sei dem Mitspieler in den Rücken gespielt worden, man habe nach gewonnenen Zweikämpfen den Ball nicht behauptet.

Das war allerdings in Spielen, die dennoch gewonnen wurden, auch bereits der Fall. Aber da waren es die Fehler bei einem Sturmlauf, als Torchancen im Dutzend kreiert wurden. Diesmal konnte von Angriffsfußball keine Rede sein. Außer einem Schuss von Marco Höger nach einer Ecke (58.), bei dem Khaled Narey mit seinem rechten Knie auf der Torlinie klärte, gab es keine einzige gefährliche Einschussmöglichkeit. ereits seit Wochen hat die zunächst von den Gegnern gefürchtete FC-Offensive all ihre Durchschlagskraft verloren. Simon Terodde steht sinnbildlich dafür. Von dem einstigen Strafraumschrecken, der in elf Einsätzen 13 Treffer erzielte, geht keine Gefahr mehr aus. In Hamburg kam er zu einem harmlosen Torschussversuch und 17 Ballkontakten. Doch es liegt am wenigsten an ihm selbst. Was ihm fehlt, sind die Zuspiele der Kollegen.

Ein weiterer Faktor ist auffällig, ja alarmierend: die Gegentreffer in den Schlussphasen. Diesmal verlor der FC in der 86. Minute, zuvor gegen Schalke nahm er in der 89. das 1:1 hin. Auch in Kiel kassierten die Kölner den Ausgleich erst in der 88. Minute. Beim 1:2 gegen Duisburg gelang den Gästen der Siegtreffer in der 73. Minute, danach kam der FC nicht mehr zurück. Und auch beim 3:1 in Bielefeld fing man sich einen späten Gegentreffer (85. zum 1:2) ein. Das deutet alles darauf hin – auch wenn es die Verantwortlichen nicht hören wollen –, dass die Mannschaft konditionelle Probleme hat.

Dazu würde auch ein Statistikwert passen, der beim Spiel in Hamburg auffällig war. Während die HSV-Spieler 123,5 Kilometer liefen, kamen die FC-Profis lediglich auf 115,1 Kilometer, fast achteinhalb Kilometer weniger. Zu einer diesbezüglichen Analyse würde mehr gehören als nur die reine Kilometerzahl, betonte Armin Veh. Allerdings, gestand er auch ein, habe das FC-Spiel durchaus so ausgesehen, als sei weniger gelaufen worden. Letztlich sei die Gesamtleistung „für mich eindeutig zu wenig gewesen“.

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