1. FC Köln Knick in der Leistungskurve bei Timo Horn

Köln · Mit der Verpflichtung des 19-jährigen Nachwuchstorhüters Julian Krahl hat der FC nicht nur für die Zukunft vorgesorgt, die Kölner Verantwortlichen setzten auch ein Signal für die Kölner Nummer eins Timo Horn. Horn blieb in dieser Spielzeit unter seinen Möglichkeiten.

Als der 1. FC Köln am Mittwoch die Verpflichtung von Julian Krahl bekannt gab, war das zunächst einmal eine erfreuliche Nachricht für die U21 des Bundesliga-Aufsteigers. Der hochtalentierte 19-Jährige soll schließlich in der Regionalliga-Reserve zeigen, warum er aktuell das Tor der deutschen U19-Nationalmannschaft hütet.

Krahls Transfer von Leipzig ans Geißbockheim ist aber auch ein Signal für die Zukunft der Torhüterposition beim FC. Eine Aussage von Torwarttrainer Andreas Menger lässt jedenfalls darauf schließen: „Julian ist ein super talentierter Torwart, der in Leipzig erste Erfahrungen im Profibereich gesammelt hat. Bei uns wird er im ersten Schritt in der U21 zum Einsatz kommen, um sich für den Herrenbereich weiterzuentwickeln.“ Will heißen: In der Regionalliga stellt sich Krahl dem Konkurrenzkampf mit dem ebenfalls hoch veranlagten Jan-Christoph Bartels. Auf lange Sicht aber könnte er eine Alternative zu Timo Horn sein.

Auch weil die Nummer eins der Kölner eine schwierige Saison hinter sich hat. 46 Gegentore in 33 Zweitligaspielen und eine ganze Reihe schwerer Patzer wie zuletzt bei den Heimniederlagen gegen Regensburg und Darmstadt dürften Horns Ansprüchen an sich selbst kaum genügen. Immerhin hat der 26-Jährige oft genug davon gesprochen, dass die Nationalmannschaft sein großes Ziel sei und hat diese Ambitionen unter Trainer Peter Stöger auch lange mit Leistung untermauert.

Mit der Abstiegssaison, dem Abgang von Stöger und Torwarttrainer Alex Bade begann dann aber der Knick in Horns Leistungskurve. Eine Abwärtsentwicklung, die sich unter der Anleitung von Andreas Menger in der 2. Liga trotz einer guten Vorbereitung und eines gelungenen Saisonstarts in den ersten Spielen fortsetzte. Der vorläufige Gipfel: Als Horn am vergangenen Sonntag bei der Zweitliga-Meisterehrung im Rheinenergiestadion namentlich aufgerufen wurde, erntete er ausgerechnet an seinem Geburtstag als einziger FC-Profi Pfiffe der Zuschauer. Eine ungewohnte Reaktion für den Torwart, der immer zu den Publikumslieblingen gehörte.

FC-Torwart Horn: Kritik teilweise berechtigt

„Wir haben in dieser Saison viel Kritik abbekommen, teilweise auch zu Recht“, räumte Horn nach dem 3:5 gegen Regensburg ein und sprach dabei im Plural. Es passte irgendwie ins verrutschte Bild, dass er am vergangenen Sonntag den Aufstieg nicht mit der Mannschaft im Flamingo Royal beging. Aufgrund seines 26. Geburtstages feierte er mit seiner Frau Carina und Freund Dominic Maroh nebst Partnerin auf der Galopprennbahn in Weidenpesch. Fakt ist, dass sich der Olympiazweite von 2016 in dieser Zweitliga-Saison nicht weiterentwickelt hat. Dem Vernehmen nach gilt Horn auch nicht unbedingt als der trainingsfleißigste Spieler im FC-Kader und gönnt sich öfter als andere eine Pause.

Mit der Rückkehr in die Bundesliga muss Timo Horn sich auf jeden Fall steigern, um wieder der Rückhalt zu sein, den der FC in Liga eins dringend benötigen wird, um die Klasse halten zu können. Mit Julian Krahl sitzt ihm ein potenzieller Nachfolger schon im Nacken. Eine Konkurrenzsituation, die dem gebürtigen Kölner nur guttun kann. Wer in der kommenden Saison die Nummer zwei wird, steht zwar noch nicht fest. Sollte aber der auslaufende Vertrag von Thomas Kessler verlängert werden, gäbe es keinen neuen Impuls. Druck jedenfalls konnte der 33-Jährige Ersatzmann bislang nicht auf seine Nummer eins ausüben.

Timo Horn steht sogar noch bis 2023 beim FC unter Vertrag. Einen Vertrag, den er vor dem Abstieg verlängerte und damit ein Treuebekenntnis zu seinem Herzensclub abgab. Ein Vertrag, der ihm neben Nationalspieler Jonas Hector und Marco Höger als drittem Kölner aber auch zusicherte, dass der Abstieg keine finanziellen Folgen für ihn hat. Durch den Aufstieg erhält das Trio als Bonus nachträglich den Ausgleich zwischen Erst- und Zweitligagehalt, das etwa bei der Hälfte lag.

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